0463 - In den Fängen eines Teufels
vor, und diesmal unterstützte er den Schwung noch stärker.
Treffer.
Das Messer fand einen Widerstand am Oberschenkel des Orlocks, drang etwas in die Muskulatur. Gleichzeitig wurde der Killer von der linken Faust des Chinesen erwischt.
Der Schlag riß ihn von den Beinen.
Er fiel und rollte wie ein Kegel in den dunklen Gang. Aus seinem Mund drang plötzlich ein wilder Schrei, denn die Zeitspanne war vorbei, und der Orlock konnte sich wieder bewegen.
Er stand auf.
Für einen kaum meßbaren Moment konnte er sich noch auf den Beinen halten, dann brach er wieder zusammen, denn die Wunde an seinem Oberschenkel jagte Schmerzwellen durch sein linkes Bein, das dem Gewicht nicht mehr gewachsen war.
Der Orlock drehte am Boden.
Für einen Moment sah es so aus, als wollte er einfach liegenbleiben, dann aber kroch er weiter.
Suko hätte heulen können.
»Bleib, Orlock!« brüllte er.
Der Killer hörte nicht. Wie ein Wurm bewegte er sich über dem Boden auf die Treppe zu. Sie würde ihm die Flucht ermöglichen.
Vielleicht wollte er auch in den Lift steigen oder in irgendeinem Geheimgang verschwinden. Es wäre für Suko ein Leichtes gewesen, ihn zu erwischen, aber das war nicht möglich.
Er hing in der Falle, pendelte über dem Boden und mußte mit ansehen, wie der Orlock verschwand. Es sah so aus, als wollte er sich die Treppe hinabrollen.
Suko hörte ein Poltern, hohe, schmerzerfüllte Rufe, dann war es plötzlich ruhig.
Der Inspektor atmete tief aus. Einen Vorteil hatte er auf seiner Seite. Bei seinen Befreiungsversuchen würde ihn jetzt niemand mehr stören.
Und wieder versuchte er es.
Es war schwierig, den Körper hochzuschwingen und dann noch mit dem Messer das Seil zu treffen, damit es aufgetrennt wurde.
Einige Male berührte Suko es, mehr schaffte er nicht.
Irgendwie mußte er es eben auf eine andere Art und Weise versuchen. In einer kurzen Pause hörte er plötzlich ein Geräusch. Tapsige Schritte, die über ihn aufklangen.
War es der Orlock?
Nein, der war nach unten gerutscht und gefallen. Das mußte jemand anderer sein.
Suko dachte nach. Wer außer ihm hielt sich noch innerhalb der Schloßmauern auf?
Da gab es nur noch den Hausmeister!
Suko unternahm den Versuch. Er rief den Namen des Mannes und mußte sich anstrengen, damit er auch gehört wurde.
Die Schritte verstummten.
Wenig später klang die fragende Stimme auf. »Sind Sie das, Sir?«
»Ja, Hugh, kommen Sie, ich hänge hier fest.« Suko war froh, daß der Hausmeister den Weg gefunden hatte.
Sekunden später erschien er dort, wo die Treppe begann.
Hugh hatte Schwierigkeiten, sich auf den Beinen zu halten. Der Schlag gegen den Kopf mußte ihn schwer mitgenommen haben.
Deshalb stützte er sich an der Wand ab, und bei jedem Schritt zuckte er zusammen. Über seine Lippen drang dabei ein leises Stöhnen.
Er konnte nicht viel von Suko erkennen, blieb schwankend vor ihm stehen und holte tief Luft. »Was ist denn los?«
»Nehmen Sie das Messer aus meiner Hand. An der Wand läuft ein Seil entlang. Schneiden Sie es durch.«
»Und dann?«
»Machen Sie schon.«
Hugh bückte sich unter großen Mühen. Er faßte nach dem Taschenmesser und nahm es an sich.
Schwankend ging er auf die Wand zu, stützte sich daran ab und begann damit, am Seil zu säbeln. Suko hatte die Arme ausgestreckt und die Hände gespreizt. Wenn er fiel, wollte er sich wenigstens abstützen können.
»Das ist verdammt straff gespannt, Sir.«
»Bitte, Hugh, säbeln Sie weiter!«
Er tat dem Inspektor den Gefallen, auch wenn es ihm schwerfiel.
Suko spürte den plötzlichen Ruck, der durch die Fesselung lief.
Kurz danach war es soweit.
Er fiel.
Der Rest war ein Kinderspiel. Suko hatte den Aufprall in eine Rolle vorwärts verwandelt, die ihm nicht ganz gelungen war, weil ein Strick noch seinen Knöchel umschlang. Sich davon zu befreien, war für ihn eine Kleinigkeit.
Er blieb für einen Moment liegen. Hugh lehnte ihm gegenüber an der Wand. »Ich verstehe das nicht«, sagte der Hausmeister.
»Ich bald auch nicht mehr«, erwiderte Suko und stemmte sich in die Höhe. »Aber das ist egal, wir werden die Sache schon schaukeln. Wer hat Sie niedergeschlagen?«
»Ich weiß es nicht. Der Kerl stand plötzlich im Zimmer. Nur leider hinter mir.«
»Ja, Sie haben Glück gehabt. Leider läuft der Mörder noch frei herum.«
»Mörder?«
»So sieht es aus.« Suko ging nicht näher auf das Thema ein.
»Können Sie dafür sorgen, daß es hier im Flur wieder hell wird?«
»Ja, ich
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