0454 - Sechs Bomben in der City-Bar
Pinzette auf diesen kleinen weißen Punkt.
»Das ist Emaille«, sagte er.
Langsam dämmerte es mir. Das kleine Stück Emaille saß in der Vertiefung, die das gebogene Blechstück bildete.
»Es sitzt innen!« sagte ich.
»Genau!« bestätigte Dixon. »Und das bedeutet, daß der Gasboiler nicht explodiert ist, obwohl er von einer Explosion zerstört wurde.«
»Eine Explosion, die von außen auf ihn einwirkte!« warf Phil ein.
»Ja. Der Boiler wurde vermutlich durch eine Bombe oder dergleichen zerstört. Dies ist mein eindeutiges Urteil«, nickte Dixon.
Damit war der Mord an Platenberg bewiesen. Crossmann telefonierte mit seinem Chef, und dann sprachen wir mit Mr. High, dem Chef des New Yorker FBI-Distrikts. Es dauerte nur wenige Minuten — dann hatten wir den Fall.
Anschließend fuhren wir alle zusammen zu der zerstörten Wohnung Platenbergs.
Dixon untersuchte jeden Quadratzoll des Trümmergewirrs.
Mit zwei Umschlägen kam er zu uns in den Wohnraum, den wir inzwischen ebenfalls genau untersucht hatten, ohne besondere Anhaltspunkte zu finden.
Aus einem dieser Umschläge schüttelte Dixon vorsichtig einen kleinen weißen, merkwürdig geformten Knopf. Er hatte eine geriffelte Oberfläche, und in die geriffelte Fläche war ein winziger Pfeil gepreßt.
»Kennst du das?« fragte Dixon.
»Gesehen habe ich es schon…« sagte ich nachdenklich.
Dixon grinste.
»Es ist immer so, Dinge, die man täglich in einer bestimmten Form sieht, erkennt man in einer anderen Form nicht mehr wieder. Dies ist der Druckknopf einer Spraydose!«
»Haarspray?« fragte Phil.
Dixon schüttelte den Kopf. Er ließ den Druckknopf in den Umschlag zurückgleiten und schüttelte aus dem anderen Umschlag ein Stück Blech heraus.
Es war viel dünner als das Blech vom Boiler, aber es war nicht so dunkel, eher bläulich.
»Das ist der Überrest einer Spraydose. Darin war kein Haarspray. Ich habe nur einmal daran gerochen, und ich lege meine Hand dafür ins Feuer, daß unsere Chemiker mir bestätigen werden, was ich gerochen habe.«
»Was?« fragten Crossmann, Phil und ich wie aus einem Munde.
»TNT!« sagte Dixon nur.
Er brauchte uns den Begriff nicht zu erläutern, jeder von uns kannte diese drei Buchstaben als Kurzbezeichnung für den hochbrisanten Sprengstoff.
***
Phil ließ sich in einen grünbezogenen Sessel fallen und schaute sich um. Noch ehe er einen ersten Eindruck von der City-Bar gewonnen hatte, raschelte es neben ihm.
Eine gutgewachsene Serviererin in einem grünen Katzenkostüm stand neben ihm.
»Sir?« Sie schob ihm eine in der Dunkelheit kaum lesbare Getränkekarte über den Tisch.
»Die Dame von der Bühne hätte ich gern, und wenn es die nicht zum Verzehr gibt, einen doppelten Bourbon!«
»Die Wünsche unserer Gäste sind uns Befehl!« kicherte das Katzengirl und entfernte sich auf leisen Pfoten.
Sie kam nicht zurück.
An ihrer Stelle erschien ein weibliches Wesen im Abendkleid mit einem Tablett auf dem zwei Whikygläser standen.
Phil erkannte sie sofort wieder. Es war die Dame, die vorher auf der Bühne den Versuch eines Tanzes unternommen hatte.
»Oh«, sagte Phil, »servieren können Sie auch?«
Sie lächelte.
»Ich heiße Denise.«
Er bot ihr einen Platz neben sich an und war mit der Entwicklung des Abends recht einverstanden.
Sie redeten belangloses Zeug, das man in solchen Situationen zu reden pflegt. »Manchmal ist es direkt langweilig«, meinte Denise, »dann sitzt man hier und weiß nicht, worüber man reden soll. Aber jetzt gibt es ja genug über Platenberg zu reden.«
»Platenberg?« Phil stellte sich unwissend.
Sie erzählte ihm kurz das, was der Öffentlichkeit bekannt war. Dann schimpfte sie auf die Polizei.
»Die Kerle haben doch keine Ahnung! Da ist doch nicht nur Platenberg in die Luft geflogen, sondern auch diese Pussy.«
Ohne daß Phil etwas zu fragen brauchte, erzählte Denise alles, was sie über die Dame Pussy wußte. Es war nicht viel, und es deckte sich mit dem, was auch Crossmann bereits ermittelt hatte.
Phil überlegte schon, ob er sich zu erkennen geben und gezielte Fragen stellen sollte. Aber Denise hatte ein stark ausgeprägtes Mitteilungsbedürfnis.
»Wissen Sie«, berichtete sie, »ich kann Hitze so schlecht vertragen und bekam in der vorletzten Nacht Kopfschmerzen. Gleich nach meinem Auftritt bat ich deshalb Wieczorski, mich gehen zu lassen. Ich ging hinaus auf die Straße und schlenderte bis zur nächsten Ecke, um nach einem Taxi zu schauen. Da sah ich Platenberg aus
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