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0453 - Die Vögel des Bösen

0453 - Die Vögel des Bösen

Titel: 0453 - Die Vögel des Bösen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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anbahnenden Gegenüberstellung selbst unerkannt folgen zu können. Vermutlich rechnete er damit, daß, wenn der Besucher Tendyke nicht kannte, er ihn für eine hier tätige Amtsperson halten und entsprechend anreden würde.
    Ganz schön clever, unser neuer gewählter Gesetzeshüter! dachte Tendyke grinsend. Er ließ sich hinter dem Schreibtisch nieder.
    Das energische Anklopfen beantwortete er mit einem ebenso energischen ›Herein‹, wie er es von sich zu geben pflegte, wenn er sich ausnahmsweise mal wieder in der Chefetage seines Konzerns aufhielt.
    Der Besucher trat ein.
    Die beiden Männer sahen sich an. Calderone! durchzuckte es Tendyke.
    Er erkannte den Mann auf Anhieb. Rico Calderone, dessen Vorfahren einst aus Italien eingewandert waren und der jetzt im Bereich der TI für Werkschutz und Sicherheitsdienst verantwortlich war. Auf Politik und Staatswesen übertragen, wäre er wahrscheinlich so etwas wie ein Geheimdienst-Chef.
    »Howdy, Rico!« sagte Tendyke freundlich.
    Das Gesicht des untersetzten, schwarzhaarigen Mannes verfinsterte sich. »Ich denke, so vertraut sind wir miteinander noch nicht, Sir«, erwiderte er schroff. »Bancroft sagte mir, ich würde in diesem Büro Mister Tendyke gegenübergestellt werden. Wo ist er?«
    Tendyke erhob sich.
    »Rico…«
    Calderone winkte ab. »Was soll der Quatsch?« stieß er hervor. »Glauben Sie im Ernst, daß Sie meine Zeit in dieser Form einfach verschwenden können? Sagen Sie Ihrem famosen Sheriff Bancroft, daß ich mich selbst besser auf den Arm nehmen kann, als er es versucht. Hat mich nicht gefreut, Sie kennenzulernen…«
    Er wandte sich zur Tür um.
    Tendyke kam um den Schreibtisch herum. »Calderone!« fauchte er den Sicherheitsbeauftragten schroff an. »Calderone, bleiben Sie stehen! Was soll diese Farce?«
    »Das möchte ich eher Sie fragen, Mister«, sagte Calderone. »Scherze dieser Art mag ich nicht. Das war's dann ja wohl.«
    Tendyke holte ihn ein, faßte nach Calderones Arm. »Rico, haben Sie den Verstand verloren oder leiden Sie an Gedächtnisverlust? Sie wissen doch verdammt genau, wer ich bin! Sie haben doch Loewensteen hunderttausend Dollar dafür bezahlt, daß…«
    Calderone duckte sich leicht, kreiselte herum und schwang die Faust. Tendyke reagierte instinktiv. Er wehrte ab und führte den Gegenangriff durch. Was Calderone von seinen Leuten verlangte, brachte er auch selbst auf die Bühne, aber Tendyke war doch noch eine Spur besser geschult und schneller, weil das beste Überlebenstraining ein Leben in totaler Wildnis mit tausenderlei Gefahren ist. Noch ehe Calderone zuschlagen und sich damit von Tendykes Griff um seinen Arm befreien konnte, flog er bereits durch die Luft und landete krachend zwischen Tendyke und Schreibtisch auf dem Teppich. Er federte sofort wieder hoch, ging in Abwehrstellung…
    Bancroft und zwei seiner Deputies traten ein.
    »Genug«, bellte der Sheriff. »Es reicht jetzt!«
    Tendyke trat ein paar Schritte zurück. Er sah zu, wie einer der Deputies Calderone auf die Beine half.
    »Wer ist dieser Verrückte, Bancroft?« fragte Calderone und deutete auf Tendyke.
    »Sie kennen ihn also nicht?« fragte Bancroft. »Sie wissen nicht, wer er ist? Sie können ihn nicht identifizieren?«
    »Dreimal nein«, sagte Calderone.
    »Sie sind verrückt«, entfuhr es Tendyke. »Rico, wenn Sie mich nicht kennen, warum haben Sie dann Loewensteen beauftragt, mich…«
    Calderone tippte sich an die Stirn. »Mir reicht es«, sagte er kalt. »Ich habe es nicht nötig, meine Zeit mit solchem Schwachsinn zu vergeuden. Hat diese Figur wirklich behauptet, Tendyke zu sein, oder unterliege ich gerade einem Informationsfehler?«
    »Ich bin Tendyke«, knurrte der Abenteurer. »Verdammt, Calderone…«
    Der winkte ab. »Ich habe diesen Mann nie in meinem ganzen Leben gesehen!«
    »Und woher kannte er seinerseits Sie und konnte sogar Ihren Vornamen nennen?«
    Calderone lachte spöttisch auf. »Sheriff, kriechen Sie diesem Hochstapler doch nicht auf den Leim. Von jemandem in meiner Position gibt es Fotos. Sie kennen doch auch den Präsidenten beim Vornamen, oder? Bancroft, wenn Sie schlau sind, sperren Sie den Vogel ein.«
    »Sie können ihn also nicht als Robert Tendyke identifizieren?« vergewisserte sich der Sheriff.
    »Natürlich nicht«, lachte Calderone. »Wer dieser Mann ist, weiß ich nicht, aber ich weiß, was er ist: ein geschickter Betrüger, der seine zugegebene äußerliche Ähnlichkeit ausnutzt, um ein Milliardenvermögen an sich zu bringen.

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