0463 - Die Spione von Siga
verzweifelt, den Ring zu durchbrechen. Einige Schiffe brannten, andere waren zu Wracks geschossen und im Begriff unterzugehen. Überall in der aufgewühlten See wimmelte es von Rettungsbooten.
Dephin sah, wie die Aufbauten eines gigantischen Schiffes von mehren Treffern durchbohrt wurden und in sich zusammenstürzten.
Ein Karschal-Schiff, das in der Mitte durchgebrochen war, setzte den Kampf noch immer fort und feuerte ganze Salven.
„Jede der beiden Gruppen benötigt einen Mann wie mich", erklärte Dart Hulos. „Ich allein könnte dieses Gefecht entscheiden."
„Halten Sie Ihren Mund!" fuhr ihn Dephin an.
„Dort unten werden sinnlos Leben vergeudet. Sie sollten das nicht zum Anlaß nehmen, um Ihre zweifelhaften Schießkünste in den Vordergrund zu spielen."
Rigeler, der solche Auseinandersetzungen schon zu oft erlebt hatte, um sie noch tragisch zu nehmen, sagte überhaupt nichts. Er beobachtete die Seeschlacht. Zweifellos war auch sie ein „Erfolg" der takerischen Intervention. Beide oldonischen Parteien nahmen für sich in Anspruch, die wahren Verehrer des erwarteten Ganjos zu sein. Religiöser Fanatismus hatte zu allen Zeiten und an allen Orten verheerende Folgen gehabt. Was dort unten geschah, war ein neuer Beweis für diese Behauptung.
„Ich überlege, ob wir eingreifen und die Schlacht beenden sollen", sagte Dephin. „Wir können ein paar kleine Wunder inszeniereri, die die Oldoner sicher so erschrecken würden, daß sie den Kampf beenden."
„Denken Sie daran, daß vielleicht auch ein paar Takerer die Seeschlacht beobachten", sagte Rigeler.
„Sie würden die Wunder sofort als das erkennen, was sie in Wirklichkeit sind und entsprechende Maßnahmen einleiten."
„Bedauerlicherweise haben Sie recht", stimmte Dephin zu. „Wir müssen untätig bleiben. Hoffentlich kapitulieren die Kapitäne der Karschal-Schiffe rechtzeitig, denn es sieht nicht so aus, als könnten sie den Ring noch durchbrechen."
Weder Dephin noch die beiden anderen glaubten an eine Kapitulation.
Keine der beiden kämpfenden Seiten schien Gefangene zu machen. Es war auch aus dieser Höhe deutlich zu erkennen, daß auf Rettungsboote geschossen wurde. Der Haß der Völker aufeinander mußte unvorstellbar sein.
Die Siganesen flogen weiter. Der Lärm der Seeschlacht verlor an Intensität. Bald hatten sie die Schiffe aus den Augen verloren.
Die drei Thunderbolts erreichten die Küste. Sie entdeckten ein paar kleinere Fischerdörfer, die jedoch von der Bevölkerung verlassen waren. Offensichtlich fürchteten die Bewohner unbefestigter Städte Angriffe von See her.
Ab und zu zog ein feldronisches Patrouillenboot eine Schaumspur durch das Wasser. Die Besatzungen besaßen keine Geräte, mit deren Hilfe sie die hoch über ihnen fliegenden Zwerge hätten entdecken können.
Als die Sonne unterging, wurde es kälter. - Dephin rechnete damit, daß sie die Stadt bei Anbruch der Dunkelheit erreichen würden. Sie flogen jetzt landeinwärts und orientierten sich an einer großen Überlandstraße, die von einem Handelshafen ins Innere des Kontinents führte.
Unter ihnen marschierten immer wieder Soldaten vorbei. Der Krieg auf Oldon schien schon lange zu dauern, denn er hatte offensichtlich alles von seiner für primitive Völker anfänglichen Faszination eingebüßt. Nirgendwo waren Anzeichen zu erkennen, daß Siegesfeiern stattfanden. Niemand schien sich um die durch die Dörfer ziehenden Soldaten zu kümmern.
,„Die Oldonen sind kriegsmüde", sagte Dephin. „Ohne den Einfluß der Takerer hätten sie vielleicht eine Möglichkeit zur Beendigung des Krieges gefunden. Religiöser Wahn läßt beide Seiten noch einmal alle Kräfte mobilisieren."
Sie flogen jetzt abseits der großen Straße, um nicht durch einen Zufall entdeckt zu werden. Am Horizont zeichneten sich hohe Berge ab. Viele der unter ihnen liegenden Felder machten einen vernachlässigten Eindruck. Das bewies den Thunderbolts, daß sich auch die Bauern mehr um die Kriegsereignisse als um die Ernten kümmerten.
Auf einem freien Platz zwischen einigen Gehöften brannte ein großes Feuer. Dephin sah zu seinem Entsetzen, wie ein paar Bauern einen Mann zum Feuer schleppten. Sie hatten offenbar vor, den Unglücklichen lebendig zu verbrennen.
„Halt!" befahl Dephin.
Er ließ sich tiefer sinken. Die beiden anderen folgten ihm.
Sie konnten jetzt das Geschrei des Mannes hören, der den Flammentod sterben sollte.
Vor dem Feuer stand ein hochgewachsener Mann mit einer Fackel in der Hand.
Weitere Kostenlose Bücher