0454 - Sechs Bomben in der City-Bar
City Police ist ein mit Leuchtgas geheizter Heißwasserboiler im Badezimmer der Apartmentwohnung in die Luft geflogen. Nähere Einzelheiten wurden noch nicht bekannt.«
Die Meldung stand auf der ersten Seite. Nicht zu übersehen.
»Henry ist tot«, sagte Marylin Webster laut.
Richard Webster, der Mann, der sie lange nach ihrer Platenberg-Affäre geheiratet hatte, schaute sie wortlos an.
»Es steht in der Zeitung. Auf der ersten Seite«, fügte sie hinzu. »Der Gasboiler in seinem Badezimmer ist in die Luft geflogen!«
»Ach…« sagte er.
Nach einer kurzen Pause räusperte er sich vernehmlich.
»Gehst du zu seiner Beerdigung? Jetzt, da er tot ist, habe ich nichts mehr dagegen, wenn du dich noch einmal mit ihm triffst.«
Sie legte die Zeitung beiseite und trat ganz nahe an ihren Mann heran. Einen Augenblick betrachtete sie ihn lauernd.
»Ganz gleichgültig wird dir sein Tod trotzdem nicht sein«, sagte sie.
»Wieso?« .
»Henry hat schon damals eine Lebensversicherung über 10 000 Dollar zu meinen Gunsten abgeschlossen!«
Websters Reaktion überraschte die Frau.
»Stimmt nicht«, sagte er gelangweilt und lächelte sie an. »Im Falle eines Unfalltodes sind es nämlich 20 000!«
Durch Marylin Websters Körper ging ein Ruck.
»Du weißt das?«
Er gähnte gelangweilt.
»Ich weiß das schon ziemlich lange!«
»Hast du etwa…«
Sie wich langsam vor ihm zurück, bis sie mit dem Rücken an der Wand stand.
Webster schaute seine attraktive und viel jüngere Frau nachdenklich an. Dann schüttelte er langsam den Kopf.
»Du hast eine rege Phantasie«, meinte er.
»Ich bin zwar Installationsfachmann, aber ich wüßte nicht, wie ich in Platenbergs Laden gekommen sein sollte. Du weißt, daß wir uns nicht gerade freundschaftlich gegenüberstanden.«
»Es war nicht in seinem Laden«, stellte sie richtig. »Es passierte in seiner Wohnung.«
»Die befindet sich doch hinter seinem Laden?«
»Nein«, sagte Marylin Webster und strich sich eine Locke ihrer schwarzen Haare aus dem Gesicht. »Er hat seit einiger Zeit eine neue Wohnung.«
»Interessant«, sagte er. »Und du weißt natürlich sehr gut, wo die sich befindet?«
***
Wieder lag eine schwüle Nacht über der riesigen Stadt.
Der Lieutenant Hector Crossmann hatte diese Nacht als Nachtdienst-Officer vor sich.
Und das Telefon klingelte. »Mordabteilung Queens, Lieutenant Crossmann!« meldete er sich.
»n’ Abend«, antwortete die Telefonstimme, auffallend hart klingend, »hier ist Wieczorski.«
Crossmann wartete.
»Bin ich Geschäftsführer von der City-Bar. Müssen Sie entschuldigen, Officer, aber meine Angestellten haben mich beunruhigt…«
»Sind Sie da bei mir richtig? Hier ist die Kriminalpolizei!« brummte Crossmann, der das Nachtlokal »City-Bar« und die dort üblichen Beunruhigungen kannte und deshalb einen Streifenwagen der uniformierten Polizei für zweckmäßiger hielt als einen Anruf bei seiner Dienststelle.
Dann aber wurde er sehr aufmerksam.
»Es geht«, sagte Wieczorski, »um diese Explosion bei Mister Platenberg.«
»Kennen, beziehungsweise kannten Sie ihn denn?«
»Natürlich«, sagte Wieczorski, »war er Lieferant von mir, und Stammgast war er auch. Noch letzte Nacht…«
»Was war letzte Nacht?« unterbrach Crossmann gespannt den Mann mit der harten Aussprache.
»Ist es mir sehr unangenehm, aber hat Personal strenge Anweisung, mit den Gästen nicht zu, na ja, Sie wissen schon. Aber Personal hat mich beunruhigt, wegen Pussy.«
»Wer ist Pussy?«
»Pussy ist neue Gesellschaftsdame bei uns!«
»Na und?«
»Lieutenant, ist nur der arme Platenberg umgekommen? Oder noch jemand?«
»Wie kommen Sie darauf?« fragte Crossmann.
»Ist es mir sehr unangenehm. Sagte ich ja, Personal hat strenge Anweisung…«
»Kommen Sie doch zur Sache! Was wollen Sie?«
»Pussy ist letzte Nacht, es war nicht allzuviel Betrieb, die Hitze, wissen Sie, also, Pussy ist mit dem armen Mister Platenberg fortgegangen.«
»Weiter!« forderte Crossmann.
»Sie ist heute abend nicht gekommen zur Arbeit, Officer, und die anderen Mädchen…«
»Ist das bei ihr schon öfter vorgekommen, daß sie nicht zur Arbeit kam?«
»Nein«, sagte Wieczorski, »noch nie. Aber war sie auch nur drei Tage bei uns.«
»Ich komme sofort zu Ihnen!« Crossmann nahm einen Dienstwagen, den er allerdings etliche hundert Yard von dem Nachtlokal entfernt abstellte.
Wenige Minuten später stand Hector Crossmann im Halbdunkel der City-Bar in der 47. Avenue, fast genau gegenüber
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