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0460 - Der grausame Wald

0460 - Der grausame Wald

Titel: 0460 - Der grausame Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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an.
    Auch jetzt kümmerte sie sich nicht um ihren Mann. Sie saß im Wohnraum und hörte Sphärenmusik.
    Sie sollte dazu beitragen, die Seele des Hörenden in eine andere Welt zu schwingen.
    Gordon stellte die Aktentasche neben dem Schirmständer ab und ging in die Küche. Als er das Licht einschaltete, war er überrascht, denn Edna hatte ein Abendessen vorbereitet.
    Auf einem Teller lagen zwei mit Wurst belegte Sandwichs. In der Warmhaltekanne daneben befand sich frischer Kaffee, sogar ein Messer lag bereit.
    Was war in Edna gefahren? Das hatte sie seit Monaten schon nicht mehr getan?
    Gordon Seymour schüttelte den Kopf. Aus dem Schrank holte er eine Tasse und goß sie mit Kaffee voll. Auch die Küche wirkte so unnatürlich aufgeräumt, wie schon lange nicht mehr. Er nahm an dem kleinen Tisch Platz, lockerte seinen Krawattenknoten und begann zu essen.
    Die Tür hatte er nicht ganz geschlossen. Durch den Spalt drang die Musik des Living-rooms.
    Er aß langsam und dachte dabei an nichts. All seine Bewegungen wirkten marionettenhaft, der Blick glitt dabei ins Leere. Nach dem ersten Sandwich war sein Hunger gestillt, aber er horchte auf, als die Musik lauter an seine Ohren drang.
    Dazwischen hörte er die Schritte seiner Frau, die einen Moment später die Küchentür aufstieß.
    Seymour hob den Blick. Edna war auf der Schwelle stehengeblieben und schaute ihn mit einem Blick an, der sich irgendwie in weite Ferne verloren hatte.
    Sie kam nicht in den Raum und erwiderte den Gruß ihres Mannes auch nicht. Starr blieb sie stehen.
    Gordon Seymour hätte nie gedacht, daß sich ein Mensch innerhalb kurzer Zeit so verändern kann.
    Bei seiner Frau war es geschehen. Sie war in den letzten Monaten nicht allein um Jahre gealtert, sie legte auch keinen Wert mehr auf ihr Äußeres. Die Haare waren grau geworden, das Gesicht eingefallen und schmal, so daß die Nase spitz hervortrat, fast wie bei einem Toten. Wenn sie lächelte, wirkte es wie ein müdes Grinsen. Unter ihren Augen zeichneten sich tiefe Ringe ab.
    Sie trug ein langes Kleid, das aussah wie ein Kittel und so weit geschnitten war, als wäre sie in Umständen. Zwei Ketten aus bunten Holzperlen umrahmten ihren Hals. Ein Guru oder Seelenheiler hatte sie ihr vor einiger Zeit geschenkt.
    Gordon nickte: »Du hast mir etwas zu essen gemacht?«
    »Ja.«
    »Weshalb?«
    Sie hob die Schultern. »Nur so.« Ihre Stimme klang so flach und tonlos wie immer.
    Gordon schob den Teller zur Seite. Er leerte die Tasse und drehte sich auf dem Stuhl. Die Tür des Kühlschranks stand in Griffweite. Er zog sie auf und fingerte die Flasche Bier hervor. Einen Öffner trug er stets bei sich.
    Auf das Glas verzichtete er. Er trank aus der Flasche. Als er sie wieder absetzte, war sie zur Hälfte geleert. »Das tat gut«, sagte er leise.
    »Du trinkst zuviel.«
    Gordon glaubte, sich verhört zu haben. Er hob den Kopf und schaute Edna aus schmalen Augenschlitzen an. »Das mußt du mir gerade sagen, Edna. Gerade du. Was soll ich denn anderes machen? Oder was bleibt mir anderes übrig, als einen Schluck zu nehmen. Du lebst zwar hier, aber ich habe das Gefühl, als wäre ich allein. Läßt mich links liegen, verkriechst dich in eine Welt, die angeblich die Erfüllung bringt und doch nur Depressionen auslöst. Du bist…«
    »Heute auf den Tag ist es genau drei Monate her!« unterbrach Edna die Rede ihres Mannes.
    Gordon hatte bereits nach der Flasche greifen wollen. Nun legte er seine Hand daneben auf den Tisch. »Was hast du da gesagt? Was ist genau drei Monate her?«
    »Daß Ronny nicht mehr gekommen ist.«
    Der Mann schluckte. Er wischte durch sein schütter wirkendes Blondhaar. Verdammt, Edna hatte recht. Und er hatte den Termin vergessen. Wie das nur geschehen konnte, war ihm selbst ein Rätsel.
    »Sorry, Edna, aber ich…«
    »Ja, du vergißt vieles.«
    Seine Stimme nahm bei der Antwort an Schärfe zu. »Ist es ein Wunder bei einer Frau, die sich selbst aufgegeben hat?«
    »Ich habe mich nicht aufgegeben!«
    »Sondern?«
    »Ich suche nur nach anderen Wegen.«
    Er lachte hart. »Nach anderen Wegen ist gut. Wo sind diese Wege? Wo kannst du sie finden? Oder hast du sie bereits gefunden? Wahrscheinlich nicht, wie ich dich kenne.«
    »Alles braucht seine Zeit.«
    »Ronny ist tot!« sagte Gordon.
    Edna schaute ihn starr an. »Nein, er ist nicht tot. Er kann nicht tot sein, unser Junge.«
    »Woher weißt du das?«
    »Ich spüre es. Er ist nicht tot. Er lebt, aber eben anders als wir. Das habe ich

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