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046 - Penelope von der 'Polyantha'

046 - Penelope von der 'Polyantha'

Titel: 046 - Penelope von der 'Polyantha' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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heiraten.«
    Penelope erhob sich halb von ihrem Stuhl, aber seine große Hand legte sich auf ihre Schulter.
    »Warten Sie. Ich habe von Natur aus viel Sinn für Familie, obgleich ich niemals verheiratet war. Ich bin sehr menschenfreundlich und könnte es niemals übers Herz bringen, Sie oder eine andere Frau absichtlich oder wissentlich zu beleidigen. Aber wenn Sie meiner Anregung folgen, können Sie vieles gutmachen, ohne selbst zu Schaden zu kommen.«
    »Ich soll John heiraten? Aber das ist doch unmöglich! Ich kenne ihn doch gar nicht! Natürlich ist er kein Matrose, sondern eine bedeutende Persönlichkeit, die viel mit Ihrer Organisation zu tun hat. Er ist mir sogar sympathisch, ich habe ihn gern - aber heiraten ...«
    »Die meisten Menschen haben ja noch nicht einmal die Leute gern, die sie heiraten«, meinte Mr. Orford nachdenklich. Er traute sich aber immer noch nicht, sie anzusehen. »Und diese Heirat würde - wird - nun ja, es würde keine Ehe im gewöhnlichen Sinne werden. Sie könnten mir und John damit den größten Dienst tun, den ein Mensch einem andern erweisen kann. Der Captain hat die Autorität, die Trauung zu vollziehen. Sie können ja die kirchliche Feier später nachholen, wenn Sie Gelegenheit dazu haben.«
    »Aber ich möchte ja gar nicht heiraten«, protestierte Penelope.
    »Sind Sie vielleicht verlobt?«
    »Nein«, sagte sie fast zornig. »Ich muß doch nicht verlobt sein, um diesem Plan zu widersprechen. Die ganze Geschichte ist doch absurd!«
    »Das ist nun wieder der menschliche Faktor!« sagte er leise zu sich selbst. »Überlegen Sie es doch noch einmal.« Er rauchte eine Weile heftig. »Ich zahle Ihnen hunderttausend Dollar, wenn Sie John heiraten«, schlug er dann kühl und geschäftsmäßig vor.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Und Sie werden ein Einkommen haben, wie Sie es sich niemals haben träumen lassen -«
    »Das hat alles keinen Zweck, Mr. Orford«, erwiderte sie ruhig. »Geld hat keinen Einfluß auf meine Entschlüsse. Weiß John, daß Sie für ihn um meine Hand anhalten?«
    Er nickte.
    »John ist in gewisser Weise sehr scheu. Er selbst hat nicht die leiseste Hoffnung, daß Sie meinem Vorschlag zustimmen werden.«
    »Ich hätte ihn für etwas vernünftiger gehalten«, sagte sie bitter, als sie sich erhob.
    Er sah zu ihr auf.
    »Miss Pitt, würden Sie John auch nicht heiraten, wenn Sie dadurch sein Leben retten könnten?« fragte er ruhig.
    »Aber das ist doch eine rein hypothetische Frage -«
    »Nein, glauben Sie mir. Ich hatte John allerdings versprochen, Ihnen dies nicht zu sagen. Wenn sich im nächsten Monat gewisse Dinge ereignen und er nicht verheiratet ist - ja, dann würde ich keine zehn Cent mehr für sein Leben geben.«
    Sie starrte ihn an.
    »Ist das Ihr Ernst?«
    »Mein voller Ernst.« Mr. Orford stand auf, ging zur Reling und schaute auf das Meer hinaus. »Es ist möglich, daß Sie ihn nicht vor einer Gefängnisstrafe retten, das liegt nicht in Ihrer Macht. Bevor Sie an Bord kamen, hoffte ich, ihn retten zu können. Aber Sie können wenigstens sein Leben schützen. Zweimal wurde schon ein Mordanschlag auf ihn verübt.«
    »Von wem?«
    Er zeigte mit dem Kopf nach unten.
    »Dorbans?« fragte sie atemlos.
    »Zweimal versuchten sie, ihn beiseite zu schaffen«, erwiderte er grimmig, »und sie werden vielleicht noch Erfolg haben.«
    »Ich weiß nicht, was das alles zu bedeuten hat«, rief sie verzweifelt. »Das klingt so schrecklich, daß ich es kaum glauben kann -«
    »Sie müßten doch eigentlich Mrs. Dorban kennengelernt haben. Sie ist zu allem fähig.«
    Penelope schauderte.
    »Ich werde Sie jetzt nicht mehr belästigen, Miss Pitt. Wir müssen eben sehen, alles so gut wie möglich zu arrangieren.« Er warf seine Zigarre ins Meer. »Ich bin schon so weit gekommen, daß ich mich über den Fehlschlag meiner Organisation nicht mehr aufrege. Früher war ich der Ingenieur, jetzt bin ich Zuschauer und Fatalist geworden.«
    Er blieb an der Reling stehen, stützte die Ellenbogen auf das Geländer und schaute düster in das Wasser. Sie stand unentschlossen neben ihm, ihre Gedanken wirbelten durcheinander, und ihr Herz schlug wild.
    »Wenn ich nun meine Einwilligung gäbe, Mr. Orford -was würde das für mich bedeuten?« fragte sie heiser.
    »Ich will Sie nicht drängen.«
    »Aber bitte, sagen Sie mir doch, in welche Lage ich dadurch kommen würde?«
    »Sie würden nur Ihren Namen ändern - im übrigen wären Sie so frei, wie Sie jetzt sind, sogar noch unabhängiger, denn Sie

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