0463 - Der Leopardenmann
habe.«
Das brachte sie plötzlich ins Grübeln.
Auf dem Gang wurde es laut. Dann flog die Tür auf. Ein Mann, den Zamorra noch nie in seinem Leben gesehen hatte, erschien, hinter ihm Nicole.
Der Mann zückte etwas, das vertrackt nach einem Dienstausweis aussah. »Das geht in Ordnung, Gentlemen«, sagte er. »Lassen Sie den Mann ruhig frei. Meine Leute im Hotel sind einem Irrtum zum Opfer gefallen.«
»Ach ja?« fragte der Polizist, der das Verhör geführt hatte. »Dann sollten Sie Ihren Leuten mal den Kopf waschen, Sir.«
»Werde ich tun, Sarge«, sagte der Fremde gönnerhaft lächelnd. »Aber ich danke Ihnen für die schnelle und zuverlässige Hilfe. Wir wissen das zu schätzen. Ich darf mich bei Ihnen und Ihren Leuten sehr herzlich bedanken und bitte Sie, uns nicht böse zu sein, wenn noch einmal einer unserer Leute falschen Alarm geben sollte. Die Zusammenarbeit mit Ihnen ist jedenfalls ganz hervorragend.«
Zamorra durfte das Polizeigebäude wieder verlassen.
Zamorra sah den Fremden prüfend an. »Woher kennen wir uns?« erkundigte er sich. »Ich nehme an, daß ich mich bei Ihnen zu bedanken habe, Mister…«
»Shackleton, Zamorra«, sagte der Fremde. »Aber bedanken Sie sich bei Riker. Ihre zauberhafte Gefährtin hat den Boß dermaßen unter Druck gesetzt, daß er mich in Marsch setzte, Sie persönlich und unbürokratisch herauszuholen. Das ist alles.«
»Trotzdem danke.« Zamorra fragte sich, weshalb Riker so reagiert hatte. Womit hatte Nicole ihn bedrängt? Und dafür, daß längst Feierabend war, war das alles verblüffend schnell gegangen. Sie mußte Rhet Riker zu Hause erwischt haben.
»Darf man erfahren, warum diese junge Frau so stark abgeschirmt wird?«
»Darf man fragen, aus welchem Grund Sie sich dafür interessieren?« fragte Shackleton zurück.
Zamorra konnte ihm nur schwer etwas von einer schwarzmagischen Aura erzählen, die er am Flughafen wahrgenommen hatte und die verschwand, als das Unsichtbare, auf das Rogers schoß, in einer grellen Lichtexplosion zerplatzte. Aber eine Fantasiegeschichte, die glaubhaft wirkte, konnte er sich so schnell auch nicht aus den Fingern saugen.
»Sie wollen mir darauf nicht antworten?« fragte Shackleton. »Nun gut. Das ist Rikers Problem. Er hat mich angewiesen, Sie agieren zu lassen. Aber falls Sie Miß Rion immer noch aufsuchen wollen, setze ich mich mit meinen Leuten in Verbindung und avisieren Sie, damit uns allen nochmaliger Ärger dieser Art erspart bleibt.«
»Herzlichen Dank«, sagte Zamorra.
Er stieg zu Nicole ins Auto. »Wie hast du das geschafft?« fragte er.
Sie zuckte mit den Schultern. »Wenn ich das wüßte! Ich weiß ja nicht mal, was im Hotel vorgefallen ist. Ich konnte nur dem Polizeiwagen folgen. Als ich das Polizeigebäude betrat, hatten sie dich schon nach hinten gebracht, wollten mir aber weder sagen, weshalb sie dich verhaftet hatten, noch wollten sie auf eine Kautionszahlung eingehen. Da habe ich einfach bei der TI angerufen und Riker verlangt. Der war noch im Haus. Überstunden scheint er liebend gern zu machen. Und unter Druck gesetzt, wie dieser Shackleton es formulierte, habe ich ihn auch nicht. Riker hat ganz von selbst reagiert. Weiß der Himmel, weshalb. Er muß doch wissen, daß wir als Rob Tendykes Freunde nicht auf seiner Seite stehen.«
»Vielleicht will er sich einschmeicheln. Vielleicht hat er ein schlechtes Gewissen wegen damals, als er Rob ausschalten wollte. Er ist ein smarter Geschäftsmann, der genau weiß, was er will und wie er es erreichen kann! Wenn er uns so unbürokratisch hilft, ist das auch 'ne Art von Bestechung.«
»Hm«, machte Nicole. »Aber das wird mir langsam unheimlich. So gern kann er uns gar nicht haben. Was machen wir jetzt? Pause?«
Zamorra schüttelte den Kopf. »Wir fahren wieder zum Hotel. Ich will wissen was es mit dieser Rion oder Rogers auf sich hat. Und vor allem, wie sie dazu kam, auf ein unsichtbares Wesen zu schießen. Was, wenn sie Gespenster sehen kann, so wie Robert?«
Nicole schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. »Das könnte der Grund für Rikers Engagement sein - wenn er darüber informiert ist, welche Fähigkeiten Robert besitzt, und wenn diese Rion-Rogers das auch kann und er es auch nicht weiß! Aber das sind mir zu viele ›auchs‹ und ›wenns‹, mein Lieber.«
»Fährst du nun zum Hotel zurück? Wir haben ja jetzt offizielle Sprecherlaubnis.«
Nicole setzte den Chrysler in Bewegung. Das ungute Gefühl in ihr war noch stärker geworden. An den
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