Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
046 - Penelope von der 'Polyantha'

046 - Penelope von der 'Polyantha'

Titel: 046 - Penelope von der 'Polyantha' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
Vom Netzwerk:
Zeit genug dazu.«
    Es wurde wieder Tag - das Warten war sehr langweilig. Die einzige Unterbrechung brachte die Flut.
    Um zehn Uhr abends hörte John, der am Eingang der Höhle stand, das leise Geräusch eines Motorbootes, und bald darauf knirschte ein Kiel im Sand.
    »Ist alles in Ordnung, John?«
    »Ja, es ist alles gut gegangen.«
    »Kommt schnell an Bord, wir haben eine weite Fahrt. Die ›Polyantha‹ liegt zehn Meilen weit draußen auf See. Glücklicherweise ist das Meer spiegelglatt.«
    John ging in die Höhle zurück und rief alle zusammen.
    Der Korb war schon gepackt, und ein paar Minuten später waren sie in dem Motorboot, das in die offene See hinaussteuerte.
    Es war schon fast Mitternacht, als sie am Fallreep anlegten. Cynthia wurde unterwegs seekrank und war froh, wieder an Bord des großen Schiffes zu kommen. Auch Penelope freute sich auf ihr schönes, weiches Bett.
    Sie sah John nicht mehr, sie war zu müde und schlief schon lange, bevor die ›Polyantha‹ ihre Fahrt wieder aufnahm.
    In der Nacht wurde sie durch das Heulen der Sirene aufgeweckt und schaute durch das Kabinenfenster hinaus. Das Schiff fuhr mit beträchtlich verminderter Geschwindigkeit durch eine dichte Nebelbank.
    Als sie am nächsten Morgen erwachte, schien die Sonne hell in ihre Kabine herein. Die Uhr neben ihrem Bett zeigte halb elf, und dicht neben der Tür stand ein Tablett. Der Kaffee war schon ganz kalt und das Toastbrot trocken und unschmackhaft geworden. Sie zog schnell ihren Morgenrock an und klingelte.
    Gleich darauf klopfte es an die Tür, und John wünschte ihr guten Morgen.

17
    »Ich dachte, Sie schliefen noch. Ich habe Ihnen frischen Kaffee gebracht. Bitte denken Sie aber in Zukunft daran, daß Sie Ihre Kabine nachts verschließen müssen.«
    »Ich war so müde«, entschuldigte sie sich, als sie das Tablett an der Tür in Empfang nahm. »Wo sind wir jetzt?«
    »Irgendwo auf See. Ich war niemals ein großer Mathematiker, und Navigation ist für mich ein Buch mit sieben Siegeln. Soweit ich es beurteilen kann, fahren wir nach Südwesten, mit Kurs auf die Kanarischen Inseln. Aber beeilen Sie sich jetzt bitte und ziehen Sie sich an. Mr. Orford möchte Sie gern sprechen.«
    Seine Stimme klang heute merkwürdig schüchtern und verlegen. Mr. Orford erwähnte er hastig und abgerissen, und er war schon verschwunden, ehe er den Satz noch ganz beendet hatte.
    Penelope war sehr verwundert - von dieser Seite hatte sie ihn noch nicht kennengelernt.
    Als sie das Deck entlangging, fand sie Mr. Orford in seinem Lieblingsstuhl unter einem Sonnenschirm sitzen, den man für ihn aufgespannt hatte. Er sah nicht sehr vergnügt aus, und sie glaubte, noch mehr Falten in seinem Gesicht zu entdecken. Seine Augen lagen tief, und seine großen Hände, die er gewöhnlich über dem Bauch faltete, waren unruhig.
    »Guten Morgen. Nehmen Sie bitte Platz.«
    Sie war neugierig, was er ihr wohl zu sagen hätte.
    »Miss Pitt«, begann er nach einem nervösen Räuspern, »man rechnet bei allen Organisationen wegen der menschlichen Schwächen und Irrtümer mit zehn Prozent Fehlern. Ich kann wohl eine Reise von London nach Konstantinopel, nach Belgrad, nach Jaffa, nach Cincinnati oder sonstwohin organisieren, bei der alles bis auf die Minute klappen wird. Aber wenn ich eine Reise von London nach Gibraltar zu arrangieren habe und der Mann, der diese Reise unternimmt, in Cordoba unterbricht, um sich die Kathedrale anzusehen, und dabei ein hübsches junges Mädchen trifft, sie zum Essen einlädt und dadurch den Zug versäumt, dann, ist natürlich alle Disposition umsonst ...« Er biß wütend das Ende einer Zigarre ab und steckte sie an, bevor er weitersprach. »Miss Pitt, durch Ihr Dazwischentreten ist die Ausführung meines Planes sehr gefährdet, ja, fast unmöglich geworden.«
    »Durch mein Dazwischentreten?«
    »Ja. Wir wären nicht nach Vigo gegangen, wenn Sie nicht Kleider notwendig gehabt hätten, und Sie hätten keine Kleider gebraucht, wenn Sie nicht an Bord gekommen wären. Dadurch ist alles in die Binsen gegangen.«
    »Das tut mir sehr leid, Mr. Orford. Aber ich kenne ja Ihren Plan nicht und weiß nicht, warum Sie über den Atlantischen Ozean fahren. Sicher haben Sie einen guten und triftigen Grund dazu, und ich fühle, daß ich in gewisser Weise dafür verantwortlich bin, daß Sie Ihre Pläne ändern mußten. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann -«
    »Das können Sie wirklich«, sagte er und schaute auf die See hinaus. »Sie könnten John

Weitere Kostenlose Bücher