0461 - Der Druide und die Echse
Zukunftsromanen und -filmen immer ausgemalt hatten. Norr wußte nicht, ob er darüber froh sein sollte. Es gab sicher bessere Verwendungszwecke für diese enorme Energie, die durch die Waffen freigesetzt wurde. Und daran dachte er nicht nur, weil er in diesem Augenblick ein Betroffener war!
Dabei konnte er noch froh sein, daß der Fluggleiter unbewaffnet war, den die Priester der Kälte benutzten. Sonst hätte es den Piloten nur einen Fingerdruck gekostet, eine Raketen-Salve auszulösen, die diese Lichtung in ein flammendes Inferno verwandelt hätte.
Norr bedauerte es, daß sich die technische Entwicklung der Sauroiden immer mehr in Richtung Vernichtungswaffen orientierte. Aber vielleicht war das ein ganz natürlicher Versuch des Entropie-Ausgleichs. Die Menschen, welche die Erde bewohnten, die den weit höheren Wahrscheinlichkeitsgrad besaß, hatten die todbringende Waffentechnik zur Perfektion entwickelt. Vielleicht glaubte das kollektive Unterbewußte der Sauroiden, daß es diesen Fehl-Entwicklungsprozeß nachempfinden mußte, um damit vielleicht den Wahrscheinlichkeitswert der eigenen Welt der der Menschen wieder etwas weiter anzunähern.
Aber all diese Überlegungen halfen ihm hier und jetzt nichts.
Hier und jetzt mußte er sich in Sicherheit bringen, um zu überleben. Im Dschungel waren seine Chancen zwar auch nicht sonderlich gut, aber immerhin besser, als wenn er sich von den Kälte-Priestern ermorden ließ. Sie gingen kein Risiko ein. Wenn er hier draußen starb, konnten sie sich alles mögliche einfallen lassen, um später vor der Öffentlichkeit mit reiner Weste dazustehen. Sie brauchten ihn bloß nicht rechtzeitig gefunden zu haben, um sein Leben vor dem Angriff mörderischer Dschungelbestien zu retten.
Und wenn sie hier anschließend mit ihren Laserwaffen alles abfackelten und niederbrannten, war von ihm höchstens noch Asche zu finden, wenn man intensiv danach suchte.
Die von den Laser-Strahlen erzeugte Flammenfront wurde innerhalb weniger Augenblicke unheimlich groß. Norr versuchte sich tiefer in den Unterholz-Bereich zurückzuziehen. Aber das würde auch nicht mehr viel helfen. Diesmal erwischten sie ihn, das war so sicher wie die Existenz des Göttlichen Eies.
Hier endete sein Weg…
***
Robert Tendyke hatte früher Feierabend gemacht als normal. Das war in der letzten Zeit gar nicht üblich gewesen. Tendyke wußte, daß er Riker damit möglicherweise in die Hände spielte. Riker war ein Mann, der die meiste Zeit des Tages in der Firma verbrachte oder für die Firma irgendwo unterwegs war. In der Zeit, in welcher Rob Tendyke nicht anwesend war, konnte Riker ungehindert agieren und seine Ziele verwirklichen. Aber Tendyke ging dieses Risiko ein.
Er mußte es tun.
Er war in seinem Leben schon oft Risiken eingegangen, mehr, als ein normaler Mensch verkraften konnte. Aber da war es um andere Dinge gegangen, um gefährliche Abenteuer, an deren Ende ein konkretes Ziel stand. Bei diesem Abenteuer gab es aber kein konkretes Ziel, sondern nur eine vage Hoffnung. Und diese Hoffnung hieß Liebe.
Es ging nicht ums Geschäft, es ging auch nicht darum, die Welt zu retten. Es ging nur um sein ganz privates Interesse.
Er wollte die Peters-Zwillinge nicht verlieren.
Verlor er Uschi, dann verlor er Monica mit. Merlin hatte die eineiigen Zwillinge einmal die zwei, die eins sind genannt. Sie gehörten zusammen, als wären sie ein Geist, der in zwei Körpern wohnte. Sie erlebten alles gemeinsam, sie teilten alles miteinander. Bis zur letzten Konsequenz.
Gemeinsam hatten sie Rob Tendyke lieben gelernt. Und er liebte die beiden blonden Mädchen aus Germany, die Sozialpädagogik studiert hatten und irgendwann damit begannen, die Welt zu bereisen. In Florida, bei Rob Tendyke, waren sie schließlich hängengeblieben. Uschi war es dann, die Rob einen Sohn schenkte, aber ihre Schwester hatte dabei eine Scheinschwangerschaft erlebt, so daß sich die beiden auch in diesem Stadium so sehr glichen, daß selbst jemand, der sie sehr gut kannte, sie nicht auseinanderhalten konnte.
Die einzige Person, die Monica und Uschi Peters auf Anhieb voneinander unterscheiden konnte, war Nicole Duval. Woran das lag, wußte niemand.
Aber wie auch immer - Tendyke wollte Liebe und Zuneigung der Zwillinge nicht verlieren. Deshalb war er bereit, einiges auf sich zu nehmen. Unter Umständen sogar den Verlust der Kontrolle über seine Firma.
Er fuhr zum Hotel. Aber er wußte nicht, was er Uschi Peters, der Mutter seines Sohnes, sagen
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