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0455 - Der Lord und die Geister-Lady

0455 - Der Lord und die Geister-Lady

Titel: 0455 - Der Lord und die Geister-Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Glenda ging zurück in ihr Büro. Von dort aus rief sie: »Der Mann heißt Gilbert Crane. Er ist Butler.«
    »Kenne ich nicht.«
    »Kann ich mir denken.«
    Crane war pünktlich. Glenda und ich konnten unsere Unterhaltung nicht fortsetzen. Wenig später, als er angemeldet worden war, brachte Glenda ihn in mein Büro, wo ich mich erhob, dem Besucher die Hand gab und mich vorstellte.
    »Dann bin ich bei Ihnen richtig, Mr. Sinclair.«
    »Kommt darauf an. Darf ich Ihnen etwas zu trinken anbieten?«
    »Vielleicht einen Kaffee.«
    »Wird gemacht.« Glenda schloß die Tür, Crane nahm Platz. Er war schon älter. Ich schätzte ihn auf knapp 60. Ein wenig untersetzt, mit einem runden Gesicht und einer Halbglatze. Die Augen aber blickten wachsam, dieser Mann war kein Phantast.
    »Was haben Sie auf dem Herzen, Mr. Crane?« erkundigte ich mich freundlich.
    Er begann mit seinem Bericht. Es wurde eine halbe Lebensbeichte, bevor er zum Thema kam. Er hatte einfach so weit ausholen müssen und sprach dann über seine Arbeitgeber, die Danfords.
    Sehr intensiv redete er auch über das Hobby des Lords, und da hörte ich schon genauer hin. Gespannt wurde ich, als er auf die jüngste Vergangenheit zu sprechen kam und auf seine Flucht aus dem Hause der Adeligen.
    Ich stellte Zwischenfragen, hakte immer wieder ein und erfuhr alle Einzelheiten.
    »Zombie!« flüsterte der Butler. »Die Lady ist für mich ein Zombie.«
    »Eine lebende Leiche also?«
    »Ja.«
    »Aber sie hat geatmet. Sie konnte auch reden, wie ich hörte«, hielt ich dagegen.
    »Sicher.«
    »Dann war sie kein echter Zombie.«
    Unser Kaffee kam. Erst nachdem Crane getrunken hatte, stellte er seine nächste Frage. »Was verstehen Sie denn unter einem Zombie? Vielleicht das, was man vor Monaten in diesen komischen Filmen gesehen hat?«
    »Zum Beispiel.«
    Crane schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Mr. Sinclair. So war sie nicht. Sie hat geredet, der Lord wollte sie töten, da hat sie nur gelacht.«
    »Haben Sie die Lady sehen können?« fragte ich.
    »Nicht genau. Sie saß mit dem Rücken zu mir. Aber sie sprach mit einer normalen Stimme und von einer komischen Sonne, die sie angeblich verbrannt haben soll.«
    Ich hakte dort wieder ein. »Das erwähnten Sie bereits, Mr. Crane. Was war das für eine Sonne?«
    »Eine rote.«
    »Genauer!« forderte ich ihn auf. »Bitte, Mr. Crane, Sie müssen sich jetzt erinnern.«
    Er dachte nach, knetete seine Wangen. Ich sah Ringe unter seinen Augen. Sie hatten sich scharf in die Haut eingegraben. »Eine rote Dämonensonne, mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Ich bin dann auch verschwunden und werde nicht mehr zurückkehren.«
    »Das kann ich verstehen«, erwiderte ich lächelnd. »Nur eines hätte ich noch gern gewußt. Nennen Sie mir doch die Adresse Ihrer Arbeitgeber. Wohnen Sie hier im Großraum London?«
    »Nein, in Mittelengland. Nördlich von Derby, in den Hills. Dort liegt das Gut der Danfords.«
    »Das ist zu finden.«
    Der Butler schaute mich überrascht an. »Dann wollen Sie sich des Falls annehmen, Sir?«
    »Natürlich.«
    Crane atmete erleichtert aus und wischte über sein Gesicht. »Es tut gut, wenn man jemand kennenlernt, der für gewisse Sorgen Verständnis aufbringt. Wissen Sie das?«
    »Ich kann es mir vorstellen.«
    »Aber mich werden Sie dort nicht mehr treffen. Ich werde den Danfords telefonisch Bescheid geben, daß sie auf meine Mitarbeit verzichten müssen. Unter diesem seelischen Druck kann ich einfach nicht arbeiten, wenn Sie verstehen.«
    »Das ist klar.«
    Gilbert Crane stand auf. »Falls noch Fragen offen sind, ich gebe Ihnen meine Telefonnummer, wo Sie mich erreichen können. Ich habe mich in einem kleinen Hotel einquartiert.«
    Ich steckte die Karte ein und begleitete ihn zur Tür. Glenda brachte den Besucher dann hinaus.
    Ich aber blieb sehr nachdenklich hinter meinem Schreibtisch sitzen. Was dieser Mann mir berichtet hatte, konnte sich zu einer brisanten Zeitbombe entwickeln.
    Behalten hatte ich alles, doch eine Bemerkung interessierte mich besonders. Die Lady hatte von einer roten Dämonensonne gesprochen. Eine solche Sonne war mir bekannt.
    Sie spielte in der japanischen Mythologie eine ungemein große Rolle. Wenn man von der Dämonensonne sprach, kam man automatisch zu Amaterasu, der Sonnengöttin.
    Und von dort war es kein allzu großer Schritt bis zu Shao, der letzten in der langen Ahnenreihe.
    Sollte es zwischen dem Besuch des Butlers und dem Verschwinden von Shao einen Zusammenhang geben?
    Wenn ja, wäre

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