0465 - Stop-Signal für einen Mörder
heißer Spuren«, sagte unser Chef abschließend.
»Zugegeben. Aber höchstens im Fall Falschgeld«, erwiderte ich, »in der Angelegenheit Gemäldediebstahl bleibt uns vorläufig nur die unklare Aussage des Kunsthändlers Reardon.«
»Und die beiden Pflaster im Gesicht dieses Mannes«, ergänzte Phil.
»Ich finde, das ist allerhand. Wenn wir in jedem Fall mit so vielen klaren Spuren beginnen können…« seufzte Mr. High. »Außerdem liegt ein Koffer mit Dollarblüten in unserem Panzerschrank. Wir brauchen nur die Fälscherwerkstatt herauszufinden.«
»Übrigens«, fuhr unser Chef im Geschäftston fort, »liegt das Untersuchungsergebnis unseres Labors über die Dollarnoten vor. Es handelt sich um äußerst plumpe Fälschungen.«
»Damit ist nicht gesagt, daß die Burschen nicht eines Tages mit besseren Blüten herauskommen«, meldete ich meine Bedenken an. »Es sieht verdammt so aus. Frank Loring kommt nach Manhattan, hält einen Speech mit irgendwelchen Leuten, die an seiner Kunst interessiert sind. Er widersetzt sich ihren Forderungen und wird erschossen. Georg Sartor will zwischenzeitlich mit Frank Loring ein neues Unternehmen aufmachen. Auch Sartor wird kaltgestellt. Dahinter steckt eine Bande, die es ebenfalls auf Falschgeldherstellung abgesehen hat, aber die Konkurrenz fürchtet.«
»Okay, genau diese Bande suchen wir doch, Jerry«, unterbrach mich Mr. High. »Ja, Chef. Es ist eine verteufelt schlaue Clique. Sie schaltet Frank Loring aus, schafft den Toten vom Treffpunkt irgendwo am Hafen in die Stadt und informiert uns, wo wir die Leiche finden können. Frank Loring hat eine Menge Blüten in der Brieftasche. Aber diese Blüten tragen nicht seine Fingerabdrücke.« Ich hatte mich in Eifer geredet. Mr. High hörte mir zu, ohne mich zu unterbrechen.
»Die Bande suchte die Druckplatte, die Frank Loring hergestellt hat. Aber mit einer Druckplatte kann sie nichts anfangen. Sie braucht die zweite. Sie vermutet, daß Loring und Sartor bereits die ersten Geschäfte abgeschlossen haben, daß Sartor eine Platte in seinem Besitz hat. Deshalb der Besuch in Sartors Wohnung. Wir wissen nicht, ob die Gangster gefunden haben, was sie suchten.«
»Wurde die Wohnung von Frank Loring durchwühlt?« fragte Mr. High.
»Wir wissen nicht, wo Frank gewohnt hat«, erwiderte Phil.
»Aber es dürfte nicht allzu schwer sein, es herauszufinden«, sagte Mr. High, »außerdem haben wir die Listen der gestohlenen Gemälde den Kunsthändlern zustellen lassen. Ich finde, wir müssen in den sauren Apfel beißen und über unsere Pressestelle die Geschichte mit dem Falschgeld publizieren. Vielleicht erhalten wir aus Bevölkerungskreisen irgendwelche Angaben.«
»Haben wir eigentlich schon irgend etwas über Reardons Vorleben erfahren?«, fragte ich Mr. High zum Abschluß unserer Konferenz.
»Ja«, sagte er, »sehr viel scheint er von Kunst nicht zu verstehen. Das Geschäft hat er von seinem verstorbenen Onkel übernommen, der ein ausgezeichneter Kunstkenner war. Reardon hat keinerlei Vorbildung.«
Mit hängendem Kopf verließ ich die Konferenz.
»Meinst du, es meldet sich jemand, der an Frank Loring vermietet hatte?« fragte ich mißtrauisch.
Phil erwiderte im Tonfall unseres Chefs: »Wir werden allen Spuren nachgehen und dann genau ins Zentrum der Verbrecherbande stoßen.«
»Okay«, knurrte ich und telefonierte nach dem Zeichner. Er erschien nach einer Viertelstunde. Ich legte ihm das Foto von Frank Loring vor und bat ihn, danach eine Zeichnung anzufertigen, die zur Klischeeherstellung für die Tageszeitungen geeignet war.
Nach einer halben Stunde lag die Zeichnung vor.
Ich gab sie in unsere Reproanstalt und bat, die übliche Menge herzustellen.
In den Zeitungsnotizen blieb Frank Loring der Vermißte, der Unbekannte, der irgendwo aufgefunden worden war.
Wir gaben die Unterlagen mit den notwendigen Anweisungen an unsere Pressestelle.
Ich selbst steckte mir die beiden Zeichnungen von Frank Loring in die Tasche. Einmal die Zeichnung, die nach Angaben von Reardon entstanden war, dann die zweite nach dem Originalfoto. Sie waren sich sehr ähnlich.
***
Es war fünf Uhr nachmittags, als ich vor dem Hause des Kunsthändlers Reardon stand. Die Rolläden waren heruntergelassen. Die Villa machte den Eindruck, als sei der Besitzer verreist.
Ich blieb vor der Tür stehen, klingelte und war überrascht, als jemand die Wechselsprechanlage einschaltete.
»Hallo, wer ist da, bitte?« fragte eine krächzende Stimme.
»Cotton, FBI«,
Weitere Kostenlose Bücher