0460 - Der grausame Wald
öffnete, würde ein Knarren erklingen, das Opfer aber nichts merken…
Gordon war überrascht, daß der Killer die Tür bereits so schnell aufgezogen hatte. Er drückte sie nach innen, sie gab auch ein Geräusch ab, nur irritierte dieses Geräusch den liegenden Zuschauer.
Es hatte sich genauso angehört wie seine Haustür. So einen Zufall gab es nicht.
Er stellte den Ton ab.
Plötzlich interessierte ihn auch nicht mehr der Killer. Durch die offenstehende Schlafzimmertür drangen die Geräusche aus dem Erdgeschoß zu ihm hoch. Er glaubte sogar, Schritte zu hören, aber die Stimme seiner Frau übertönte diese Laute.
Seymour fragte sich, wer sie um diese Zeit noch besuchte. Nach dem Verschwinden des Jungen waren noch die Nachbarn gekommen. Teils aus Neugierde, andererseits aus Mitleid, aber die Menschen hatten sich zurückgezogen, als sich Ednas Zustand immer mehr verschlimmerte. Sie hatten dann keinen Besuch mehr bekommen und waren unter sich geblieben.
Plötzlich rieselte es kalt seinen Rücken hinab. Hatte Edna nicht davon gesprochen, daß Ronny in dieser Nacht zu ihnen zurückkehren würde? Quatsch, Unsinn, nicht möglich.
Und wenn doch?
Durch seinen Körper, lief ein Kribbeln. Es war ein Beweis für seine Unsicherheit und der gleichzeitigen Furcht. Bei ihm kam eben alles zusammen.
Noch saß er auf der Bettkante. Das änderte sich wenig später, als er auf möglichst leisen Sohlen in Richtung Tür ging.
Um über die Schwelle treten zu können, mußte er die Tür ganz aufstoßen. Leider geschah dies nicht lautlos. Er hoffte nur, daß die Geräusche nicht auch eine Etage tiefer zu hören waren.
Im Flur blieb er stehen. Mit einem Schritt konnte er die Treppe erreichen und schaute die Stufen hinab in die dunkle Diele, die nur an ihrem linken Ende erhellt wurde, weil dort der Restschein des Kerzenlichts aus dem Wohnraum hinfiel.
Er lauschte, hörte auch das Sprechen und ein leises Stöhnen oder schweres Atmen, aber noch immer wußte er nicht, wen seine Frau da empfangen hatte.
Seymour hielt es nicht länger aus. Er wollte und mußte einfach selbst nachschauen.
Die Stufen ging er tatsächlich nur auf Zehenspitzen hinab und hielt sich am Rand, nicht weit vom Geländer entfernt, das er hin und wieder sogar berührte.
Seine Frau und ihr Besucher kümmerten sich nicht um ihn. Wahrscheinlich hörten sie ihn auch nicht. So gelangte er in den unteren Flur, wo er sich nach links drehte.
Rechts lag die Haustür. Sie war wieder verschlossen. Nicht einmal die Außenlampe leuchtete.
Aus dem Wohnraum klangen die Geräusche. Das Flüstern seiner Frau und ein ungewöhnliches Stammeln, als wollte jemand unter allen Umständen sprechen, obwohl er es nicht konnte.
Hin und wieder waren auch keuchende Laute zu vernehmen, ein Knurren ebenfalls, als wäre der Besucher ein Hund oder irgendein anderes Tier.
Gordon Seymour wollte es genau wissen. Die Lippen hielt er zusammengepreßt und bemühte sich auch, nicht zu schwanken, denn der Whisky hatte ihn leicht angeschlagen.
Neben der Tür und noch in der Flurecke blieb er stehen, drückte nur seinen Kopf nach vorn, um in das Zimmer hineinschauen zu können.
Er hätte gern Licht gemacht, aber auf einmal war alles anders. Da hatte er den Eindruck, Mittelpunkt eines fürchterlichen Alptraums zu sein. Seine Frau stand noch im Zimmer, nicht einmal weit von den drei aufgestellten Kerzen entfernt, so daß sie noch von deren Schein erwischt wurde.
Sie stand nicht allein. Edna hielt etwas in den Armen, das kein Mensch und auch kein Tier war.
Aber eine Mischung zwischen beidem.
Ein Monster!
Ihr gemeinsamer Sohn!
***
Gordon Seymour stand da, ohne sich zu rühren. Dann ging er zurück. Im Flur erst drehte er sich um, weil er in die Küche laufen wollte. Er tat alles automatisch, seine Bewegungen waren hölzern geworden. Den oberen Küchenschrank öffnete er und griff hinein. Es gab gewisse Dinge, die immer so lagen, daß er sie auch im Stockfinstern finden konnte. Und die Kamera mit der Automatik und dem eingebauten Blitzlicht gehörte ebenfalls dazu.
Er nahm sie an sich. Ein Eierbecher wurde berührt und rutschte hervor. Instinktiv fing Seymour ihn auf und stellte ihn zur Seite. Er drehte sich um, die Schranktür blieb offen, aber die Kamera nahm er mit. Der Mann wunderte sich nicht einmal darüber, daß er so unnatürlich normal auf diesen Schrecken reagierte. Sein Unterbewußtsein steuerte ihn. Auch als er die Küche verließ, sah er so aus wie jemand, der noch immer
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