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0463 - Der Leopardenmann

0463 - Der Leopardenmann

Titel: 0463 - Der Leopardenmann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Raubtiergeruch dachte sie nicht mehr.
    ***
    MacRough hatte Badewanne gespielt und der Grad seiner Füllung den inneren Eichstrich erreicht. Ihn deshalb jetzt als Brandyfaß auf Beinen zu bezeichnen, wäre allerdings übertrieben gewesen. Trotzdem war er nicht mehr ganz sicher auf den Beinen. Tiffany hatte nach dem fünften Glas auf Alkoholfrei umgeschaltet und stützte MacRough nun, als sie ins Foyer wankten.
    »Ein Taxi bitte«, verlangte Tiffany.
    »Woschu ein Takschi?« nuschelte MacRough. »So bet… bat… beschoffen bin ich nicht, daß ich ein Takschi b… b… brauche.« Krampfhaft hielt er sich mit einer Hand am Empfangspult fest, mit der anderen an Tiffanys Schulter. »Ich kannoch fah'n. Schicher kannich noch fah'n.«
    »Kommt gar nicht in die Tüte, Mac. Sie fahren mit einem Taxi nach Hause.«
    »Aba mein Auto!« protestierte MacRough. »Meine W… Wr… Frau erschlägt mich, wenn ich - hupps! Pardon! Wenn ich ohne mein Auto komme, dann erschlägt schie mich. Schie denkt dann, ich hätte 'nen Um… 'nen Unfall gebaut. Denkt schie, meine Wwrau. Hoppla!«
    »Ich habe ein Taxi mit zwei Fahrern bestellt, Sir«, sagte der Clerk. »Der zweite Fahrer wird Ihren Wagen nach Hause bringen.«
    MacRough starrte ihn aus großen Augen an und versuchte das Gehörte auf die Reihe zu bekommen. »Wawasch? Ein Fah-fah'er mit schwei Takschisch? Daschisch unmöglich. Einer kann doch nich schwei Au-audos fah'n. Geht nich. Nix. Ich fahre.«
    Das Taxi kam. Tiffany half dem protestierenden MacRough beim Einsteigen. Sie drückte dem Fahrer auch gleich das Geld in die Hand, da sie bezweifelte, daß MacRough noch in der Lage war, Scheine und Münzen auseinander zu halten.
    »Wo ist der Wagen?« fragte der zweite Fahrer.
    »Ja, wo isser denn?« Prompt wollte MacRough wieder aussteigen, nur machte seine Stirn intensive Bekanntschaft mit dem Taxidach. Ächzend sank MacRough wieder in sich zusammen. »Wo isch mein Audo? Ich musch dasch fah'n. Wo is mein Lenk… mein Lenk… mein Dingsda. Zum Lenken. Wo isch…« Vergeblich tastete er, auf der Rückbank sitzend, an der Lehne des Beifahrersitzes herum und suchte das Lenkrad. »He, dasch Takschi kann doch gar keiner nich fah'n. Das Lenkrad fehlt! He, Fahrer, dir hat einer dasch Lenkrad geklaut, Mann!«
    Tiffany beugte sich über ihn und legte ihm den Sicherheitsgurt an. Dann zeigte sie dem zweiten Fahrer MacRoughs in der Nähe geparkten Wagen, den sie natürlich schon oft genug gesehen hatte.
    MacRough hatte unterdessen ein weiteres Problem. »He, Mann, wie willst denn d-da-rei Audos gleichscheitig fah'n, wennsda nich mal ein Lenk-lenkdingsbums hascht? Hä? Nee, ich musch schelber fahren…«
    Zum Glück war der Taxifahrer so clever gewesen, vorher die Kindersicherung an der Fondtür einzuschalten, sonst wäre MacRough wahrscheinlich doch noch wieder ausgestiegen. Lächelnd sah Tiffany den beiden davonfahrenden Wagen nach. So hatte sie MacRough noch nie erlebt. Und wenn sein Selbstversuch in Sachen Alkoholverträglichkeit keinen anderen Sinn hatte, dann den, daß er damit Tiffany erfolgreich von ihren Problemen abgelenkt hatte.
    Sie lächelte immer noch, als sie in die Liftkabine stieg und sich nach oben tragen ließ. Auf dem Korridor sah sie sich nach ihrem lästigen Bodyguard um. Aber von dem war nichts zu sehen.
    Tiffany schloß ihre Zimmertür auf, durchschritt die schmale Passage zwischen Bad und Abstellraum und trat ins eigentliche Zimmer. Im gleichen Moment verflog ihr Lächeln.
    Okay, ein paar Brandys hatte sie auch getrunken. Aber nicht genug. Jäh blieb sie stehen.
    »Ich werd' noch wahnsinnig!« stieß sie entsetzt hervor.
    Raubtiergeruch!
    Und das Zimmer - glich einem Schlachtfeld! Schranktüren und Schubladen waren mit brachialer Gewalt auf- und teilweise losgerissen worden, ihr Inhalt durch das Zimmer verstreut. Wer hier nach etwas gesucht hatte, war in Eile und extrem rücksichtslos vorgegangen.
    Aber das war nicht das Schlimmste. Tiffany schrie nicht.
    Das taten nur hysterische Klischee-Frauen in schlechten Krimis, wenn sie einen Toten fanden.
    Tiffany Rogers gab einfach nur ihrer aufsteigenden Übelkeit nach, und später taumelte sie auf den Korridor hinaus, stolperte in den noch in der Etage wartenden Lift und jagte nach unten, um an der Rezeption Alarm zu schlagen. Daß sie es per Zimmertelefon einfacher gehabt hätte, daran dachte sie nicht.
    ***
    »Sag mal, träume ich?« staunte Zamorra, als sie vor dem Hotel stoppten und die Polizeifahrzeuge sowie den Rettungswagen

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