0463 - Der Leopardenmann
entnehmen, die auch für den Parapsychologen und Dämonenjäger Zamorra interessant waren.
In diesem Fall hatte ihn der Name Robert Tendyke alarmiert.
Tendyke war sein Freund. Oder er war es zumindest bisher gewesen. Vor kurzem hatte sich Tendyke allerdings im Zorn verabschiedet und Zamorra empfohlen, sich seinen Bekanntenkreis künftig besser auszusuchen. Der durch ein mißlungenes Zauber-Experiment aus der Vergangenheit aufgetauchte Don Cristofero gefiel Tendyke nicht. Aus Andeutungen ging hervor, daß die beiden sich aus jener Vergangenheit kennen mußten, sich aber nicht gerade schätzten. Für Zamorra schwer begreiflich - Rob Tendyke sollte damals schon als ein gewisser Robert deDigue am Hof des Sonnenkönigs erschienen sein?
Wie auch immer - Tendyke und Don Cristofero waren sich spinnefeind. Und da Zamorra dem Don Asyl gewährte, nicht nur, weil der zu seinen Vorfahren gehörte, hatte Tendyke die Konsequenzen gezogen und hatte auch Zamorra die Freundschaft gekündigt.
Der Professor wollte sich damit seinerseits nicht abfinden. Don Cristofero war mittlerweile kein Thema mehr. Weil der Mann aus der Vergangenheit ihm selbst mit seinen Allüren gehörig auf den Wecker ging, hatte er ihn zunächst vom Château Montagne ins Beaminster-Cottage ausquartiert, seinem Zweitwohnsitz in der englischen Grafschaft Dorset. Weil das Cottage nach einem dämonischen Anschlag vorübergehend unbewohnbar geworden war, weilten Don Cristofero und sein Haus- und Hofzauberer, der namenlose schwarzhäutige Gnom, erst einmal im Schloß des mit Zamorra befreundeten Earl of Pembroke.
Tendyke hatte allerdings nichts mehr von sich hören lassen.
Bis jetzt hatte Zamorra noch keine Gelegenheit gefunden, Mißverständnisse wieder aus dem Weg zu räumen. Seine Gefährtin Nicole und er hatten genug damit zu tun gehabt, eine Drachenschuppe zu beschaffen, um ihrem durch eine schwarzmagische Verletzung sterbenden Freund Ted Ewigk zu helfen. Sie hatten es geschafft, und den letzten Informationen nach war der zur Zeit in der unsichtbaren Burg des Magier Merlin weilende Ted Ewig auf dem Weg der Besserung. Er würde nicht sterben.
Mit dem Problem »Drachenschuppe« nicht genug, hatte es sie auch noch in die Echsenwelt verschlagen, die von den Dienern des Kobra-Dämons Ssacah erobert zu werden drohte.
Aus der Eroberung war nichts geworden.
Nun waren Zamorra und Nicole wieder daheim im Château Montagne. Eigentlich sehnten sie sich nach den zurückliegenden, teilweise haarsträubenden Abenteuern nach ein wenig Ruhe. Aber da war dieser Zeitungsartikel.
Robert Tendyke verschwunden!
»Er braucht Hilfe!« behauptete Zamorra.
»Er hat dir einen symbolischen Tritt in den Allerwertesten versetzt«, wandte Nicole ein. »Du bist ihm keinen Freundschaftsdienst mehr schuldig. Außerdem ist er schon oft bei seinen Aktionen für einige Zeit verschwunden gewesen. Immer wieder ist er wie der Kastenteufel aus der Versenkung aufgetaucht…«
»Auch wenn er selbst anderer Ansicht ist - er ist immer noch mein Freund, und ein Freund läßt den anderen nicht im Stich!« hatte Zamorra daraufhin geantwortet.
»Und wo, bitte, willst du ihn suchen?« fragte Nicole spöttisch. »Selbst der Knabe von der Regenbogenzeitung, der diesen Artikel verbrochen hat, weiß nicht, wo Tendyke, der Verschollene, zu suchen sein könnte, und erst recht nicht, weshalb er spurlos untergetaucht ist!«
Zamorra lächelte.
»Aber um diesen Artikel zu verzapfen, muß er von irgendwem ein paar Stichworte bekommen haben. Und diesen Jemand hat er mir zu nennen.«
»Glaubst du im Ernst, daß er das tut? Dazu kann er nicht verpflichtet werden! Aber selbst dann kommst du noch nicht viel weiter. Laß uns ein paar Tage hier ausspannen. In der Post liegt auch mal wieder ein Angebot, für wenigstens ein Semester an der Sorbonne zu lehren und Studenten mit deinen Erkenntnissen zu malträtieren… Mann, Chef, das bringt frisches Geld in die Kasse! Nur will der Dekan vorher in einem persönlichen Gespräch ein paar Takte mit dir reden…«
Zamorra winkte ab.
»Er will die Garantie, daß ich den Vorlesungszyklus nicht zwischendurch abbreche, weil ich mal wieder auf Dämonenjagd gehen muß, aber diese Garantie kann ich ihm nicht geben. Ja, wenn ich Doktor ›Indiana‹ wäre, dann hätte ich den entsprechenden Freiraum… aber den geben sie mir an der Sorbonne nicht, und deshalb nehme ich nur noch Gastvorlesungen an, aber keine periodischen Veranstaltungen. Bitte, Nici, teile dem Dekan diese meine
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