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0460 - Der grausame Wald

0460 - Der grausame Wald

Titel: 0460 - Der grausame Wald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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es mit einer Katastrophe enden?
    Es gab vielleicht noch eine Chance für sie. Sollten sie nicht völlig eingekesselt sein, mußten sie weg. So rasch wie möglich. Alles liegen- und stehenlassen.
    Ray Askin rannte auf die Zelte zu. Zwischen seinen Zähnen steckte bereits die Alarmpfeife, die er stets bei sich trug.
    Der grelle, schrille Pfiff gellte über die Lichtung. Er hörte sich an, als würde ein Schiedsrichter ein Foul pfeifen, und die Pfadfinder wurden aus dem tiefen Schlaf gerissen.
    In den Zelten richteten sie sich auf, zogen die Reißverschlüsse der Schlafsäcke auf und rollten sich schlaftrunken hervor. Askin leuchtete in jedes Zelt. Seine Stimme überschlug sich, als er die Boy Scouts antrieb. Auch er war nervös geworden. Die Angst peitschte Wellen in ihm hoch, er sorgte dafür, daß seine Jungen die Zelte verließen, die Lampen mitnahmen und auch nach ihren persönlichen Dingen greifen konnten.
    »Was ist denn los?« schrie Ronny. »Wir müssen hier weg. Fliehen…«
    »Wieso?«
    Askin gab keine Erklärung. Es war einfach die Zeit nicht vorhanden. Statt dessen baute er sich vor den Zelten auf und leuchtete noch einmal gegen den Waldrand.
    Das sahen seine Schützlinge und taten es ihm nach.
    Plötzlich sah es jeder Junge.
    Sie schwiegen vor Angst und Schrecken!
    Das Laub rieselte wie schmutziger Schnee zu Boden. Stinkend, geschwärzt und zusammengerollt.
    »Ray, was ist das?« schrie Paul.
    »Ich weiß es nicht, verdammt. Wir können nicht länger bleiben. Wir müssen weg hier!«
    Ronny schrie plötzlich, während er eine Hand ausgestreckt hatte und in die Höhe wies. »Da… da ist eine Wolke. Lieber Gott, seht ihr sie auch?«
    Bisher hatten sie nicht hingeschaut. Jetzt folgten sie mit ihren Blicken der Richtung des weisenden Fingers. Selbst Askin war es, als würde man ihm einen Faustschlag in den Magen versetzen.
    Die Wolke hing über und auch zwischen den Bäumen. Sie bewegte sich zitternd durch die Strahlen der Lampen, wallte und quoll, als würde in ihr ein Motor stecken, der sie weitertrieb.
    »Das ist Gift!«
    Einer der Jungen hatte es erfaßt.
    Auf einmal gab es für sie kein Halten mehr. Auf den Absätzen machten sie kehrt. Ray Askin wollte sie zu einem geordneten Rückzug bewegen, das war nicht mehr möglich. Hals über Kopf rannten sie davon.
    Auch Askin blieb nicht länger stehen. An den Zelten jagte er vorbei. Er konnte sehen, wo die Pfadfinder hingelaufen waren. Die tanzenden Lichtstrahlen ihrer Lampen wiesen ihm den Weg, und so brach auch er durch das Unterholz des Waldes.
    Es fühlte sich ungewöhnlich weich und matschig an. Er blieb stehen und leuchtete in die Höhe.
    Auch über ihm lösten sich die Blätter. Diesmal konnte er ihnen nicht entwischen. Als er weiterlief, trafen sie ihn. Sie klebten auf den Haaren und an den Wangen, als hätte man sie angeleimt. In einer normalen Reaktion faßte er nach den Blättern, riß sie vom Gesicht weg und hatte gleichzeitig das Gefühl, als würde er dabei noch ein Stück seiner Haut mit abziehen.
    Selbst Askin verlor unter diesen Umständen die Nerven. Er konnte sie einfach nicht mehr behalten, auch der Überblick ging ihm verloren. So taumelte er durch den finsteren, allmählich vor sich hinsterbenden Wald, schlug mit dem Kopf gegen Zweige, spürte die feuchten Berührungen der Blätter, als wären sie schleimige Wesen, und schaute manchmal in den breiten Lichtspeer hinein, den die Taschenlampe tanzend warf.
    Ein Bild der Verwüstung und des Grauens bot sich ihm. Sterbende Bäume, fallende Blätter, dazwischen die dünne, gefährliche Wolke, und ein Junge namens Ronny, der es nicht mehr geschafft hatte. Er war gefallen, lag aber nicht am Boden, weil ihn ein dichtes Netzwerk aus Zweigen aufgefangen hatte.
    Die Blätter rieselten auf ihn nieder.
    Ein lautloser, unheimlicher Tod, der auch vor dem Lebewesen Mensch nicht haltmachte.
    Der Junge war gezeichnet. Seine Haut war ebenfalls keine mehr. Sie glich einem zusammengeschobenen Etwas, das sich stark verfärbte und einen Stich ins Bräunliche bekommen hatte.
    Furchtbar.
    Askin stand da und hätte heulen können. Aber er konnte Ronny nicht helfen. Das Furchtbare, das diesen Jungen und auch die anderen Kinder erwischt hatte, machte vor ihm ebenfalls nicht Halt. Die Blätter berührten seinen Kopf.
    In einer hastigen Bewegung zog er sie weg. Dabei riß er sich noch ein Büschel Haare aus, und er hörte vor sich das Knacken. Ronny war eingebrochen, die Zweige, auch schon angegriffen, hatten das Gewicht

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