0460 - Zeitpunkt X
als hundert Sprüngen das Lazarett geleert und anstelle von Erwachsenen alle Kinder hierhergebracht. Die beiden Frauen versorgten die Kinder und setzten dann die Hochdruckspritzen an.
Die Kinder würden fünfzehn Stunden im Tiefschlaf verbringen.
Das reduzierte die Energie, die sie benötigten, erheblich.
Dann gab es den ersten leichten Schlaganfall.
Ein alter Mann wurde gebracht -die Medorobots versorgten ihn auf engstem Platz. Auch dieses indirekte Opfer des Zukunftskommandos wurde eingeschläfert und auf eines der Betten gelegt, zwischen schlafende Kinder.
Dies war nur ein winziger Teil der kritischen Situation. Die bedingungslose Passivität, zu der alle Insassen dieses vergleichsweise winzigen Raumschiffes verurteilt worden waren, war der eigentliche Faktor. Zwischen Menschen, die ein Leben lang gute Nachbarn gewesen waren, brach plötzlich Streit aus.
War zufällig ein Terraner in der Nähe, der einen Paralysator am Gürtel hatte, so wurden die lähmenden Waffen eingesetzt.
Steif und schweigend trieben oder lagen dann die Bewußtlosen nebeneinander - auch sie würden länger als zehn Stunden in einer Art erzwungenem Tiefschlaf verharren. Aber an anderen Stellen gab es keine Mannschaftsmitglieder, die eingreifen konnten.
Dort begannen sich Moritatoren zuerst zu beschimpfen.
Dann versuchten sie, sich zu schlagen, obwohl es kraftlose Schläge wurden, trafen sie meistens einen vollkommen unbeteiligten Nachbarn; Dieser wiederum wehrte sich und schlug zurück. Im Nu hatten sich prügelnde Gruppen gebildet.
Normalerweise waren Erwachsene, die versuchten, sich in qualvoller Enge und in einer reduzierten Schwerkraft ein Faustgefecht zu liefern, ein sehr komischer Anblick. Als Zündfunken für eine Massenpsychose, die das Schiff vernichten konnte, verloren sie viel von dieser Komik.
Gucky griff ein.
Entweder zielte er mit dem Paralysator, so gut er es vermochte, zwischen die Streitenden, oder er wandte seine telekinetischen Kräfte an. Sein Appetit auf Mohrrüben war ihm längst vergangen. Wie jeder andere Terraner an Bord wußte er, wie kritisch die Situation war.
Plötzlich krachten die Lautsprecher auf, sie waren auf höchste Lautr stärke gedreht worden.
Eine scharfe Stimme, der keinerlei Müdigkeit mehr anzumerken war, rief: „Achtung - hier spricht Perry Rhodan."
Roi Danton, der an seiner Verstrebung hing und unablässig nachdachte, um einen Ausweg aus dieser Situation zu finden, dachte: gerade im richtigen Moment.
„Ich habe mich entschlossen, nicht mehr länger zu warten.
Das soll nicht bedeuten, daß wir innerhalb von Sekunden starten."
Es gab eine Pause.
Einige Terraner gaben laute Kommentare, von denen die Wörter „Endlich" und „Höchste Zeit" die häufigsten waren.
Rhodan fuhr fort: „Um herauszubekommen, was in unserer Situation der beste Ausweg ist, müssen wir zusammenarbeiten. Ich werde jetzt versuchen, die Hauptakteure unseres Schiffes hier in der Kommandozentrale zu versammeln - wir müssen die Lage besprechen."
Das wird schwer werden, dachte Icho Tolot. Wie soll ich beispielsweise vom Boden des Abwärtsschachtes bis zur Zentrale gelangen, ohne zweihundertelf Moritatoren oder Terraner zu zertrampeln?
Rhodans Stimme wurde wieder lauter.
„Es wird sehr schwierig werden, und ich bitte unsere beiden Mutanten um eine letzte Hilfe. Wir müssen die Standorte auswechseln. Dazu ist es nötig, daß jeder der Aufgerufenen seinen Standort durchgibt. Er wird dann - sein Platz wird dann mit dem eines der Anwesenden in der Zentrale ausgetauscht."
Er schien etwas über sein Minikom zu hören, denn er sagte: „Roi Danton?"
Roi bewegte sich, sah zwischen zwei Armen und an einem Rücken vorbei in die Augen eines Mannes vor dem Interkom, der ihm zunickte und dann sagte: „Hier, an Strebe vierundzwanzig Ain der Polschleuse."
„Gut."
Plötzlich gab es neben Roi einen Wirbel von Armen, Beinen und Kopfen - Ras Tschubai kam und brachte einen unbekannten Moritator herbei. Ras griff nach Rois Arm und riß den Terraner mit sich.
Roi prallte mit aller Wucht gegen Ovaron, der sich bis zu Rhodans Sessel durchgekämpft hatte, indem er zwanzig Meter zwischen den Beinen der Offiziere hindurchgerobbt war.
„Pardon!" sagte Roi. „Ich sehe, der Ganjo transpiriert."
Ovaron lächelte nicht einmal mehr.
„Icho Tolot!"
Sekunden später war Tolot da. Roi hatte Gelegenheit, einen Blick in Guckys Gesicht zu werfen; der Kleine sah erbarmungswürdig aus. Er hatte heute zwar keine lichtjahreweiten
Weitere Kostenlose Bücher