0462 - Der Witwenmacher von New York
Polstermöbel. Mit einem Schritt waren wir im Zimmer.
Phil stürzte sofort auf den Wandtresor zu. Er knackte das Schloß mit zwei Kugeln aus seiner Smith and Wesson. In einer Ecke des Raumes fiel ein Stück Decke hinab.
Ungefähr zwei Armlängen vor mir ragten zwei Füße aus dem Flammenmeer heraus.
Ich brauchte nur zwei Schritte zu machen. Nach dem ersten mußte ich mich schon auf den Boden werfen und den Kopf einziehen. Wieder brach ein Stück Decke herab. Funken prasselten nach allen Seiten, das Toben der Flammen wurde heftiger. Ich glaubte, jeden Augenblick würde die Decke auf meinen Kopf fallen, doch nichts geschah. Meine Hände umklammerten die Füße, und ich zog sie zu mir herüber.
Mit einem Male erkannte ich Elena Arkwright. Sie war bewußtlos. Ihr Gesicht war durch Brandblasen und Wunden entstellt. Ich grub meinen Arm unter ihren Rücken, hob sie auf und taumelte zur Tür.
Dort wartete Phil. Er hatte ein dickes Bündel Akten unter dem Arm und grinste mich an.
»Mit diesen Unterlagen ist die Mafia in New York erledigt«, keuchte er. Dann half er mir, die Verletzte aus dem Haus zu tragen.
Die Hitze wurde immer unerträglicher. Ich wankte benommen. Schwarze Schleier drohten mein Bewußtsein zu überwältigen. Ich biß mir in die Unterlippe, bis ich den Schmerz spürte und etwas Warmes süß in meinen Mund lief. Ich sah Phil nur wie einen langen Schatten. Er brüllte wieder etwas, aber ich verstand es nicht.
Ich weiß nicht mehr, wie wir aus dem Haus kamen. Ich weiß nur noch, daß wir plötzlich auf einem weiten Rasen standen. Um uns herum Feuerwehrleute. Elena Arkwright lag bewegungslos vor unseren Füßen. Phil und ich starrten gebannt auf die Villa. Das Dach stürzte krachend in sich zusammen, eine gewaltige Stichflamme schoß hoch, dann war das Gebäude nur noch ein einziger, schwelender, qualmender Trümmerberg.
Ein Feuerwehrmann kam auf uns zu. Er schleppte zwei Wasserkannen heran und reichte sie Phil und mir.
Ich griff zu, ohne zu begreifen, was geschah.
Klares, herrlich kaltes Wasser lief mir über die Zunge durch den ausgedörrten Rachen und an den Mundwinkeln herab zum Hals. Ich trank und trank und trank, und als immer noch ein Rest in der Kanne war, schüttete ich ihn mir über den Kopf.
Unsere Anzüge waren nur noch Fetzen. Löcher und Brandstellen, wohin wir blickten. Unsere Gesichter waren rauchgeschwärzt, und die Haut hatte Risse. Aber wir strahlten uns an, als hätten wir gerade die 64000-Dollar-Frage im Fernseh-Quiz richtig beantwortet. Wir hatten es geschafft. Die Unterlagen über die Mafia waren in unseren Händen.
Ein schmerzliches, grauenhaftes Stöhnen riß uns plötzlich aus unseren Gedanken. Wir blickten zum Boden. Elena Arkwright war wieder bei Besinnung. Als sie uns erkannte, funkelte der Haß in ihren Augen. Schmerz ließ ihre Gesichtszüge verzerren, der Atem der Frau ging rasselnd.
»Ihr habt es also geschafft?« keuchte sie.
»Ja«, sagte Phil nur.
Elena Arkwright richtete sich auf. »Ich mußte es tun, ich mußte das Haus in Brand stecken. Hatte ja keine Chance mehr, nachdem ihr mich entdeckt hattet. Bestimmt wußte eure Dienststelle von eurem Besuch bei mir.«
»Natürlich. Selbst wenn Sie uns getötet hätten, hätten Sie sich niemals der Gerechtigkeit entziehen können.«
»Aber ihn, ihn bekommt ihr nicht«, stieß die Verbrecherin hervor. Triumph lag in ihren Worten. Es waren ihre letzten. Ihr Körper bäumte sich jäh auf, ihre Hände zuckten zur Seite, langsam fiel sie zurück.
Elena Arkwright, die kaltblütige Verbrecherin, war tot. Sie hatte sich selbst gerichtet. Ein fürchterlicher Tod hatte sie geholt.
***
Mit Rotlicht und Sirene? fraß sich mein Jaguar einen Weg ÜDer das graue Asphaltband zurück nach Queens. Neue Anzüge hatten wir uns schon besorgt. Unterwegs bediente Phil pausenlos das Funksprechgerät. Er ließ sich mit Mr. High verbinden und gab soviel Einzelheiten aus den Unterlagen bekannt, die wir bei Elena Arkwright gefunden hatten, daß sich unser Chef direkt einen ganzen Block mit Haftbefehlen ausstellen ließ.
Die Mafia-Gangster von New York hatten sich zu dieser Stunde schon fast alle vollzählig im Copacabana versammelt. Steve Dilaggio hatte ganz in der Nähe des Lokals seinen Standort bezogen und gab immer die neuesten Ergebnisse zum Distrikt-Gebäude durch. Mr. High ordnete an, daß wir uns ebenfalls zu diesem Lokal zu begeben hätten.
Acht Minuten später sahen wir die schmutzigblaue Lichtreklame das Copacabana. Und wir
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