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0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing

Titel: 0457 - Heiße Sehnsucht nach Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
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Etage gab es unmittelbar vor den sechs Fahrstühlen eine übergroße Halle, von der jeweils vierzehn Türen zu den einzelnen Apartments führten. Wir suchten auch hier den Hausmeister oder Hausverwalter und fanden ihn schnarchend an einem winzigen Schreibtisch hinter einer Tür mit der obligaten Inschrift »Office«.
    Phil räusperte sich vernehmlich. Der Hausmeister — ein junger Mann von höchstens fünfundzwanzig Jahren — rollte den Kopf von der rechten in die linke Ellenbogenbeuge seiner angewinkelten Arme und setzte das Schnarchen ohne Unterbrechung fort.
    Ich zog die Tür erneut auf und bumste sie hörbar zu. Der Schlafende ließ sich keineswegs beeindrucken.
    Auf dem Schreibtisch lag eine Fußballzeitschrift. Ich knallte die Tür ein zweitesmal ins Schloß und röhrte dabei im Begeisterungsgebrüll eines Fußballenthusiasten:
    »Tooor!«
    »Wer? Nymers oder Cackton?« rief der Hausmeister und schoß in die Höhe. Verständnislos sah er sich um. Dann runzelte er die Stirn und murmelte dumpf: »So was Verrücktes! Ich könnte schwören, daß ich hörte, wie mein Freund ,Tor!‘ gerufen hat. Dabei ist er gar nicht da. Entschuldigen Sie. Was kann ich für Sie tun?«
    Phil überreichte abermals seine Dokumente. Der junge Bursche grinste auf eine fast unverschämte Art.
    »Ach, die Batfield«, meinte er wegwerfend. »Kein Wunder. Die treibt es wirklich ein bißchen zu toll. Heute hat sie sogar eine Freundin mitgebracht. Muß ja eine tolle Party sein, die sie da mit den beiden finsteren Gestalten vorhat.«
    »Mit was für finsteren Gestalten?« fragte ich interessiert.
    »Na, die vor ungefähr zwei Stunden gekommen sind! Ausgebeulte Jacketts hier auf dieser Seite.«
    Er zeigte an die Stelle, wo Gangster und Detektive eines gemeinsam haben, nämlich die Schulterhalfter.
    »Zuerst dachte ich ja, es wären Detektive«, fuhr er fort. »Aber mit den Gesichtern, no, das ist unmöglich. Die würden ja jeden Morgen versehentlich von den Kollegen festgenommen, wenn sie im Office den Dienst antreten wollen. Die reinsten Steckbrief-Visagen, die Sie sich denken können. Ich frage mich nur, was das kleine Mädchen bei dieser Gesellschaft soll.«
    Mein Herz machte einen Sprung.
    »Ein kleines Mädchen?« rief Phil und wurde blaß. »Wie alt ungefähr?«
    »Zehn oder elf Jahre, würde ich sagen.«
    Ich ließ mich auf den nächsten Stuhl fallen. Kein Zweifel. Wir hatten Dorothy 'Cambers gefunden. Aber es waren zwei Gangster bei dem Kind.
    ***
    »Damit es keine Mißverständnisse gibt«, sagte Lionel Batters mit zynischem Grinsen, »ihr müßt mich ertragen. Wenn ihr mich umbringt, schickt ein gewisser Anwalt, sobald er von meinem Tod in der Zeitung liest, einen gewissen Brief zum FBI.«
    »Was für einen Brief?« fragte Chester mißtrauisch.
    »Einen Brief, den ich geschrieben habe. Es steht alles genau drin, was ihr angestellt habt: den Juwelierladen und die Briefmarkenhandlung. Tonio Spelatti, Mort Lee Chester und Carlo Veraldez. Drei Gentlemen mit Gangsterbanden tun sich auf einmal mit einem ›Komitee gegen die Technik‹ zusammen und machen damit sehr lohnende Geschäfte. War ja schließlich alles meine Idee. Oder gibt es jemand, der das bestreiten will?«
    Batters sah sich drohend um. Veraldez schüttelte eilig den Kopf.
    »Natürlich nicht, Lynn, das wissen wir doch. Es denkt auch niemand dran, dir ein Haar zu krümmen. Du hast den Plan ausgearbeitet, und demnach steht dir auch ein Anteil zu, das ist doch selbstverständlich.«
    »Wie großzügig«, spottete Batters. »Jetzt möchte ich nur noch hören, ob ihr euch heute schon auf die faule Haut legen wollt. Im Schlafzimmer konnte ich leider nicht alles verstehen von eurem Gespräch.«
    Veraldez wurde eifrig, während er ab und zu nach der Pistole schielte, die ihm Batters abgenommen hatte.
    »Wir haben uns genau nach deinem Plan gerichtet, Lynn«, versicherte er. »Nur mußten wir Ben Ale stumm machen. Der Kerl sprach zuviel im Suff. Aber die dritte Versammlung des Komitees ist bereits vorbereitet. Deswegen rechnet die Polizei sowieso noch mit Unruhen heute nacht. Das heißt, daß sie abgelenkt ist. Wir wollen noch eine Kleiderfabrik ausräumen, die…«
    »Kleiderfabrik!« höhnte Batters und verdrehte die Augen. »Kleiderfabrik! Warum versucht ihr nicht, ein Bergwerk zu stehlen oder ein Hüttenwerk mit Hochöfen abzubauen und zu verhökern? Hat man so was schon gehört! Haben die besten Chancen, diese Idioten, aber sie sind zu dumm, um was Gescheites damit anzufangen!

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