0460 - Zeitpunkt X
aber er schien am Ende seiner Kraft und seiner Beherrschung angelangt zu sein.
Zwar hatte Gucky, zwischen der Messe und der Zentrale springend, sie mit Getränken und Essen versorgt, zwar war Rhodan leidlich ausgeschlafen - trotzdem fühlte er eine bleierne Müdigkeit. Hoffnungslose Resignation beherrschte ihn und die anderen Männer des Kreuzers.
Rhodan streckte die Hand aus und schaltete den Interkom ein.
„Hier Rhodan. Ortungszentrale?"
Auf dem Bildschirm sah er die gleiche qualvolle Enge auch in diesem Raum, die gleichen müden Gesichter und den hohen Grad der Verzweiflung.
„Hier Ortungszentrale. Wir arbeiten pausenlos, wie seit dem Start. Wir haben nicht den kleinsten Impuls!"
Rhodan und der Chef der Ortungsabteilung schauten sich aus müden, rotgeränderten Augen an.
„Verdammt", sagte der Großadministrator.
„Das ist das einzige Wort, das unseren Zustand schildert. Sir - wollen Sie nicht einen Planeten suchen, dort landen und sich verstecken?"
Rhodan sah lange auf die Uhr.
„Wir warten auf Atlan und die anderen Schiffe!" sagte er sorgenvoll.
„Sie können - sie müssen jede Stunde kommen." Der Chef der Ortungszentrale fragte: „Verlassen Sie sich darauf, Sir?"
„Ja", erwiderte Perry Rhodan. „Ich hoffe auf baldige Hilfe."
Sie nickten sich zu, dann schaltete Rhodan den Interkom auf die Funkzentrale um.
„Hier Rhodan. Wie sieht es bei Ihnen aus?"
Das gleiche Bild: ein Raum in Ein-Drittel-Schwerkraft, voll mit erschöpften Moritatoren und Terranern. Das Gesicht des Funkchefs war hohlwangig, schweißbedeckt und unrasiert.
Niedergeschlagen meldete er: „Ich wünschte, ich könnte Ihnen einen positiven Bescheid geben, Sir. Wir haben in den letzten Stunden drei Versuche gemacht, mit der größten Energiemenge, die wir verantworten konnten, einen Hyperfunkspruch abzustrahlen.
Wir haben unseren Text wiederholt.
Nichts. Atlan meldete sich nicht -auch keines der anderen Schiffe. Sie scheinen sich sehr weit entfernt zu haben, zu weit für unsere Geräte."
Rhodan sagte müde: „In Ordnung - machen Sie weiter, solange wir noch können."
„Natürlich."
Während das Bild vom Schirm verschwand, sah Rhodan hinauf auf die Panoramagalerie. Er sah die Sterne, sah die Krümmung des Planeten und dahinter zwei leuchtende Objekte auftauchen. Die Sonne als sehr heller Stern, und neben ihr einen riesigen, verwaschenen Fleck, der wie ein von innen hell erleuchteter Nebel aussah.
Die Reste des Planeten, gasförmig und plasmatisch, dehnten sich aus.
Ihre Leuchtkraft ging im gleichen Maß zurück.
Das Weltall um das Schiff herum war leer.
30.11. 3437- 16 Uhr 40 Minuten: Jetzt begannen die kritischen Stunden.
Die vielen Menschen, die in den Räumen zusammengepfercht waren, wußten sehr genau, daß sie ihr Leben diesem Schiff und dessen menschlicher Besatzung verdankten. Sie wußten auch, daß ihr Heimatplanet für immer verloren war - diejenigen, die in der Nähe eingeschalteter Interkome waren, sahen die Gaswolke mit eigenen Augen.
Jeder von ihnen war den Terranern zu Dank verpflichtet.
Aber da war diese Hitze.
Eine feuchte Hitze. Jede Stunde kletterte die Temperatur um einige Grade höher. Die Luftfeuchtigkeit, die im wesentlichen aus Ausdünstungen der mehr als sechstausend Menschen bestand, nahm im gleichen Maß zu.
Dazu kam die Bewegungslosigkeit.
Zwar wurden in der verringerten Schwerkraft weniger Bewegungen gemacht, weniger Muskeln und Gelenke belastet, zwar schwebten in einigen Räumen die Geretteten regungslos in der Luft, aber die Möglichkeit, sich zu bewegen, sich zu waschen oder die Gelenke zu bewegen, war sehr gering.
Dazu kam der Hunger.
Er ließ sich am leichtesten ertragen, denn ein knurrender Magen kann über einen Zeitraum von vierundzwanzig Stunden hinweg ignoriert werden.
Aber - der Durst.
Dadurch, daß die Temperatur kletterte, schwitzten die hineingepferchten Menschen stärker. Da mehr Körperflüssigkeit verdunstete, nahm das Verlangen, etwas zu trinken, noch zu.
Aber es war völlig unmöglich, sechstausend Einzelwesen mit Getränken zu versorgen. Das war eine Aufgabe, die niemand schaffte. Zwar holten die Mutanten in Serien knapper Sprünge die tiefgefrorenen Packungen der trinkbaren Vorräte aus den Tiefkühltruhen und ließen die leeren Truhen geöffnet - innerhalb des gesamten Schiffskörpers war ohnehin kein einziges Schott geschlossen.
Merceile und Claudia Chabrol, beide von Ras Tschubai in das Schiffslazarett gebracht, versorgten die Kinder.
Ras hatte in mehr
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