0462 - Der Witwenmacher von New York
erkannten auch im Dämmerlicht der Nacht die FBI-Wagen. Steve Dilaggio löste sich aus dem Schatten eines Hinterhauses, steuerte auf meinen Jaguar zu und bat mich dann wie zufällig um Feuer.
»Wartet, bis der Chef da ist. Bis jetzt sind dreißig mehr oder weniger bekannte Figuren in dem Schuppen verschwunden«, zischte er durch die Zähne und ging mit einem leichten Kopfnicken weiter.
»Das wird ja wie in den zwanziger Jahren«, knurrte Phil. »Gangster im Großaufgebot werden uns bestimmt eine Schlacht liefern. Bin gespannt, wie das ausgehen soll. Vielleicht sollten wir uns Verstärkung von der Army kommen lassen.«
»Abwarten«, knurrte ich. Die Worte Lefftys lagen mir noch im Ohr. Ich sah meine große Chance und wußte mit einem Male, wie ich zu handeln hatte.
Zwei Minuten später rollte die schwarze Limousine Mr. Highs am Bordstein langsam aus. Ich verließ den Jaguar und begab mich zum Chef. Sein Gesicht wirkte ernst und angespannt.
»Ich habe selten von einer derartigen Gangsterkonzentration gehört, Jerry«, begrüßte mich Mr. High. »Sämtliche in unserem Bezirk verfügbaren G-men sind jetzt in diesem Häuserblock versammelt. Dennoch ist das Kräfteverhältnis gerade erst ausgeglichen. Wir können natürlich noch einige Kollegen von der Stadtpolizei anfordern. Wenn es aber zu einem Feuergefecht kommt, erhöht das nur noch die Zahl der möglichen Verletzten.«
Ich nickte, setzte mich neben dem Chef in den Wagen und zündete mir eine Zigarette an.
»Ich habe einen anderen Plan, Chef«, begann ich. Mr. High hörte mir angespannt zu. Ich redete fast eine Viertelstunde. Dann hatte ich ihm meine Idee klargelegt.
Der Chef schüttelte den Kopf. »Das ist Wahnsinn, Jerry. Bedenken Sie, wenn nur einer der Burschen Ihre wirkliche Identität kennt. Man wird Sie sofort erschießen.«
Ich wehrte ab. »Rybacki und Leffty kennen mich nur als Ruffioso-Erben. Mein Plan hat auf alle Fälle mehr Chancen, verwirklicht zu werden, als die Möglichkeit besteht, daß wir nach Abschluß dieser Aktion noch vollzählig sind. Denken Sie an Bertie Price. Es genügt, daß er bei diesem Fall ums Leben gekommen ist. Wir wollen nicht noch mehr verlieren.«
Ich erhob mich und sah auf die Uhr. Es wurde Zeit. Meine Hand tastete zur Smith and Wesson. Ich spürte den kühlen Griff der Waffe. Dann ging ich langsam auf das Copacabana zu. Hinter mir hörte ich die gepreßte Stimme von Mr. High, aber ich verstand sie nicht. Ich sah nur das Lokal vor mir.
Das Lokal, in dem New Yorks Verbrecherelite tagte. Und ich wußte, daß endlich einmal mit dieser Pest aufgeräumt werden mußte. Die Mafia hielt sich für unschlagbar. Auch diesmal schien es so, als ob sie es wäre. Ich hatte nur einen einzigen, winzigen Trumpf in der Hand. Das Erbe meines Freundes Ruffioso, dessen Rolle ich jetzt wieder übernehmen wollte.
Dann hatte ich die Tür des Lokals erreicht. Hinter mir rief Phil meinen Namen. Aber es war schon zu spät. Ich stand bereits in einem Raum, in dem dreißig schwerbewaffnete Gangster versammelt waren. Sie sahen mich mißtrauisch an. Einige ließen mich sogar in die Mündung ihrer Pistolen blicken.
***
Der Tiger stand auf den schwelenden Trümmern einer Villa. Mit dem Fuß stieß er gegen einen leeren, ausgeglühten Tresor. Die Unterlagen, das Erpressermaterial, dem er jahrelang nachgejagt war, waren verschwunden. Kalte, nackte Wut flammte im Hirn des brutalen Verbrechers auf.
Er hatte davon gehört, daß Elena Arkwright durch das Feuer umgekommen war. Jahrelang war sie seine Komplicin gewesen. Er hatte sie mit dem Senator bekannt gemacht und schließlich dafür gesorgt, daß die beiden heirateten. So hatte er immer wichtige Unterlagen über die Unterwelt bekommen.
Jetzt war die Frau tot. Der Tiger brauchte nicht zu befürchten, daß seine Identität bekannt würde. Er kannte Elena gut genug, um zu wissen, daß sie ihn niemals verraten würde. Aber daran dachte er jetzt gar nicht.
Er wollte die Unterlagen über die Maña wiederhaben. Um jeden Preis. Ohne diese Dokumente war seine Macht gebrochen. Wenn die G-men die Unterlagen hatten, befanden sie sich jetzt beim Chef des New York FBI.
Darauf baute der Tiger seinen Plan. Noch glaubte er nicht daran, daß er verlieren könnte. Noch funktionierte sein Gehirn so perfekt, daß ihm immer wieder eine neue, hinterlistige und verbrecherische Tat einfiel.
»Ich werde mir diesen High kaufen«, brummte er und schwang sich in seinen Wagen. Er sah auf dem Rücksitz das große Paket mit
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