0461 - Der Druide und die Echse
sollte.
Er konnte es einfach nur darauf ankommen lassen.
Was erwartete sie von ihm? Was sollte er tun? Er wußte es nicht. Wie sollte er jemanden finden, der ausdrücklich klar gestellt hatte, daß er nicht gefunden werden wollte?
Aber Tendyke wußte, daß es für jedes Problem - und damit auch für dieses - eine Lösung gab.
Man mußte sie nur finden.
***
Gryf war unruhig. Deshalb folgte er seinen Freunden auch nicht besonders schnell. Er ließ sich Zeit, weil er überlegen wollte, woher seine Unruhe kam.
Unter Vorahnung hatte er noch nie gelitten. Aber war das, was er jetzt erlebte, nicht so etwas wie eine Vorahnung?
Aber worauf diese mutmaßliche Vorahnung abzielte, konnte sein Unterbewußtsein dem Silbermond-Druiden nicht verraten, der schließlich ganz stehengeblieben war und Zamorra und Nicole nur noch hinterhersah. Ihn, der normalerweise der größte Schürzenjäger überhaupt war, konnte Nicoles unbewußtes Hüftschwenken diesmal nicht beeindrucken. Mit seinen Gedanken war er woanders.
Nicole und Zamorra waren in ein Gespräch vertieft. Sie achteten nicht darauf, daß der Druide zurückgeblieben war. Sie waren bereits an den Regenbogenblumen vorbei und betraten den von kaltem Blaulicht erhellten Gang, der sie aus der Dimensionsfalte, in welcher das Arsenal sich befand, zurück in Ted Ewigks Villa führte.
Gryf starrte die Regenbogenblumen gedankenverloren an.
Deshalb war er auch der erste, der die Veränderung bemerkte, welche ihn abrupt aus seiner Nachdenklichkeit riß…
***
Reek Norr verwünschte die Priester der Kälte in ihrem Verfolgerfahrzeug in das namenlose Nichts jenseits der Auflösungszone. Hinter ihm tobte die Flammenhölle, breitete sich immer mehr aus und trieb den Sauroiden tiefer ins Unterholz zurück. Zur Seite ausweichen konnte er schon längst nicht mehr. Die Mordschützen, die aus dem offenen Einstieg ihres Fluggleiters heraus immer wieder in das Dschungeldickicht feuerten, sorgten dafür, daß sich die Feuerwalze halbkreisförmig um Norr herum ausbreitete.
Er konnte nicht darauf hoffen, Hilfe zu bekommen. Sicher würde man in der Stadt die gewaltige Qualmwolke sehen, die sich über diesem Abschnitt des Dschungels ausbereitete, aber bis dort jemand auf die richtige Idee kam und ein paar Sauroiden herüber schickte, die feststellten, ob durch diesen Brand eine Gefahr drohte und die notfalls Lösch- und Rettungsarbeiten durchführten, konnte noch geraume Zeit vergehen. Vor allem würde kaum jemand dieses Feuer mit ihm, Norr, in Verbindung bringen. Es wußten ja nur die paar Leute im Labor, daß er hierher geflogen war. Und bis die mitbekamen, was hier geschah, war es längst zu spät. Reek Norr konnte nicht ewig vor den Flammen zurückweichen. Er saß in der Falle. Das Unterholz nahm an Dichte zu, und jetzt kam auch noch die weitere Gefahr durch verängstigte Tiere, die in ihrer panischen Furcht vor dem Feuer nicht nur zu flüchten versuchten, sondern auch alles und jeden angriffen, der ihnen dabei in die Quere kam. Selbst Kleintiere, die sonst die personifizierte Friedfertigkeit waren, wurden jetzt zu reißenden Bestien, die ihre Zähne und Klauen in alles schlugen, was ihnen im Wege war.
Die Hitze, die von den Flammen ausging, wurde immer stärker. Einem Menschen wäre inzwischen vermutlich der Schweiß in Strömen über den Körper gelaufen. Aber Sauroiden hatten diese Möglichkeit zur Regulierung des Wärmehaushaltes in ihrem Körper nicht. In dieser Hinsicht trugen sie noch das Kaltblüter-Erbe ihrer tierischen Vorfahren aus ferner Urzeit in sich.
Immer wieder hörte Norr das leise Zischen weiterer Laserblitze. Immer wieder gingen hinter ihm Bäume und Strauchwerk in Flammen auf. Einige starke wasserhaltige Pflanzen explodierten förmlich um ihn herum und schleuderten brennende Pflanzenteile und Wasserfontänen in ihre Umgebung. Wasser verwandelte sich in der Gluthitze in zischenden Dampf, war aber nicht in der Lage, das Feuer zu löschen oder wenigstens einzudämmen. Keuchend schnappte Reek Norr nach Luft, aber da war mehr Hitze als Sauerstoff. An sich liebte er hohe Temperaturen wie jede Echse, aber das hier war doch etwas zu viel des Guten. Er wollte nicht gebraten werden!
Er wollte nicht den Flammen zum Opfer fallen!
Aber wie sollte er aus dieser Hölle entkommen? Er hatte einen Fehler gemacht, hatte die Priesterschaft der Kälte unterschätzt. Das rächte sich jetzt. Früher war er mißtrauischer und vorsichtiger gewesen. Diesmal hatte er zwar auch geargwöhnt,
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