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0463 - Der Leopardenmann

0463 - Der Leopardenmann

Titel: 0463 - Der Leopardenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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geschäftlichen Gründen. Für Tiffany Rogers war es aber ein Erlebnis, neben dem Geschäftsleben auch noch das Sozialgefüge von Stadt und Land kennenzulernen. Die Möglichkeit dazu hatte sie ja durch die Urlaubswoche, die ihr hier zustand.
    Ihre ersten Abendspaziergänge hatte sie durch die Straßen der Stadt gemacht, das aber bald wieder aufgegeben. Hier war es ihr nach der Dämmerung nicht ganz geheuer.
    An diesem Abend war sie mit dem ihr zur Verfügung stehenden Mietwagen zum Stadtrand gefahren, um von dort aus ihre Streifzüge in die beginnende Nacht hinein zu unternehmen. Das hatte sie schon einige Male getan, seit sie hier war. Sie stieg aus, schloß den Wagen ab und marschierte los. Sie besaß ein ausgezeichnetes Orientierungsvermögen und hatte eine Taschenlampe mit guten Batterien für den Fall der Fälle dabei.
    Sie benutzte feste Wege, von denen es hier genug ab. Die Zivilisation hatte längst zugeschlagen und dafür gesorgt, daß es ein ordentliches Wegenetz um die Stadt herum gab. Trübe Erfahrungen ließen Tiffany auch darauf verzichten, sich bei einsetzender Dunkelheit abseits dieser Pfade zu bewegen.
    Gut eine halbe Stunde war sie schon unterwegs und damit auf dem Rückweg zu ihrem Mietwagen, als sie hinter einer Wegbiegung Schritte zu hören glaubte.
    Rechts und links gab es Strauchwerk, dahinter ragten Bäume auf. Was sich hinter ihnen befand, konnte Tiffany in der Dunkelheit nicht mehr sehen. Das Sternenlicht reichte nicht aus, jetzt noch Einzelheiten zu erkennen.
    Unwillkürlich war sie stehengeblieben und trat jetzt zur Seite. Unter ihr knirschte der feine Splitt, den man auf dem künstlich angelegten Weg über die festgestampfte Erde gestreut hatte.
    Die Schritte, die hinter der Biegung hörbar waren, kamen näher. Sehen konnte Tiffany die Person noch nicht, weil sie von den hoch wachsenden Sträuchern verdeckt wurde.
    Aber dann war sie plötzlich da.
    Tappte auf kurzen Beinen heran, drehte dabei den Kopf und sah Tiffany kurz aus glühenden Augen an. Im nächsten Moment interessierte das Wesen sich wiederum nur für seinen Weg und nichts anderes.
    Tiffany stand da wie erstarrt. Sie war zu keiner Bewegung fähig und wagte nicht einmal mehr zu atmen. Der spätabendliche Spaziergänger, der einfach so an ihr vorbei geschritten war, flößte ihr Grauen ein!
    Himmel, was für eine Kreatur ist das? dachte sie und sah dem Unheimlichen hinterher, der schon ein gutes Dutzend Meter weiter gegangen war, jetzt aber plötzlich ihren Blick in seinem Rücken zu spüren schien. Als sei ihm dieser Blick unangenehm, blieb er jäh stehen, wandte sich katzenhaft schnell um und richtete sich aus seiner leicht vorgebeugten Geh-Haltung zu voller Größe auf.
    Seine gelben Katzenaugen schienen noch greller zu glühen.
    Unwillkürlich bewegte sich Tiffany. Sie ging rückwärts in die Richtung, aus der ihr der Unheimliche entgegengekommen war, stolperte dabei fast über ihre eigenen Beine und hatte Mühe, nicht in panischer Furcht einfach loszurennen.
    Aber da hatte der Unheimliche zum zweiten Mal das Interesse an ihr verloren. Er wandte sich wieder ab und setzte seinen Weg fort.
    Seine Schritte waren nach kurzer Zeit leiser werdend zu hören und waren dann in der Ferne nicht mehr wahrnehmbar.
    Auch Tiffany war wieder stehengeblieben.
    »Was, um Himmels willen, ist denn das gewesen?« stieß sie leise hervor und mußte sich eingestehen, daß sie zum ersten Mal bei einer Begegnung im Dunkeln wirkliche Angst verspürt hatte. Das Gefühl war ihr in dieser Form fremd, weil sie als Karateka den braunen Gürtel trug und es nur wenige Menschen gab, mit denen sie nicht fertig wurde, wenn es denen einfallen sollte, bei Tiffanys späten Spaziergängen über sie herzufallen.
    Aber dieses Wesen war doch kein Mensch gewesen!
    Menschen haben keine so kurzen Beine, auf denen sie federnd und leicht hin und her schwankend gehen, weil ein Gelenk mehr dazusein scheint, als sie normalerweise gebrauchen können. Menschen haben auch nicht Arme, die in ihrer Länge den Beinen ziemlich exakt entsprechen, und Menschen haben auch kein geflecktes Fell und einen Raubkatzenkopf, in dem Augen grellgelb glühen!
    Was ihr da entgegengetappt war, war ein aufrecht gehender Leopard!
    »Aber das gibt's doch nicht!« stieß sie hervor, als ihr klar wurde, was sie da gesehen hatte. Und dann fragte sie sich, weshalb sie nicht auf die Idee gekommen war, mit ihrer Taschenlampe diesen Zweibeiner anzuleuchten, um ihn besser sehen zu können, oder ihn

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