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046 - Penelope von der 'Polyantha'

046 - Penelope von der 'Polyantha'

Titel: 046 - Penelope von der 'Polyantha' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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»Ich habe gerade genug zu tun, um Herr der Situation zu bleiben. Hollin, gehen Sie nach vorne und bewachen Sie die Quartiere der Mannschaft. Ich will auf die Brücke gehen und mich vergewissern, daß der Steuermann mich nicht betrügt. In ein paar Stunden werden wir ein Kriegsschiff treffen. Der Steuermann sagte mir, daß man solchen Schiffen hier häufig begegnet. Wir sind nur dreihundert Meilen von Gibraltar entfernt.«
    Bobby und John saßen in Bobbys Kabine und besprachen die Lage. Sie saßen zusammen, weil sie mit den Handschellen aneinandergefesselt waren.
    »Ich glaube, wir können dies ruhig als das Ende unseres Abenteuers ansehen«, sagte John mit unnatürlicher Ruhe. »Es tut mir furchtbar leid, und ich kann es mir nie vergeben, daß ich dich in diese furchtbare Lage gebracht habe, Bobby.«
    »Und ich bin noch trauriger, daß es mir nicht gelungen ist, dich vollständig zu befreien«, erwiderte Bobby bitter. »Es war doch zu unvorsichtig, daß wir nicht daran dachten, wie leicht uns diese Leute übertölpeln konnten.«
    John schaute auf den Teppich.
    »Ich möchte nur wissen, was sie mit Miss Pitt gemacht haben.«
    »Sie ist in ihrer Kabine. Er sagte es zu Hollin, als sie eben an unserer Tür vorbeikamen. Was werden sie wohl unternehmen?«
    »Wahrscheinlich laufen sie den nächsten Hafen an und übergeben uns der Polizei. Wenn uns der nette alte Xenocrates aus dieser Patsche heraushilft, dann werde ich ihm ein silbernes Denkmal setzten.« »Du kannst es auch aus Gold anfertigen lassen«, meinte Bobby traurig, »es ist eines so schön wie das andere. Wo ist er eigentlich geblieben?«
    »Er ist in der nächsten Kabine, die dem Schiffsarzt gehört.«
    John stand auf und klopfte an die Wand. Sofort wurde ihm geantwortet. »Ja, er ist dort.«
    Bobby schaute auf seine Handschellen und versuchte schon zum soundsovielten Male, seine Hand durchzuzwängen.
    »Es hat alles keinen Zweck«, stöhnte er. »Es ist einfach schrecklich, wenn man bedenkt, daß zwei Leute das ganze Schiff überrumpelt haben!«
    »Hollin ist doch auch mit ihnen im Bunde.«
    »Ich hatte gar nicht an ihn gedacht. Sicher ist Cynthia Dorban der leitende Kopf.« Plötzlich hielt er inne, und Bobby sah, daß seine Augen glänzten. »Ich habe eine gute Idee«, sagte er leise, und ohne eine nähere Erklärung abzugeben, trat er heftig mit dem Fuß gegen die Kabinentür. Sofort erklang Cynthias scharfe Stimme.
    »Was wollen Sie?«
    »Bekommen wir denn nichts zu essen? Haben Sie die Absicht, uns verhungern zu lassen?« fragte John.
    »Wenn Sie etwas zu essen haben wollen, müssen Sie es sich schon selbst holen«, erwiderte Cynthia, schloß die Tür auf und erschien mit der Pistole in der Hand. »Gehen Sie in die Küche und holen Sie sich so viel, daß es für zwei Tage reicht. Dann werden ja wohl die spanischen Behörden für Sie sorgen.«
    Bobby hatte durchaus keinen Hunger; schon der Gedanke an Essen war ihm widerwärtig, und er wunderte sich, daß John in einem solchen Augenblick Appetit haben konnte. »Lassen Sie es sich nicht einfallen, mir einen Streich spielen zu wollen«, drohte Cynthia, während sie ihnen folgte.
    »Dann wollen Sie uns natürlich niederschießen - das glaube ich Ihnen«, erwiderte John. »Wenn wir es mit dem sanften Slico zu tun hätten, wäre es etwas anderes.«
    Sie gingen in den Anrichteraum, der hinter der Küche lag. Es war niemand dort.
    »Beeilen Sie sich etwas«, sagte Cynthia, die draußen auf dem Gang stehengeblieben war und die Tür genau beobachtete.
    John führte Bobby in einen kleinen, dunklen Raum, in dem die Vorräte aufbewahrt wurden. Er machte keinen Versuch, den Eisschrank zu öffnen, sondern fühlte mit der Hand die Wand entlang, bis er ein kleines Schaltbrett fand. Es war dunkel, aber er tastete mit den Fingern und zählte die Knöpfe. Als er an den sechsten gekommen war, drückte er ihn schnell herunter und nahm einen Hörer auf.
    »Singe, so laut du kannst«, flüsterte er Bobby zu. »Willst du wohl singen?«
    Plötzlich ertönte Bobbys wohlklingende Stimme.
    »Sind Sie es, Penelope?« fragte John schnell. Ihm war vorhin eingefallen, daß eine telefonische Verbindung zwischen der Anrichte und den großen Kabinen bestand.
    »Ja, wo sind Sie?«
    »Das ist gleichgültig. Sie kennen doch Bobbys Kabine -sie liegt direkt unter dem roten Ventilator. Können Sie sich irgendwelche Schußwaffen beschaffen, irgendeine Pistole, die Sie so über die Reling herunterlassen, daß sie vor unserem Kabinenfenster hängt

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