0465 - Stop-Signal für einen Mörder
Archiv und rief: »Mr. Reardon hat soeben angerufen. Er hat einen Gangster in Notwehr erschossen, wie er sagt. Er legt Wert darauf, daß wir eintreffen, bevor die Mordkommission an Ort und Stelle ist.«
Mir rutschte der Kasten mit den Dreierstreifen aus der Hand.
»Ja, du hast richtig gehört«, bekräftigte Phil, »Reardon hat mich angerufen. Er hat einen dieser Gemäldediebe, die ihn erpressen wollten, ausgeschaltet. Er sagt, es sei in Notwehr geschehen. Er will den Fall aber durch das Gericht untersuchen lassen.«
»Dieser Mann muß tatsächlich Nerven halsen, die so dick wie die Stahlseile der Brooklyn Bridge sind«, knurrte ich. »Wir kommen mit unseren Nachforschungen auf keinen grünen Zweig. Er dagegen setzt sich gegen den Erpresser zur Wehr und schaltet ihn kurzerhand aus.«
Ich warf mir die Jacke über und spurtete los. Phil folgte mir.
Wir sprangen in den Jaguar. Trotz des dichten Verkehrs schafften wir den Weg in verhältnismäßig kurzer Zeit. Natürlich hatten wir Rotlicht und Sirene angeschaltet.
Ich stoppte den Wagen direkt vor Reardons Villa.
Die Haustür war nur angelehnt. Mr. Reardon empfing uns mit einer verlegenen Geste.
»Ich hatte nicht gedacht, Sie so schnell wiederzusehen«, sagte ich. Er führte uns wortlos in den großen Salon. Vor dem niedrigen Couchtisch aus Teakholz lag ein Mann, das Gesicht in den Teppich vergraben. Aus zwei kleinen Löchern sickerte Blut von der Schläfe auf den hellblauen Teppich. Ich erkannte sofort, es war einer aus dem Trio von vorgestern abend.
Der Tote hielt eine Luger in der rechten Hand. Die Finger krallten sich um den Lauf.
»Er hat sie angegriffen?« fragte ich.
»Yes, Mr. Cotton. Ich konnte mich nicht anders wehren«, sagte Mr. Reardon leise.
»Sie haben alles unverändert gelassen?« fragte Phil.
Reardon nickte.
»Mich wundert, daß die Mordkommission noch nicht hier ist«, sagte ich halblaut.
»Ich habe sie noch nicht alarmiert«, sagte Reardon ruhig.
Ich stutzte.
Der Kunsthändler sagte sofort:
»Ich wollte Ihnen erst in Ruhe schildern, wie alles gekommen ist. Jetzt kann ich mich noch auf jede Einzelheit besinnen. Wer weiß, ob ich dazu noch in der Lage bin, wenn die Cops hier herumschwirren.«
Phil ging ans Telefon und wählte die Nummer der Mordkommission.
Dann erfuhren wir von Reardon den Ablauf der Szene.
Der Mann hatte sich über die Wechselsprechanlage angemeldet und als Bilderlieferant einer bekannten Firma ausgegeben. Reardon hatte den Türöffner betätigt. Wenige Sekunden später stand der Gangster mit einem Gemälde von Frans Hals in der ersten Etage. Er verlangte von Mr. Reardon die vereinbarte Summe. Als der Kunsthändler sich weigerte, auch nur einen Dollar zu zahlen, wurde der Gangster ungemütlich und bedrohte Mr. Reardon. Schließlich ging er im blauen Salon mit der Pistole auf Reardon zu.
»In meiner letzten Not griff ich in die Hausbar«, schilderte Reardon atemlos, »dort lag mein Browning. Als dieser Bursche mich mit dem Kolben bearbeiten wollte, gab ich zwei Schüsse ab.«
»Sie sind ein sehr guter Schütze«, sagte ich, »beide Sehüsse sind tödlich. Kennen Sie den Toten?«
Mr. Reardorf schüttelte den Kopf.
»Wo ist Ihr Browning?« fragte Phil.
»In der Aufregung habe ich ihn auf den Boden fallen lassen. Er muß unter den Schrank gerutscht sein«, erklärte Reardon mit krächzender Stimme, Phil ging auf die Knie und sah nach.
»Die Waffe liegt unter dem Sideboard, und wo standen Sie, als Sie die Schüsse abgaben?« fragte Phil.
»Hier direkt neben dem Sideboard«, sagte Mr. Reardon.
Phil nahm ein sauberes Taschentuch aus seiner Westentasche und zerrte den Browning ans Tageslicht.
»Der Mann fiel- vornüber, als Sie schossen?« fragte ich.
»Ich glaube wohl. Aber so genau kann ich mich nicht mehr erinnern«, wich er aus.
»Okay, und was machten Sie, nachdem der Mann vornüber auf den Teppich stürzte?« fuhr ich fort.
»Ich ging zum Telefon, wollte unser Revier alarmieren. Dann erinnerte ich mich daran, daß das FBI den Fall bearbeitet. Deshalb rief ich Sie an.«
Der Wagen der Mordkommission stoppte vor Reardons Villa. Die Türen klappten. Nach wenigen Augenblicken kamen Lieutenant Pigall, ein Arzt und mehrere Cops in das Haus. Phil trat an die Treppe und winkte sie herauf.
Ich machte Lieutenant Pigall mit Mr. Reardon bekannt und schilderte dem Leiter der Mordkommission in kurzen Sätzen die Story, wie wir sie von Mr. Reardon erfahren hatten.
Der Fotograf brachte seine Kamera in Position,
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