0463 - Der Leopardenmann
habe Sie vorhin im Polizeirevier und auch später hier nur nicht wiedererkannt. Aber Sie waren in Miß Rogers Begleitung, als sie am Flughafen auf etwas Unsichtbares schoß, und dann haben Sie mich mit Polizeihilfe ausgetrickst, als ich mit einem Taxi versuchte, Ihnen zu folgen.«
Shackleton war totenblaß. »Das wissen Sie auch?« keuchte er. »Das… das auch? Aber daran habe ich jetzt doch gar nicht gedacht!«
»Warten Sie einen Moment«, sagte Zamorra, verließ die Bar und ging nach draußen zum Mietwagen. Daß er immer noch im Halteverbot stand, hatte trotz des relativ gewaltigen Polizeiaufgebotes bisher noch niemanden interessiert. Zamorra nahm seinen Dhyarra-Kristall aus dem »Einsatzkoffer«, kehrte in die Hotelbar zurück und legte den blau funkelnden Sternenstein vor Shackleton auf den Tisch.
»Haben Sie das schon einmal gesehen?« fragte er. »In Verbindung mit Projekt 8 ?«
Da sah Shackleton ihn an wie ein Gespenst. »Sie - Sie gehören zu denen ? Sie sind ein Ewiger? Zamorra, warum wußte ich davon nichts?«
»Sie haben mich nicht danach gefragt«, erwiderte Zamorra, der nicht daran dachte, den Irrtum hier und jetzt aufzuklären. Mochte Shackleton ihn vorerst für einen Angehörigen der DYNASTIE DER EWIGEN halten. Rhet Riker hätte ihn diesbezüglich eines besseren belehren können, denn Riker wußte, daß Zamorra einen Dhyarra-Kristall besaß, ohne ein Ewiger zu sein. Aber Riker war nicht hier. »Doch hätte Ihnen mein starkes Interesse, das Interesse eines vermeintlich Fremden, nicht ebenso zu denken geben müssen wie die Tatsache, daß ich das Hotel und Miß Rogers trotz Ihres Verschleierungsversuches spielend finden konnte?«
Shackleton schluckte. »Riker hat mir nicht gesagt, daß Sie zu unseren - Geschäftspartnern des Projektes gehören«, keuchte er.
Zamorra ging darüber hinweg. »Wollen Sie mir jetzt endlich erzählen, was in Zaire, in Likasi, passiert ist? Hellsehen kann ich nämlich leider nicht.«
Shackleton zeigte sich von seiner redseligen Seite!
***
Mit einem Dienstwagen der TI-Security war Tiffany Rogers zu ihrer Wohnung gebracht worden, die sich in einem Vier-Parteien-Mietshaus nahe der Innenstadt befand, aber auf der dem Hotel entgegengesetzten Seite von El Paso. Shackleton war davon ausgegangen, daß sie im Hotel nicht mehr bleiben konnte, daß der Mörder aber nicht damit rechnen würde, daß man sie jetzt ausgerechnet in ihre nur schwer zu überwachende Wohnung brachte statt in wiederum ein anderes Hotel.
Tiffany war es egal gewesen.
Sie wollte nur fort aus der Nähe des Toten. Es war nun schon der zweite, den sie in diesem furchtbar zugerichteten Zustand hatte sehen müssen. Sie wollte nicht mehr; sie war müde und fragte sich nach dem Sinn all dessen. Warum sie? Was hatte sie getan, daß sie so heimgesucht wurde?
Aber jetzt, jetzt war sie wenigstens wieder zu Hause. In ihren eigenen vier Wänden. In vertrauter Umgebung. Sie schleuderte den Blouson zur Seite, in dessen Tasche die Leopardenhaare waren. Sie warf sich auf ihr Sofa, kickte die Schuhe fort und zog die Beine hoch. Aber dann hielt es sie nicht auf ihrem Ruheplatz. Sie sprang wieder auf, grub die Leopardenhaare aus der Blousontasche aus und legte sie auf die Glasplatte des Wohnzimmertisches.
Sie starrte sie an. Weshalb habe ich diese Haare eigentlich aus Zaire mitgebracht? fragte sie sich. Als Andenken an einen toten Leopardenjäger?
Sie bediente sich am Getränkefach. Jetzt brauchte sie nicht mehr nüchtern zu bleiben. Sie war wieder in der gleichen miserablen Stimmung wie nach dem Auffinden des Leopardenjägers Motumo Sassa. Wenn das so weitergeht und ich zweimal in der Woche eine Leiche finde, werde ich doch noch zur Alkoholikerin!
Sie füllte ein Glas mit Tennessee-Whiskey, verzichtete auf Eis, weil das den Whisky doch nur verwässerte, und trank.
Kurz vorher hatte sie eines der Fenster geöffnet, um ein wenig Frischluft ins Zimmer zu bringen.
Und jetzt schmeckte ihr der »Jack Daniel's« nicht mehr, weil sie Raubtiergeruch wahrnahm, der durchs offene Fenster zu ihr hereinkam…
***
»… das ist die Story, soweit ich sie kenne«, sagte Shackleton düster. »An diesen Leoparden habe ich nie geglaubt. Es kann einfach nur eine Halluzination sein. Aufrecht gehende Leoparden, das gibt's doch einfach nicht.«
»Ein Wer-Leopard«, sagte Zamorra leise. »Sassa, der Großwildjäger, der den letzten Leoparden erlegt hat, wird von einem Wer-Leoparden umgebracht! Das ist das Rache-Motiv. Damit dürfte klar
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