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0461 - Der Druide und die Echse

0461 - Der Druide und die Echse

Titel: 0461 - Der Druide und die Echse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Para-Kräften zu erfassen und abzutasten. Es war eine Instinktreaktion. Norr ahnte nicht, wie sehr er in diesem Augenblick in seinem Verhalten den Priestern der Kälte glich, die für derartige Aktionen geschult wurden und für die es selbstverständlich und alltäglich war, etwas, dem sie gegenüberstanden, mit ihrem Para-Können zu sondieren.
    Aber Norr kam bei dieser metallischen Schlange nicht durch. Er konnte keine Resonanz fühlen. Es war, als sei diese Kobra das, wonach sie aussah: ein Stück Metall. Aber das war sie nicht. Sie war überaus beweglich, wie er soeben festgestellt hatte.
    Er schob sein Versagen darauf, daß er auf dem Para-Sektor nicht ausgebildet war. Jemand, der von den Priestern der Kälte geschult worden war, mochte vielleicht einen Kontakt hersteilen können, um auf diesem Wege etwas über die Natur dieser Messing-Kobra zu erfahren.
    Die Schlange bewegte sich.
    Sie raschelte durch das Gras auf ihn zu. Reek Norr wich noch weiter zurück. Er zog die Nadelpistole, entsicherte sie und richtete sie auf das kleine, sich verblüffend schnell bewegende Ziel. Dann drückte er ab.
    Er hatte gut gezielt.
    Die Nadel jagte aus der Mündung der Waffe und traf die Messing-Kobra. Aber sie drang nicht durch die Schuppenhaut, sondern prallte davon ab, als sei sie wahrhaftig auf Metall gestoßen. Als Querschläger pfiff sie durch die Luft und schlug dann ein paar hundert Meter entfernt in einen Baumstamm ein. An der Trefferstelle bildete sich sofort ein weißer Rauhreif-Fleck.
    Norr feuerte erneut, wieder mit dem gleichen Ergebnis. Das dritte Geschoß verfehlte sein Ziel und schlug wirkungslos in den weichen Boden. Währenddessen bewegte die Messing-Kobra sich zielbewußt und schnell durch das hohe Gras weiter auf den Sauroiden zu.
    Ssacah!
    Der Kobra-Dämon, den Zamorra erschlagen hatte, der aber nicht endgültig tot war, solange es seine Ableger gab! Und jetzt gab es sie nicht nur auf der Menschen-Erde, sondern auch hier in der Echsenwelt!
    Früher hatten die Ssacah-Ableger hier nicht existiert. Es gab nur eine einzige Möglichkeit, wie sie hierher gekommen waren.
    Tecko und Shiarrek hatten sie eingeschleppt!
    Norr erinnerte sich an das dumpfe Aufprallgeräusch, das er nur unterbewußt wahrgenommen hatte, als Shiarrek ihn niederschlug. Da mußte Shiarrek den Ssacah-Ableger, diese kleine heimtückische Messing-Schlange, von sich geschleudert haben, weil er Reek Norr damit treffen wollte. Khaar Shiarrek arbeitete damit für das Böse! Er war zum Handlanger für einen Dämon gewesen, welcher derzeit nicht einmal real existierte, der auf seine Wiedergeburt wartete!
    Kam dieser Ssacah-Ableger aus der Welt, in die sie mittels des Kälte-Tors die beiden Freiwilligen geschickt hatten?
    Gab es dort auch den Ssacah-Kult, den Reek Norr doch eigentlich nur von Zamorras Welt her kannte?
    Wenn ja, dann bestand allergrößte Gefahr. Dann mußte dieses Weltentor, das sie vom Forschungslabor aus geschaffen hatten, sofort geschlossen werden. Dann hatte es keinen Sinn mehr, noch eine Flucht in jene bisher unbekannte Welt zu versuchen. Dann wurde eine Flucht zum Todesurteil für alle Sauroiden!
    Schließen! Sofort verschließen und niemals wieder öffnen! In diesem Moment hatte Reek Norr keine Bedenken mehr dagegen. Ganz im Gegenteil. Tecko und Shiarrek waren - wie auch immer - aus der anderen Welt zurück. Man mußte nicht länger um ihr Schicksal fürchten. Es gab keinen Grund mehr, ihnen den Weg zurück in ihre Welt offenzuhalten. Sie waren jetzt ja hier. Jetzt ging es vordringlich darum, festzustellen, was mit ihnen geschehen war. Weshalb hatten sie die Seiten gewechselt? Wie hatten sie zu Dienern des Kobra-Dämons werden können? Und was konnte man tun, um ihnen zu helfen und sie von dem unheiligen Bann zu befreien, dem sie unterlagen?
    Weil die beiden Freiwilligen die Schlange mitgebracht hatten und weil Norr den Ssacah-Kult eigentlich nur von Zamorras Erde her kannte, kam ihm ganz kurz der Verdacht, daß Tecko und Shiarrek vielleicht doch jene Welt erreicht hatten, von der sich die Echsenwelt seinerzeit durch jenes unselige Experiment der DYNASTIE DER EWIGEN abgespalten hatte und auf der sie, der Mentalität der Menschen wiegen, nicht glücklich werden konnten. Aber das schied aus, wenn man nur einigermaßen logisch dachte.
    Die Logik verlangte jetzt aber auch, daß Reek Norr erst einmal an seine eigene Sicherheit und sein Überleben dachte, ehe er die Hintergründe zu sondieren versuchte. Er war in unmittelbarer Gefahr.

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