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046 - Penelope von der 'Polyantha'

046 - Penelope von der 'Polyantha'

Titel: 046 - Penelope von der 'Polyantha' Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sich. »Die ganze Mannschaft ist dort unten.« Er zeigte hinunter, wo mehrere Leute mit nicht gerade sehr vergnügten Gesichtern an der Reling standen, rauchten und leise miteinander sprachen.
    Einer wandte sich um und schaute düster zu ihm hinauf. »Wenn sie frech werden, weiß ich, was ich zu tun habe.«
    »Das glaube ich auch«, sagte sie stockend. Aber er legte ihre Erregung anders aus.
    »Sie brauchen wirklich keine Angst zu haben, ich schieße nur, wenn es absolut notwendig ist. Ich bin im Grunde ein sehr gutherziger Mensch, jeder kann alles von mir haben.« Er sah sie wieder an. »Besonders wenn mich Frauen um etwas bitten ...«
    Als er dann wieder schmunzelnd auf das Vorderdeck hinunterschaute, führte sie ihr Vorhaben aus und hatte vollen Erfolg. Ihr Herz stand fast still, als sie die hintere Pistole aus seinem Gürtel zog. Er merkte es nicht, weil der Gürtel hinten auflag und er deshalb den Gewichtsunterschied nicht wahrnehmen konnte.
    Plötzlich erhob sie sich mit einer Entschuldigung und ging wieder nach hinten. Ihre Knie zitterten. Mit bebenden Fingern befestigte sie die Schnur am Pistolengriff, und als sie an den roten Ventilator kam, ließ sie den Bindfaden nach unten hängen. Es dünkte ihr fast eine Ewigkeit, bis sich eine Hand aus dem Fenster streckte und die Waffe nach innen zog. Sie war einer Ohnmacht nahe und mußte sich am Geländer festhalten.
    Nach einer Weile ging sie wieder zu Mr. Hollin. Er wandte sich nach ihr um, aber glücklicherweise hatte er nichts von alledem bemerkt, was sie eben getan hatte.
    »Sie fühlen sich wohl ein wenig seekrank?« fragte er so stolz wie jemand, der nicht unter diesem Übel zu leiden hat. »Sie sehen so blaß wie der Tod aus, mein Fräulein. Setzen Sie sich doch wieder!«
    »Ja, das will ich tun«, erwiderte Penelope.
    »Nehmen Sie einen guten Rat von mir an. Lassen Sie sich nicht mit diesem John ein; das ist ein Verbrecher, ein ganz gemeiner Kerl, der seinen besten Freund verrät. Er war gerade im Begriff, das auch mit mir zu machen. Er wollte mich in einem offenen Boot auf dem Meer aussetzen, und vorher hat er mir doch versprochen, mich nach Südamerika mitzunehmen. Und ich sollte so viel Geld bekommen, daß ich mein ganzes Leben lang von den Zinsen leben könnte. Was halten Sie von einer solchen Gemeinheit?«
    »Ich glaube nicht, daß er so etwas getan hätte.«
    »Sie glauben es nicht?« fuhr Hollin böse auf. »Da sieht man mal, wie wenig Sie von ihm wissen. Ich kann Ihnen nur sagen - aber was ist denn das?« Er war mit der Hand an das leere Pistolenfutteral gekommen. »Nun machen Sie keine Tricks mit mir, mein Fräulein! Wo ist die Pistole?«
    »Was für eine Pistole?« fragte Penelope, und es gelang ihr, Erstaunen zu heucheln.
    »Ich möchte einen Eid darauf leisten, daß ich sie in meinen Gurt gesteckt habe!«
    Er schaute sie argwöhnisch an, aber er sah ganz deutlich, daß sie keine Waffe von der Größe verstecken konnte. Er wandte sich wieder um.
    »Ich habe sie doch bestimmt in meinen Gürtel gesteckt! Aber vielleicht täusche ich mich auch.«
    »Haben Sie etwas verloren?« fragte sie unschuldig.
    Aber in diesem Augenblick fielen mehrere Schüsse. Hollin eilte die Treppe hinunter.
    Arthur und Cynthia unterhielten sich gerade darüber, welchen Weg sie von Cadiz aus nehmen wollten, als sie ein dröhnendes Geräusch hörten. Jemand trat heftig mit dem Fuß gegen die Tür, und sie konnten leicht feststellen, woher der Lärm kam.
    »Wenn Sie beide nicht ruhig sind, dann werde ich Sie an Händen und Füßen fesseln«, drohte Arthur, aber er sprang hastig zur Seite, als eine der Türfüllungen splitterte und die Tür aufflog. Er zog sofort seinen Revolver und schoß, ohne zu zielen. Aber sein Schuß und der andere klangen wie einer, und er fiel zu Boden.
    Cynthia gab den dritten Schuß ab, aber ihre Hand zitterte, und die Kugel verfehlte ihr Ziel. Im nächsten Augenblick ergriff John sie an der Schulter und übergab sie Bobby, der sie entwaffnete.
    »Schnell in die Kabine mit ihr!« rief er.
    Sie stießen sie in die Kabine, die sie eben verlassen hatten. John fand den Schlüssel zu den Handschellen auf Mr. Dorbans Kabinentisch, wo auch Schachteln mit Munition standen. Gleich darauf waren sie wieder frei. John kam gerade zur rechten Zeit, um dem wütenden Hollin in den Weg zu treten, der den Gang entlanglief. Mit philosophischer Ruhe ergab sich der Mann in die veränderte Situation, als ihm die Waffen abgenommen wurden.
    »Wo ist Dorban?« fragte

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