0462 - Die Rache des Schlangendämons
in einem Punkt verrechnet? Was verursachte alle die Veränderungen, die in letzter Zeit immer häufiger auftraten? Warum gab er für seinen großen Plan mehr Kraft ab, als er eigentlich wollte? Was entzog sie ihm? Hatte es etwas mit dem Dhyarra-Schock zu tun, der erfolgt war, als Ted Ewigk Saras Machtkristall auf Julian Peters schleuderte? Was mochte diese Schockwelle noch alles bewirkt haben?
Merlin hoffte, daß sie keine unmittelbaren Auswirkungen auf seinen Plan hatte. Denn der ließ sich nicht mehr ändern.
Merlin schloß die Augen. Er brauchte Ruhe, um sich zu erholen und im Schlaf neue Kraft zu schöpfen. Schon einige Male hatte er mit dem Gedanken gespielt, seine Regenerationskammer aufzusuchen, die sich in einer Dimensionsfalte befand und in der er neue Kraft zugeführt bekam. Aber damit würde er gleichzeitig seine Energie-Kette unterbrechen und damit sein waghalsiges Projekt zum Scheitern verurteilen.
Aber das war dann zugleich auch sein Ende.
Doch daran weigerte er sich zu denken. Der Tod war etwas, das Merlin nicht akzeptieren wollte.
Noch nie hatte der Tod Macht über ihn gehabt.
Merlin zwang sich zur Ruhe, um einzuschlafen.
Aber die Schlange war unterwegs.
***
Zum zweiten Mal erwachte Ted Ewigk.
Aber diesmal ging er nicht direkt zum Angriff über. Dennoch war ihm deutlich anzumerken, daß er Sara Moon als Feindin ansah. Mit einem heftigen Ruck entzog er sich ihrer Berührung, rutschte zur anderen Bettkante und ging halbwegs in Abwehrstellung. Aber jetzt schien er geistig schon wesentlich klarer zu sein als vorhin.
»Warum wolltest du mich töten, Ted Ewigk?« fragte sie leise.
Seine Augen wurden groß. Er starrte sie verblüfft an.
»Dreimal darfst du raten, ERHABENE«, sagte er.
»Das ist vorbei«, erwiderte Sara. »Schau dich um. Erkenne, wo du bist. Dies ist Caermardhin. Siehst du, daß ich mich frei bewege? Etwas ist in mir verändert worden. CRAAHN ist erloschen. Ich bin Merlins Tochter.«
Ted sah sie an, skeptisch, mißtrauisch, vorsichtig. Dann hob er seine rechte Hand und hielt sie vor seine Augen.
»Was ist das?« fragte er betroffen.
»Der tödliche Keim, den du hinnehmen mußtest, als der Schnabelhieb des Höhlenvogels dich traf«, sagte Sarah. »Laß mich deinen Unterarm sehen. Was macht die Wunde? Ist sie noch offen, oder hat sie sich jetzt geschlossen?«
Ted Ewigk starrte die silberhaarige Druidin entgeistert an. Dann betrachtete er die Stelle, an der ihm jener verdammte schwarze Vogel den verhängnisvollen Schnabelhieb verpaßt hatte, [1]
Die Verletzung war nicht mehr zu sehen.
»Was bedeutet das?« fragte er erstaunt. »Willst du damit etwa andeuten, daß du . …? Ausgerechnet du?«
Sara antwortete nicht.
»Nein«, murmelte der Reporter. »Ich glaube es nicht. Das alles ist nur ein Traum. Du bist eine Halluzination, und diese Heilung ist eine Halluzination. Ich…« Er sprang auf - und wäre fast neben seinem Bett zusammengebrochen, weil seine Beine ihn nicht mehr tragen wollten. Sara Moon fing ihn auf und drängte ihn in sitzende Position auf das Krankenbett zurück.
»Wie hast du es vorhin nur geschafft, mich anzugreifen und fast zu erwürgen, wo du doch nicht mal die Kraft hast, aufrecht zu stehen?« wunderte sie sich laut. »Du brauchst Ruhe. Du mußt dich erholen und wieder zu Kräften kommen. Da geht’s dir ähnlich wie meinem Vater, und…«
Sie verstummte, weil sie sah, wie groß seine Augen jetzt geworden waren.
»Dein Vater?« stieß er hervor. Und noch einmal: »Dein Vater?«
»Ja, Merlin. Was hast du?«
»Eine Sternstunde«, erwiderte Ted Ewigk heiser. »Lieber Himmel, wann hast du Merlin zuletzt deinen Vater genannt? Als du auf der anderen Seite des Zaunes standest, hast du nicht mal das Wort Erzeuger über deine Lippen gebracht… oh, jetzt möchte ich es fast wirklich glauben, daß du die Seiten gewechselt hast und CRAAHN gelöscht wurde… Aber wie war das möglich?«
Das konnte sie ihm so auch nicht sagen.
»Du brauchst Ruhe, Ted Ewigk. Glaubst du, daß du essen kannst?«
»Ein ganzes Wildschwein am Stück«, behauptete er.
Sara Moon lachte wieder, und mit diesem Lachen, das nichts Bösartiges oder Heimtückisches an sich hatte, sondern einfach nur befreiend wirkte, lieferte sie ihm einen weiteren Beweis für ihre Veränderung. Dennoch blieb er mißtrauisch.
»Ich glaub’s erst wirklich, wenn ich Merlin und dich Hand in Hand oder in inniger familiärer Umarmung sehe, ohne daß einer dem anderen den Dolch in den Rücken stößt«, sagte
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