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0460 - Der grausame Wald

0460 - Der grausame Wald

Titel: 0460 - Der grausame Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gesagt.«
    »Nein, das kann ich mir nicht vorstellen. Hier gibt es genug Schauergeschichten. Die Leute erzählen sie sich auch immer wieder, aber an dieses Monstrum glaubt keiner von ihnen ehrlich.«
    Ich wechselte das Thema. »Wie lange fahren wir bis zu dem Wald?«
    Der Wirt lachte. »Da kommen Sie gar nicht hin.«
    »Und weshalb nicht?«
    »Ganz einfach. Wenn sie in Richtung Westen fahren, wird die Straße immer schlechter und hört schließlich auf. Das ist ein Naturschutzgebiet. Da wächst das Unkraut mannshoch. Wenn Sie sich dort durchgewühlt haben, erreichen Sie den Wald, wo das Unerklärbare passierte.«
    »Sie sprechen von etwas Unerklärbaren«, wiederholte Suko das Wort. »Haben Sie sich nie Gedanken darüber gemacht, wie so etwas hat eintreten können? Man sagt ja: Von nichts kommt nichts…«
    »Natürlich haben wir uns Gedanken gemacht, aber es ist passiert. Umwelt oder so.«
    »Ist das nicht zu einfach?«
    Der Wirt lachte uns an. »Für Sie möglicherweise nicht, aber wir hier leben wie am Ende der Welt. Wir sehen die Dinge mit ganz anderen Augen, kann ich Ihnen sagen. Seit Generationen hat sich hier kaum etwas geändert. Im Ort gibt es nur ein Telefon, und das steht noch bei mir auf dem Amtsschreibtisch. Nein, nein, so ist das nicht. Sie befinden sich hier in Wales und nicht in London.«
    »Das haben wir bemerkt«, stimmte ich ihm zu.
    Der Wirt sah aus, als wollte er uns loswerden, aber Bill Conolly hatte noch etwas auf dem Herzen.
    »Ich erinnere mich wieder an den Zeitungsartikel. Der Junge, der da angeblich aus dem Wald zurückgekehrt sein soll, stammte er aus dieser Gegend?«
    »Wie man es nimmt. Er wohnte in Oswestry. Das ist einige Meilen in Richtung Westen.«
    »Wie lange muß ich fahren?«
    »Eine Stunde ungefähr. Die Straße ist eng, manchmal auch kurvig.«
    »Danke.«
    Ich fragte wieder. »Ist einer aus diesem Ort nach der Katastrophe schon im Wald gewesen?«
    »Wir werden uns hüten!« rief der Wirt. »Die Schäden an der Natur kann heute noch kein Mensch ermessen. Es ist nicht unser Problem. Zum Glück liegt das Gebiet weit genug entfernt.«
    »So sollte man nicht denken«, sagte ich. »Wie leicht kann sich derartiges wiederholen.«
    »Das kann ich einfach nicht glauben. Wie gesagt, der Artikel muß eine Ente sein. Da hat sich jemand verkleidet und sich einen Scherz erlaubt. Und die Zeitungsleute sind darauf hereingefallen. Selbst schuld, sie suchen ja immer nach Sensationen. Ich jedenfalls kann Ihnen nicht mehr sagen, meine Herren.«
    »Bestimmt aber den Weg beschreiben«, bat ich ihn.
    »Das kann ich.« Er schaute etwas verwundert. »Wollen Sie denn trotz allem noch dorthin?«
    »Ja.«
    »Wie Sie wünschen.« Er nickte und gab uns eine Beschreibung. Wir brauchten nur das Dorf zu verlassen und dabei der einzigen Straße zu folgen, mehr nicht.
    »Danke.«
    Zum Abschluß sagte er noch. »Mit ihrem Porsche kommen Sie da nicht weit, Mister. Am besten wäre ein Geländefahrzeug.«
    »Das ich leider nicht habe«, erwiderte Bill.
    »So etwas hätten Sie vorher wissen müssen.«
    Vor dem Lokal standen noch immer die Kinder und bestaunten die flache Rennsemmel. Bill Conolly hatte seinen nachdenklichen Blick aufgesetzt. »John«, sagte er, »dieser Wirt hat recht. Mein Wagen eignet sich tatsächlich nicht für diese Tour. Deshalb schlage ich vor, daß ihr beide allein dem Wald einen Besuch abstattet.«
    »Und du?« fragte ich. »Willst du wieder zurück?«
    »So ungefähr.« Er grinste schief. »Aber nicht nach London. Diese Familie Seymour wohnt in Oswestry. Dort werde ich ihr einen kleinen Besuch abstatten.«
    »Hat dich die Erklärung des Wirts mißtrauisch gemacht?« erkundigte sich Suko.
    »Das nicht, doch ich möchte mich mit eigenen Augen davon überzeugen, was an der Erzählung und dem Bericht stimmt. Noch etwas kommt hinzu. Ich werde euch sicherlich finden.«
    »Mit dem Porsche?« fragte ich.
    »Nein, mit einem Leihwagen, den ich in Oswestry sicherlich bekomme.« Bill holte den Wagenschlüssel hervor, öffnete die Tür, stieg ein und startete.
    Zahlreiche Augenpaare schauten ihm nach, als er langsam aus dem Ort rollte.
    »Fandest du seine Idee gut?« fragte Suko.
    »Sagen wir so, er hat uns zumindest damit überrascht.«
    »Richtig, und wir?«
    »Schauen uns mal in einem zerstörten Wald um…«
    ***
    Die Nacht war vergangen, die Dunkelheit gewichen, und es hatte verdammt lange gedauert, bis der Morgen graute.
    Nichts war geschehen. Gordon Seymour aber hatte kein Auge schließen können.

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