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0460 - Der grausame Wald

0460 - Der grausame Wald

Titel: 0460 - Der grausame Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Auf der Bettkante hatte er seinen Platz gefunden, hockte dort, stierte vor sich hin und zuckte nur dann zusammen, wenn im Haus ein Geräusch aufklang.
    Meist waren es Schritte. Mal schnell, mal langsam oder hastig, je nach dem, wie sich Edna bewegte.
    Seymour war trotz seiner Waffe, die er besaß, von einer dumpfen Angst erfüllt. Er kam sich vor wie in einem Verlies. Manchmal hatte er sogar das Gefühl, als würde sich die Decke allmählich senken, um ihn zu zerdrücken. Während der Dunkelheit war er hin und wieder zum Fenster gegangen und hatte hinaus in den kleinen Garten geschaut. Er hatte auch daran gedacht, durch das Fenster zu fliehen, dann hatte ihm doch der Mut gefehlt. Zudem glaubte er, daß Ronny unten im Garten lauern würde und nur auf einen Fluchtversuch wartete.
    So war die Zeit vergangen und die Morgendämmerung hatte die langen Schatten der Nacht verdrängt.
    Seymour wunderte sich über diesen strahlenden Morgen. Da schimmerten manche Dächer wie blankgerieben, und die Blätter der Bäume leuchteten noch einmal golden auf.
    Er öffnete das Fenster.
    Die frische, kühle Morgenluft drang in seine Lungen. Sie vertrieb auch den muffigen Schweißgeruch. Es war nicht sehr tief bis zum Garten. Wenn er sprang, mußte er nur von der Hauswand wegkommen, weil direkt unter dem Fenster die Außentreppe in den Keller führte. Der Boden war noch um die Treppe herum betoniert worden. Danach begann der tiefgrüne Rasen, aus dem die Obstbäume wuchsen. Auch sie waren längst abgeerntet worden.
    Er sah ihn nicht, er hörte ihn.
    Ein leises Lachen schallte zu ihm hoch. Seymour schaute direkt an der Hauswand entlang in den Kellerschacht. Seinem Gefühl nach mußte das Lachen von dort aufgeklungen sein.
    In dem kleinen Viereck zwischen Treppe und Tür hockte das Monstrum und wartete darauf, daß Gordon sprang. Dessen Gesicht verzog sich zu einer bitterbösen Grimasse. »Nein!« flüsterte er.
    »Den Gefallen werde ich dir und deiner Mutter nicht tun. Ich bleibe hier, darauf kannst du dich verlassen. Aber ich werde eine Chance bekommen.« Heftig schlug er das Fenster wieder zu.
    Das dabei entstehende Geräusch war von Edna gehört worden, die sich hinter der Zimmertür aufhielt.
    »Wolltest du flüchten, Gordon?« hörte er ihre Stimme und vernahm auch, daß sich der Schlüssel im Schloß drehte. Sekunden später stand Edna auf der Schwelle.
    Sie hatte sich umgezogen, trug ihre engen, verwaschenen Jeans und einen rostbraunen Pullover, der bis über die Hüften fiel. Das krause Haar wurde von einem weißen Band gehalten.
    Sie schaute ihn an und sah auch den Messergriff aus dem Laken ragen. Kalt fragte sie: »Hast du dich am Bett abreagiert?«
    Gordon Seymour stand stocksteif. Er fragte nur: »Was willst du, Edna? Verschwinde! Geh zu deinem verdammten Monstrum. Ich kann und will dich hier nicht mehr sehen.«
    »Vielleicht möchte ich mit dir reden.« Sie kam einen Schritt auf ihn zu und sah, daß ihr Mann abwehrend einen Arm hob.
    »Ich aber nicht mit dir. Es ist alles gesagt worden. Ich weiß, wie du zu mir stehst!«
    »Wirklich?«
    »Ja!«
    Plötzlich warf sich Edna zur Seite. Sie schleuderte ihren Körper dabei wuchtig nach rechts, weil sie das Bett erreichen wollte.
    Sie schaffte es; ihr Körper federte noch nach, sie rollte sich herum und war schneller als ihr Mann, denn als sie wieder stand, hielt sie sein Messer in der Rechten.
    »Sieh es dir an, Gordon!« flüsterte sie. »Es ist die einzige Waffe im Haus. An die anderen wirst du nicht mehr herankommen. Ich habe sie versteckt.« Edna zielt mit der Klinge auf ihren Gatten.
    »Willst du mich… willst du mich…?« Vor lauter Angst stotterte er sich einen ab.
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich will dich nicht töten, du mieser, kleiner Ignorant. Das überlasse ich anderen. Ich wollte dich eigentlich einladen, Gordon.«
    »Wie nett. Und wozu?«
    »Ich habe in der Küche gedeckt. Wir können frühstücken.«
    Er wollte es nicht glauben und lachte lauthals. »Das kann doch nicht wahr sein. Nach dieser Nacht kommst du einfach zu mir, um mir zu erklären, daß du mit mir frühstücken willst?«
    »Ja. Ist das nicht toll?«
    »Du hast Nerven. Ich kriege keinen Bissen runter.« Er deutete auf seine Kehle. »Ich hätte ständig das Gefühl, daß du mich vergiften willst.«
    »Traust du mir das zu?« höhnte sie.
    Er verengte die Augen sichelartig. »Ja, Edna, ich traue dir alles zu, alles.«
    Sie hob die Schultern. »Wie du willst. Dann bleib hier oben. Glaube aber nur nicht,

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