Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0453 - Die Vögel des Bösen

0453 - Die Vögel des Bösen

Titel: 0453 - Die Vögel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
lesen«, wehrte Zamorra ab. »Für einen Telepathen ist bekanntlich nichts bedrückender, als die kleinen Probleme und Peinlichkeiten anderer Menschen aufgedrängt zu bekommen, also blocken sie sich selbst ab, um ein halbwegs normales Leben führen zu können. Die eigenen Probleme reichen völlig, man muß sich nicht auch noch die anderer Leute aufhalsen. Zweitens solltest du dich daran erinnern, daß du ebenso wie wir über eine mentale Sperre verfügst, die du zwar mit bewußter Willensanstrengung gezielt und vorübergehend aufheben kannst, die andererseits aber verhindert, daß Telepathen, die es ja unter den Dämonen haufenweise gibt, deine Gedanken lesen können. Und diese Sperre können auch die Peters-Zwillinge nicht durchbrechen.«
    Ted nickte. Zamorra hatte vor langer Zeit alle, die zu der kleinen Dämonenkiller-Crew gehörten, durch eine hypnotische Behandlung mit dieser Sperre versehen, die sich schon oft als nützlich erwiesen hatte.
    »Sie sollen es also nicht erfahren.«
    »Noch nicht«, sagte Nicole. »Wir wollen die Mädchen nicht beunruhigen. Immerhin will Gryf Julian töten. Ich glaube zwar nicht, daß er es fertigbringt, und ich nehme auch an, daß er es sich inzwischen anders überlegt, aber allein die Ankündigung könnte eine Menge Unruhe schaffen.«
    »Ich kann Gryf sehr gut verstehen«, sagte Ted Ewigk.
    »Was willst du damit sagen?« fragte Zamorra, dem der seltsame Tonfall seines Freundes aufgefallen war.
    »Nun, als Fürst der Finsternis ist dieser Julian für uns eine Gefahr. Er kennt uns alle nur zu genau.«
    »Er ist doch nur ein paar Wochen hier im Château gewesen«, wandte Nicole ein.
    »Sicher, aber seine Eltern haben ihm garantiert alles über uns erzählt, und so wie ich es mitbekommen habe, ist Julian ein Junge mit einem eidetischen Gedächtnis. Er vergißt nichts, was er jemals aufgeschnappt hat, und wenn es die unwichtigste Einzelheit ist. Also wird er sich auch die Details über uns alle gemerkt haben, und damit kennt er unsere Schwächen. Ich kann Gryf gut verstehen, daß er Julian umbringen will. Ich würde es an seiner Stelle auch tun.«
    »Aber du bist nicht an seiner Stelle«, sagte Nicole. »Und einen Ted Ewigk mit Mordgedanken kenne ich überhaupt nicht.«
    »Mordgedanken?« Ted lachte leise auf. »Einen Dämonen-Fürsten unschädlich zu machen, nennst du Mord? Ermorden kann man nur Menschen, aber diese Höllen-Wesen gehören doch nicht zur Spezies Mensch! Ebensowenig wie Vampire und Werwölfe! Oder nennst du es neuerdings auch Mord, einem Werwolf eine Silberkugel in den Schädel zu jagen oder dem Vampir einen geweihten Eichenpflock ins Herz zu treiben?«
    »Ted, es handelt sich hier um Julian Peters!«
    »Ja!« Wie ein Pistolenschuß klang es. »Ja, Nicole, das weiß ich. Und?«
    »Er ist Roberts und Uschis Kind!«
    »Und sein Vorgänger Leonardo deMontagne gehörte zu Zamorras Ur-Ur-Ur-Ahnen!«
    »Julian ist das legendäre Telepathenkind! Das Wesen, das von der Hölle dermaßen gefürchtet wurde, daß die Dämonen alles versucht haben, es zu töten!«
    »Wer auf dem Chef-Stuhl sitzt, hat auch allen Grund, seinen potentiellen Nachfolger zu fürchten, und oft genug ist dieser Nachfolger vorsichtshalber umgebracht worden!«
    »Komm jetzt nur nicht auf die Idee, den Vergleich mit König Herodes und Jesus Christus zu bringen, denn das ist doch etwas zu weit hergeholt!«
    »Auf diese Idee bin ich wirklich nicht gekommen«, wehrte sich Ted. »Julian in einen biblischen Kontext zu bringen… das geht wohl doch entschieden zu weit! - Nun, Gryf ist ein kluger Kopf, und ceteram censeo …!«
    »Du bist nicht Cicero, und Julian ist nicht Karthago!« brummte Zamorra mißmutig. Er kannte den Spruch ebenfalls aus dem Geschichtsunterricht, dessen Anfang Ted eben zitiert hatte: Ceteram censeo, carthaginem esse delendam! - Übrigens bin ich der Meinung, daß Karthago zerstört werden muß! - eine Floskel, mit der der alte Römer jede seiner Reden im Senat beendete, ganz gleich, welches Thema gerade behandelt wurde. Wehret den Anfängen!
    »Ihr meint also, wir sollen den Jungen einfach gewähren lassen«, sagte Ted aggressiv. »Abwarten, bis die Dämonenhorden unter seiner Führung über uns herfallen! Professor, dieser Julian kann den weißmagischen Abwehrschirm um dein Château, um meine Villa und um dein Landhaus in England mühelos durchschreiten, und jeden anderen Abwehrschirm mit Sicherheit auch! Wenn er sich dazu entschließt, aus seiner Experimentierfreude heraus uns anzugreifen,

Weitere Kostenlose Bücher