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0460 - Der grausame Wald

0460 - Der grausame Wald

Titel: 0460 - Der grausame Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht!«
    »Du brauchst mir nichts zu erzählen. Ich werde ihn töten!« Als Zeichen seiner Entschlossenheit setzte der Mann einen Fuß vor. Ronny ließ er dabei nicht aus den Augen.
    Der hockte auf dem Boden. Im Moment wirkte er ängstlich und verschüchtert. Die hellen, kreisförmigen Gebilde in seinem Gesicht erinnerten an bläulich schimmernde Laternen.
    Gerade diese kalten Mörderaugen waren es, die Gordon in seinem Entschluß bestärkten.
    Vielleicht suchte Ronny Schutz bei seiner Mutter. Jedenfalls sprang er plötzlich in die Höhe, wollte sich in ihre Arme werfen, aber Gordon war schneller.
    Die lange Klinge fuhr blitzend durch die Luft und erwischte das Monstrum in der Drehung, doch sie rutschte ab!
    Gordon wollte es zunächst nicht glauben, die Haut war schließlich so dünn wie Papier.
    Das Monstrum hüpfte davon. Es begann krächzend zu, lachen, und Edna handelte ebenfalls.
    Sie bekam das rechte Handgelenk ihres Sohnes zu fassen und zog sich mit ihm blitzschnell zurück.
    Sie knallte sogar von außen die Tür zu. Da der Schlüssel dort ebenfalls steckte, ergriff sie die günstige Gelegenheit und schloß ab.
    Zurück blieb Gordon Seymour. Er stand in der Mitte des Raumes und machte den Eindruck eines Mannes, dem sämtliche Felle weggeschwommen waren. Zutiefst war er enttäuscht worden, und seine Augen füllten sich mit Tränenwasser.
    »Nicht töten!« flüsterte er. »Ich kann ihn nicht töten!« Er starrte auf das Messer, drehte sich dann herum und schleuderte die Klinge auf das Bett.
    Der Stahl durchdrang die dünne Decke, bohrte sich in die Matratze hinein und blieb dort stecken.
    Seymour starrte auf den leicht nachwippenden Griff, bevor er sich drehte und ebenfalls auf die Bettkante sank. Beide Hände schlug er vor das Gesicht. Die tiefe Enttäuschung ließ ihn aufheulen, während draußen auf dem Flur seine Frau Edna und das kleine Monstrum triumphierten.
    Er hörte ihre Stimme. Sie klang schrill, Edna mußte eine irrsinnige Freude verspüren.
    »Er kann ihn nicht töten!« kreischte sie. »Nein, er kann ihn nicht töten. Ronny ist stärker. Er ist viel stärker als alle anderen. Ja, er ist gut, er ist auch mein Sohn…«
    Sie lachte und hämmerte mit beiden Fäusten gegen das Holz. »Hast du mich gehört, Gordon? Hast du mich gehört?«
    Seymour gab keine Antwort.
    »Ich weiß, daß du geschockt bist, aber eines verspreche ich dir. Was immer du auch versuchst, du kommst gegen uns nicht an. Mutter und Sohn sind stärker, und wir werden dafür sorgen, daß du dieses Haus nicht lebend verläßt…«
    ***
    Die östliche Gegend um den Bala Lake, wo das Schreckliche passiert war, konnte man mit dem Begriff »Am Ende der Welt« umschreiben. Dörfer oder gar Städte suchte man vergebens. Hügel, Wälder und Täler wechselten sich in munterer Reihenfolge ab. In Richtung Westen lag der See. Auf der Karte sah er aus wie ein langgezogener, blaßblauer Tropfen. Ebenfalls an seiner Westseite führte die A 494 vorbei, die von Harwarden südwärts führte.
    Wie gesagt, da mußten wir nicht hin, uns blieb nur die große Einsamkeit.
    In einem kleinen Ort mit dem unaussprechlichen Namen Llangynog machten wir Halt. Er lag dem Gebiet praktisch am nächsten. Wir waren mit zwei Wagen gefahren. Bill hatte seinen Porsche genommen, Suko und ich den Leih-Rover.
    Die Gruppe der verschwundenen Pfadfinder stammte zwar aus Wales, aber sie alle wohnten weiter entfernt, auch die Seymours, die wir ebenfalls noch besuchen wollten.
    Wir waren in der Nacht losgefahren und trafen am späten Nachmittag in Llangynog ein. Im Gegensatz zu Südengland war das Wetter hier besser, und so erlebten wir einen romantischen Herbst. Am Himmel stand noch die blasse Sonne, die ihr kaltes Licht auf die verfärbten Blätter der Bäume schickte.
    Wir waren an tiefrot gefärbten Wäldern vorbeigefahren, und man hatte den Eindruck, als würden ganze Gebiete in Flammen stehen.
    Leider waren wir dienstlich unterwegs, und als wir in den Ort einrollten, deutete Suko gegen die Frontscheibe. Er meinte allerdings die sich in der Ferne abzeichnenden Schatten der Hügel und Berge. »Da müßten wir eigentlich hin.«
    »Glaube ich auch.«
    Meine Laune war nicht besonders. Es lag einfach daran, daß es uns trotz intensiver Bemühungen nicht gelungen war, herauszufinden, für wen der Professor das Gutachten erstellt hatte. Irgendeine Firma hatte ihm einen Privatauftrag erteilt, wahrscheinlich mit der Prämisse, darüber nicht zu reden, so daß der Name des

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