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046 - Penelope von der 'Polyantha'

046 - Penelope von der 'Polyantha'

Titel: 046 - Penelope von der 'Polyantha' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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seine Stellung an Bord eine andere geworden, und er mußte jetzt wie ein gewöhnlicher Matrose arbeiten. Sie eilte hin und rief ihn herunter. In demselben Augenblick erschien auch der Captain oben.
    »Wo wollen Sie hin?« fragte er.
    »Schnell!« rief Cynthia, und Hollin gehorchte.
    Trotz seines Alters war der Captain sehr behende, und er lief rasch hinter ihm den Gang entlang. Aber plötzlich blieb er stehen: Mr. Dorban hatte die Pistole auf ihn gerichtet.
    »Wenn Sie rufen, schieße ich Sie nieder«, sagte Arthur. »Gehen Sie hier hinein!« Er zeigte auf die Kapitänskabine.
    »Was haben Sie gemacht?« fragte der alte Mann vorwurfsvoll.
    Neben der Kabine lag ein kleiner Baderaum, in den der Captain eingeschlossen wurde.
    »Was ist denn los?« fragte Hollin, der die veränderte Situation nicht gleich begriffen hatte.
    »Nehmen Sie das«, sagte Dorban und gab ihm ein Gewehr. »Cynthia, du bleibst hier und bewachst den Captain.«
    Er eilte die Treppe zum Deck hinauf. Hollin folgte ihm etwas verstört, er fühlte sich nicht recht wohl.
    Mr. Orford sprach gerade mit Penelope, als Arthur erschien.
    »Was wollen Sie? Sie sollen doch unten in Ihrer Kabine bleiben!«
    Plötzlich sah er die Pistole in Arthurs Hand.
    »Bei dem geringsten Laut sind Sie ein toter Mann!« drohte Mr. Dorban. »Bewachen Sie diese beiden, Hollin, bis ich mit den Leuten oben fertig bin!«
    Auf dem Bootsdeck befanden sich nur ein Matrose und der Steuermann. Dorban wußte, daß er den Leuten der Besatzung keine große Beachtung zu schenken brauchte. Die einzigen Waffen an Bord waren nun in seinem Besitz, höchstens Bobby und John konnten noch Waffen bei sich führen. Aber er hatte Glück, denn er fand die beiden auf der Kommandobrücke im Gespräch mit dem Zweiten Offizier.
    »Hände hoch!«
    John wandte sich schnell um und sah sich von der Mündung einer Pistole bedroht.
    »Es ist nicht notwendig, Ihnen ausdrücklich zu erklären, daß ich dem Gesetz nach berechtigt bin, jeden von Ihnen sofort niederzuschießen. Drehen Sie sich um!«
    John gehorchte; er ahnte, was geschehen war, und wußte, daß im Augenblick jeder Widerstand nur zu schweren Zusammenstößen führen würde. Dorban legte ihm und Bobby Handfesseln an.
    »Nun, mein Herr«, wandte er sich an den Offizier. »Sie wissen, daß Sie jetzt in einer sehr ernsten Lage sind. Ich habe den Captain verhaftet, und Sie können den Folgen Ihrer ungesetzlichen Handlung nur entgehen, wenn Sie meine Anordnungen befolgen.«
    Der Offizier war ein großer, hagerer Mann mit verbissenem Gesichtsausdruck. »Was verlangen Sie von mir?« fragte er.
    »Sie werden das Schiff nach England zurücksteuern!«
    »Das können Sie selbst tun«, sagte der Offizier. »Sie machen sich hier der Seeräuberei schuldig, und wenn die Sache böse Folgen hat, dann haben Sie das selbst zu verantworten.« Er stellte den Maschinentelegrafen auf ›Stop‹ und ging an Arthur vorbei nach hinten in seine Kabine.
    Arthur war wütend über diesen Mißerfolg. Aber es blieb ja noch der Steuermann. Nachdem er seine Gefangenen unten eingeschlossen hatte, kehrte er nach oben zurück und hatte eine lange Unterredung mit dem Mann, in deren Verlauf er ihn überredete, seinen Anweisungen zu folgen.
    Als er wieder hinunterkam, fand er seine Frau an Deck. Hollin stand neben ihr. Er hatte sich gleich über den Whisky hergemacht, war begeistert und sah das Leben im Augenblick von der rosigsten Seite an.
    »Ich habe den Steuermann bestimmt, nach Cadiz zu fahren«, sagte Arthur. »Die Ingenieure und Heizer haben sich ebenfalls bereit erklärt, auf ihrem Posten zu bleiben. Auf diese Weise können wir alles zu unseren Gunsten wenden.«
    »Und was wird aus dem Mädchen?« fragte Cynthia.
    Er zuckte mit den Schultern. »Sie ist in ihrer Kabine.«
    »Bist du denn so dumm, sie auch nach Cadiz mitzunehmen? Denk doch daran, daß sie die Banknoten und die Radierungen gesehen hat! Denk daran, daß ich versucht habe, sie zu ertränken!«
    »Wer wird denn ihren Aussagen Glauben schenken?« fragte er eigensinnig. Aber sie kannte ihn zu gut, um nicht zu wissen, daß er sich sehr unbehaglich fühlte. »Sie kann keinen Zeugen beibringen, der ihre eventuellen Anklagen bestätigt, und die Tatsache, daß sie mit diesem Mann zusammen ist, genügt schon, um sie selbst verdächtig zu machen.«
    Cynthia schien sich mit dieser Antwort zufriedenzugeben, aber Arthur Dorban ließ sich nicht täuschen.
    »Ich kann mich unmöglich jetzt auch noch damit befassen«, erklärte er.

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