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0460 - Der grausame Wald

0460 - Der grausame Wald

Titel: 0460 - Der grausame Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ferngelenkt daherschritt.
    Er ging den gleichen Weg zurück und visierte dabei das alte und neue Ziel an.
    Seine Frau unterhielt sich mit dem Monstrum. Sie sprach auf dieses Wesen ein und redete es mit Ronny an.
    Seymour verzog das Gesicht. Ronny? Nein, das war nicht Ronny. So konnte kein Mensch aussehen, so nicht.
    An der Tür blieb er stehen und hob die Kamera in Augenhöhe. Er schaute durch den Sucher. Die Lampe, die anzeigte, daß der Blitz aufgeladen war, leuchtete als gelber Punkt.
    Sein Finger tastete sich über den Rand der Kamera bis zum Auslöseknopf. Er brauchte ihn nur ganz leicht zu drücken. Dieser Knopf glich fast einer Sensortaste.
    Das Monstrum und seine Frau hatten ihre Haltung noch immer nicht verändert. Nach wie vor hielt sie dieses Wesen umschlungen, wiegte sich mit ihm im Takt und wandte dem Besucher an der Tür das Profil zu.
    Auch das Monstrum sah Gordon im Profil. Eine flache Schnauze, in die der Mund einen breiten Halbmond in die Seite geschnitten hatte. Das alles bekam er mit.
    Bis auf einen an der Hüfte hängenden Fetzen war das Wesen nackt. Es besaß Haare wie dünner Draht. Die Haut war braun, sehr dünn, so daß sie Papier gleichkam.
    Überlang wirkten die Arme, die das Wesen um den Körper der Frau geschlungen hatte.
    Ein schreckliches Bild, das Gordon festhalten mußte. Seine Frau war wie von Sinnen. Sie hatte einen völlig anderen Blick bekommen, nach innen gekehrt. Er paßte zu dem entrückten Gesichtsausdruck.
    Aus dem Lautsprecher wehten noch immer die Sphärenklänge. Sie umschmeichelten mit ihren Tönen die beiden so unterschiedlichen Gestalten, und Edna bewegte auch die Lippen.
    Gordon mußte sich schon anstrengen, um ihre Worte überhaupt verstehen zu können. Edna wiederholte ständig einen Satz.
    »Mein Ronny! Mein Sohn ist zurückgekommen. Ich wußte es genau. Mein Ronny! Mein Sohn ist…«
    Seymour hörte nicht mehr hin. Diese Worte waren einfach fürchterlich. Sein Finger lag auf dem Auflöser.
    Ein minimaler Druck reichte aus.
    Selbst als das Blitzlicht aufflammte, kümmerten sich die beiden nicht darum. Edna schielte zwar zu ihrem Mann herüber, sie nahm ihn jedoch nicht weiter wahr, und so konnte Gordon mehrere Aufnahmen kurz hintereinander schießen.
    Dann zog er sich zurück.
    Rückwärts ging er in den Flur. Seinen Mantel nahm er noch von der Garderobe. Er legte ihn über den Arm, öffnete die Haustür und spürte den scharfen Herbstwind, der, zusammen mit dicken Regentropfen, in sein Gesicht fuhr. Wie von Furien gehetzt, rannte er über den Gehsteig der kleinen Siedlung. Sein Herz hämmerte, der Boden schwankte und wankte. Die Laternen führten einen regelrechten Tanz auf, und fast wäre er gegen einen Pfahl gelaufen.
    Irgendwann blieb er stehen und begann zu schreien. Er brüllte sich fast die Kehle aus dem Leib, bis er sich wieder zusammenriß und weinend in die Nacht hineinstolperte.
    Die Kamera, in der sich der fürchterliche Beweis befand, hielt er umklammert, als hinge sein Leben daran…
    ***
    Es gab keinen Zweifel: Der Herbst hatte auch in diesem Jahr Einzug gehalten.
    Wochenlang hatte sich das Wetter gehalten. Ein Jahrhundertherbst hatte über Europa gelegen. Von Schweden bis hin zu den Alpen, und auch wir auf der Insel hatten etwas davon mitbekommen.
    Aber Mitte Oktober war die Pracht vorbei. Da brachte der Atlantik den Wind, die Wolken und auch den Regen mit, so daß die Bäume geschüttelt wurden und das Laub durch die Luft taumelte wie altes Papier, das niemand mehr haben wollte.
    An bestimmten Stellen, wo sich der Wind fing, wurde es hingeweht und blieb auf den feuchten Fahrbahnen kleben, so daß Autofahrer sehr vorsichtig sein mußten, weil nasses Laub ähnlich gefährlich ist wie Glatteis.
    Es war die Zeit, wo ich früher aufstand, um pünktlich im Büro zu erscheinen. Da war die Innenstadt am Morgen noch verstopfter, und die Menschen reagierten auch mürrischer.
    Hinter meinem Freund Suko und mir lag ein heißer Fall. Die Geheimwaffe Ghoul wäre fast zu unserer Abschiedsvorstellung geworden, hätte es nicht den unsichtbaren CIA-Agenten Mark Baxter gegeben, der uns zweimal das Leben gerettet hatte.
    Island war vorbei, das Treffen der beiden mächtigsten Männer der Welt hatte auch nichts gebracht, aber die Gefahr der Ghouls war vorerst gebannt worden.
    Andere Aufgaben warteten. Welche es waren, wußte ich noch nicht. Ehrlich gesagt, hatte ich auch keine große Lust, bei diesem Wetter das Büro zu verlassen. Da machte sogar das Aufarbeiten alter

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