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0463 - Der Leopardenmann

0463 - Der Leopardenmann

Titel: 0463 - Der Leopardenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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sie zuzustürmen.
    Konnte er auch nicht, wie sie Augenblicke später erkannte. Der Lichtkegel ihrer Taschenlampe erfaßte ein Blutrinnsal, das unter dem Hundekörper hervorsickerte, der wie schlafend dalag.
    Hatte der Leopard ihn erwischt und getötet?
    Tiffany schüttelte den Kopf. Sie hatte kein Bellen gehört, als sie sich näherte. Wahrscheinlich war der Hund also schon vorher tot gewesen. Selbst wenn er sich mit Tiffany abfinden konnte, hätte er auf den Geruch des sich nähernden Leoparden reagieren müssen!
    Aber wer hatte ihn dann getötet?
    Tiffany begriff ihren eigenen Mut oder auch ihren Leichtsinn nicht, als sie weiter auf die Hütte zu ging. Vor ihr führten die schwarzen Abdrückte auf die Eingangstür zu.
    Die stand leicht offen.
    »Hallo, ist dort jemand?«
    Niemand antwortete.
    Tiffany rief abermals. Dann berührte sie die Tür und schob sie vorsichtig nach innen auf. Sie rechnete damit, im Inneren der Hütte auf den aufrechtgehenden Leoparden zu treffen.
    Statt dessen trat sie auf den Toten.
    Er lag direkt hinter der Tür, und er sah furchtbar aus.
    Tiffany lief rückwärts aus der Hütte, lehnte sich gegen die Holzwand und mußte sich übergeben.
    ***
    Stunden später glaubte die Polizei ihr immer noch nicht, was sie den Beamten zu erzählen hatte. Daß sie den Toten in seiner Hütte gefunden hatte, könne doch kein Zufall sein. Erstens mache kein vernünftiger Mensch bei Dunkelheit ausgedehnte Spaziergänge, und zum anderen hätte sie, auf dem Weg bleibend, doch diese Hütte gar nicht entdecken können. Bei den schlechten Lichtverhältnissen war der schmale, ausgetretene Pfad durch das Dickicht nur zu finden, wenn man direkt danach suchte. Aber das tat nur, wer den Bewohner der Hütte besuchen wollte.
    An den Leoparden, der auf den Hinterläufen ging, glaubte niemand.
    »Leoparden hat's hier schon seit ein paar Jahren keine mehr gegeben. Die sind alle ausgerottet worden, weil die Leute hier endlich in Ruhe leben wollten! Und daß ein Leopard auch noch eine lange Wegstrecke aufrecht geht - nein, Miß Rogers. Das können Sie den abergläubischen Eingeborenen in ihren Bantu-Krals erzählen, aber nicht einem zivilisierten Menschen!« sagte der Polizeileutnant, dessen etwas hellere Hautfarbe seine arabische Herkunft verriet.
    »Und die Spuren?« stieß Tiffany hervor. »Die schwarzen Pfotenabdrücke auf dem Weg, die direkt in das Haus führten?«
    Leutnant Al Takhy grinste mitleidig. »Was für Spuren denn, Miß Rogers? Zeigen Sie sie mir, und ich glaube auch an aufrechtgehende Leoparden!«
    Nur konnte sie ihm diese Spuren nicht zeigen.
    Sie zweifelte an ihrem Verstand. Schließlich hatte sie die schwarzen Abdrücke doch gesehen! Aber selbst dort, wo sie mit der Fußspitze gescharrt hatte, war keine Schwärze mehr zu sehen. Alles war wieder völlig normal.
    Das konnte sie nicht begreifen, und Leutnant Al Takhy nicht, daß sie die Wahrheit sagte. Kopfschüttelnd riet er ihr, erst mal darüber zu schlafen. »Morgen mittag unterhalten wir uns noch einmal darüber. Bis dahin haben Sie vielleicht den Schrecken verarbeitet, den Ihnen der Anblick des Toten bereitet hat. Immerhin sieht man einen so übel zugerichteten Mann nicht alle Tage!«
    »Sie glauben mir also nicht!«
    Al Takhy schüttelte den Kopf. »Nein, Miß Rogers. Was Sie mir da erzählen, das kann eher ein Alptraum sein, aber Alpträume verschwinden nach dem Aufwachen. Schlafen Sie sich aus, und wenn Sie wieder wach sind, unterhalten wir uns noch einmal in aller Ruhe. Einer meiner Leute wird Sie zu Ihrem Hotel fahren. Im ›Royal Imperial‹ wohnen Sie? Das ist auch nicht mehr die erste Adresse in Likasi. Das ist lange vorbei…«
    »Ich kann selbst fahren!« protestierte sie. »Ich habe meinen Wagen drüben stehen.«
    »Sie stehen unter Schockeinwirkung«, sagte Leutnant Al Takhy. »Mein Mann wird Sie in Ihrem Wagen zum ›Royal Imperial‹ bringen.«
    Al Takhy traute ihr also überhaupt nichts zu. Dabei war sie von der Hütte zum Mietwagen gelaufen, um über das Autotelefon die Polizei zu informieren, und dann wieder zur Hütte zurückgekehrt, um auf die Beamten der Mordkommission zu warten. Daß sie unter der von Al Takhy angenommenen Schockwirkung kaum so zielbewußt hätte vorgehen können, nahm er einfach nicht zur Kenntnis.
    Bei dem Araber-Nachkömmling war die Männerwelt noch in Ordnung. Für ihn war sie keine bevollmächtigte Geschäftsfrau, die über Investitionen in Dollarmillionenhöhe entschied, sondern nur eine junge Frau, die beim

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