0465 - Stop-Signal für einen Mörder
freundlichen Absichten der Gangster. Phil hörte gedankenverloren zu.
»Wer weiß, wie lange mich die Burschen hätten schmoren lassen, wenn du nicht gekommen wärst«, sagte ich anerkennend.
»Der Wagen stammt aus Chicago. Ich habe mir soeben die Nummer notiert«, sagte Phil. Ich rieb meine Fuß- und Handgelenke. Der Mann, der mich gefesselt hatte, war nicht sehr zartfühlend vorgegangen.
»Ich schlage vor, wir sehen uns noch einmal die Kneipe an«, knurrte ich, »und vor allen Dingen das Haus, in dem ich den Schlag über den Kopf erhielt.«
Mein Freund war einverstanden. Wir machten uns auf die Strümpfe. Nach wenigen Minuten stand ich vor dem Haus, wo mir der stürmische Empfang bereitet worden war. Ich stutzte. Die Haustür war nur angelehnt.
Ich gab Phil einen Wink. Mein Freund brachte seine Rechte in die Nähe des Jackenausschnitts, denn ich hatte meine Waffe bei dem Überfall eingebüßt.
Inzwischen erkannte ich, daß es sich um ein abgekartetes Spiel gehandelt hatte. Die Burschen hatten mich hier eingeholt und mich rückwärts gegen diese Haustür getrieben. Dahinter hatte der Gangster gelauert.
Vorsichtig schob ich die schwere Tür auf. Als sie halb geöffnet war, spürte ich einen Widerstand. Blitzschnell sprang ich in den Flur. Meine Hand tastete nach dem Lichtschalter. Neonröhren flammten knisternd auf. Das Blut erstarrte in meinen Adern. Direkt hinter der Tür lag Georg Sartor mit ausgestreckten Armen, das rechte Knie angezogen. Unter seinem Kopf hatte sich eine große Blutlache gebildet. Es war ein grausamer Anblick. Sartor hatte mehrere Stichwunden am Hals.
Phil stand neben mir.
»Da kommt jede Hilfe zu spät«, murmelte er.
Mir lief ein Schauer über den Rücken, als ich daran dachte, daß ich vor einer Stunde auf dem gleichen Flur gelegen hatte. Bewußtlos. Nur — mit mir hatten es die Gangster eilig, weil ich auf dem Klingelbrett Alarm geschellt hatte.
»Dieser kleine Teufel mit dem Messer«, zischte ich.
»Die haben den Riesen fertiggemacht«, sagte Phil leise, »und niemand ist ihm zu Hilfe gekommen.«
»Was kannst du schon anderes in diesem Viertel erwarten!« sagte ich, »gib mir deine Pistole. Ich werde hier aufpassen. Alarmiere du die Mordkommission.«
Phil nickte, übergab mir seine Pistole und machte sich auf den Weg. Das Restaurant war keine hundert Schritt entfernt.
***
Nach zwanzig Minuten kam ein Kombiwagen mit dem Leiter der Mordkommission, Lieutenant Key. Der Lieutenant gab Anweisungen an seine Assistenten, den Scheinwerfer an der Strommaschine des Autos anzuschalten. Wir wollten nach Möglichkeit jedes Aufsehen vermeiden. Bis jetzt hatte noch kein Bewohner etwas von dem Mord gemerkt.
Der Kameramann baute seine Standscheinwerfer auf. Wir unterhielten uns nur im Flüsterton.
Der Scheinwerfer strahlte auf. Er tauchte den mäßig beleuchteten Flur in ein grelles Licht.
Ich stutzte, rieb mir die Augen und betrachtete die Haustür von innen genauer.
Mit letzter Kraft hatte Sartor drei Buchstaben auf die Holzfläche geritzt »PEA«.
Ich winkte Phil. Er sah die Buchstaben und begriff sofort.
»Sartor hat den Mörder erkannt.« Phil sprach meine Gedanken aus.
Ich schilderte Lieutenant Key in kurzen Zügen meine Vermutungen und bat ihn, einen Durchschlag des Mordberichtes und das Ergebnis der Obduktion an mich zu schicken.
Ich ließ Sartors Brieftasche herausziehen und warf einen Blick auf die Identitätskarte. Ich notierte mir seine Adresse. Sartor wohnte in Harlem.
***
Wir spurteten zu meinem Jaguar. Ich ließ die Kupplung kommen und preschte los. In der Christopher Street herrschte wenig Verkehr. Als wir weiter nach Norden kamen, schaltete ich das Rotlicht an. Bei Nacht vermied ich es nach Möglichkeit, mit der Sirene zu fahren.
Wir brauchten für die Strecke genau dreiundzwanzig Minuten. Meinen Wagen ließ ich in der Nähe vom Morris Park stehen. Wir stiefelten die 124. Straße West in Richtung Seventh Avenue. Haus Nummer 137 lag auf der linken Seite. Phil steckte sein Streichholz an und studierte die Namen auf dem Schellenbrett. Der Name Sartor war nicht zu finden.
»Er hat sich irgendwo eingemietet«, überlegte Phil, »aber wo?«
Ich legte meinen Finger auf die unterste Klingel. Nach wenigen Minuten flog ein Fenster im Erdgeschoß auf. Eine Negerin steckte ihren Kopf heraus.
Die Haare waren mit einem verwaschenen roten Tuch mit weißen Tupfen bedeckt. Bei Negerinnen ist es schwierig, das Alter zu schätzen.
»Hallo«, sagte ich halblaut, »entschuldigen
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