0461 - Flucht ins Ungewisse
Lufterneuerungsanlagen der vorhandenen Space-Jet und Rettungsboote dem Sauerstoffkreislauf des Kreuzers angeschlossen worden. Damit wurde die Galgenfrist abermals verlängert.
Rhodan drückte auf den Knopf der automatischen Startanlage. Während sich die riesige Luke öffnete, raste die Space-Jet über die Schienen durch den Hangar und wurde regelrecht in den freien Raum hinauskatapultiert.
Rhodan beschleunigte sofort und war, da die CMP-1 ohnehin sehr schnell flog, bald auf Lineargeschwindigkeit.
Der Dunkelplanet stand als runder Schatten auf dem Orterschirm.
Er verschwand für einige Minuten, und als die Space-Jet in das Einstein-Universum zurücktauchte, war er mit bloßen Augen zu erkennen, eine lebensfeindliche, tote Welt, zerklüftet und dunkel.
Nur das Licht der Sterne wurde von den gewaltigen Schneeflächen reflektiert, die Kontinenten glichen.
Es mochte Jahrtausende oder Jahrmillionen her sein, daß eine Sonne diese Welt beschienen hatte. Seitdem hatte sich hier nichts verändert.
Rhodan umkreiste den Planeten mehrmals und reduzierte die Geschwindigkeit. Er konnte nichts Verdächtiges entdecken. Wahrscheinlich war die Oberfläche der fremden Welt noch niemals von einem fremden Lebewesen betreten worden. Und eingeborenes Leben gab es allen Erfahrungen nach nicht, höchstens eingefrorene Sporen im Eis.
Rhodan wählte die Mitte des größten Eiskontinentes und setzte die Space-Jet sanft auf. Mit Radarecho stellte er fest, daß die Eisdecke einen Kilometer dick war und aus erstarrtem Sauerstoff und anderen Gasen bestand. Der Sauerstoffanteil betrug zwar nur knapp zehn Prozent, aber das war bei der vorhandenen Menge mehr als genug.
Aufatmend drehte Rhodan sich zu seinem Begleiter um.
„Wir haben es geschafft - wenn die Takerer uns in Frieden lassen."
„Die CMP-1 kann in zwei Stunden hier sein", sagte Ovaron.
„Ich möchte mir das da draußen mal ansehen", meinte Roi und sah seinen Vater verlangend an, während er den Helm seines Raumanzuges aufsetzte.
„Was dagegen?"
„Keineswegs, Roi. Aber Gucky wird dich begleiten, damit er dich jederzeit und ohne Zeitverlust ins Schiff zurückbefördern kann. Achte auf Spalten im Eis. Wenn die CMP-1 eine Bruchlandung baut, können wir uns für immer hier einrichten."
Gucky nahm Rois Hand.
„Fertig, alter Jakobiner? Dann los ...!"
Die beiden entmaterialisierten, um in derselben Sekunde draußen als einsame Figuren in der endlosen Eisöde zu stehen. Der Sprechfunk verband sie mit Rhodan und Ovaron in der Space-Jet.
„Seid vorsichtig!" warnte Rhodan noch einmal, dann nahm er Verbindung zu Oberstleutnant Kuruzin auf.
Die CMP-1 befand sich auf dem Anflug.
Noch waren keine Schiffe der Takerer geortet worden.
Inzwischen machten Gucky und Roi die ersten Schritte auf der unbekannten Welt. Die Schwerkraft war etwas geringer als auf der heimatlichen Erde, aber wesentlich höher als 0,3 Gravos, die sie vom Kreuzer her gewohnt waren. Der Himmel, tiefschwarz und lichtlos, war mit Sternen übersät.
Nahe und ferne Sonnen, die von fremden und bewohnten Planeten umkreist wurden, Welten, auf denen es Luft genug gab.
Luft für Takerer, nicht für Terraner und Moritatoren.
„Verdammt tief, die Spalten im Eis!" stellte Gucky fest und schaltete das Flugaggregat seines Kampfanzuges ein. Wie im Segelflug strich er dann in geringer Höhe über die Eisfläche dahin, dicht gefolgt von Roi, dem der Ausflug sichtlich Freude bereitete.
„Dort drüben vor dem Gebirge scheint es weniger Spalten zu geben. Vielleicht finden wir dort einen geeigneten Platz für den Kreuzer."
Je näher sie dem Gebirge kamen, desto dünner mußte auch die Eisdecke werden, dafür gab es aber auch weniger Spalten. Der gebundene Sauerstoff hätte für hundert Leichte Kreuzer gereicht.
„Perry, ich denke, hier ist es gut", berichtete Roi kurz darauf seinem Vater. „Weit und breit keine Spalte, der Boden eisfest und hart. Der hält die CMP-1 leicht aus."
„Gut, wir warten. Kommt zurück."
„Wir fliegen", versicherte Roi und sprach sogar die Wahrheit.
Vor der Space-Jet landeten sie.
Gucky brachte sich und Roi in die Space-Jet.
Noch eine Stunde bis zum Eintreffen der CMP-1.
Als der Dunkelplanet auf dem Panoramaschirm der CMP-1 sichtbar wurde, war er nur noch wenige Lichtminuten entfernt. Seine Albedo war trotz der riesigen Schneeflächen nur gering, weil keine nahe Sonne ihn beschien.
Die Fahrt war soweit gedrosselt worden, daß Kuruzin den Planeten langsam umkreisen konnte, um den
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