0466 - Die Stadt und das Raumschiff
dem Dach eines Bauwerks am nördlichen Ende der sichelförmigen Stadt.
„Wo ist das Konstruktionsbüro?" Ras sah einen großzügig angelegten flachen Bau, durch eine durchsichtige Mauer von der am Strand entlangführenden Straße und den übrigen Gebäuden abgetrennt. Das hellerleuchtete Rechteck, zehn Meter hoch und mit etwa fünfzig Metern Kantenlänge ziemlich groß, schien gesichert zu sein. Es war angestrahlt, und vor den Fenstern erstreckte sich ein kurzgeschnittener Rasen. Je mehr Ras sich der Szene widmete, desto deutlicher glaubte er zu erkennen, daß dieses Gebäude hier ein Herzstück der weitausgedehnten Fabrikationsanlagen war.
Er konzentrierte sich auf einen Platz, den er durch die Fenster erkennen konnte.
Dort war es dunkel, und außerdem konnte er sich durch einen schnellen Sprung wieder in Sicherheit bringen.
„Los!" sagte er sich.
Plötzlich befand er sich in einem kleinen, niedrigen Saal. Er war in einer Zeichenabteilung.
Langsam drehte er sich herum, und seine Augen versuchten, das Halbdunkel zu durchdringen. Er sah und erkannte Zeichenmaschinen, an schwere Komputer angeschlossen. Er sah Pläne und Detailzeichnungen, aber kein einziges Modell. Ras richtete sich vorsichtig auf und spähte durch die Trennwände hindurch, die ebenfalls aus Glas bestanden. In einigen Teilen dieses Stockwerks wurde noch gearbeitet, und er sah auf einigen Tischen Modelle stehen, an riesigen Wandflächen waren kleine, farbige Zeichnungen angeheftet.
Aber ausnahmslos zeigten die Blätter und die Modelle Ausschnitte - niemals das Ganze.
Er konnte hier nicht suchen, denn damit hätte er sich verraten. Es half nichts: Ras mußte mit Ovaron hierher springen und versuchen, den Cappin auf die richtige Spur zu bringen.
In den verbleibenden Nachtstunden unternahm er noch drei weitere Sprünge innerhalb dieses Fabrikationskomplexes.
Dabei entdeckte er folgendes: Sämtliche Rohteile und Halbfabrikate kamen aus einer anderen Stadt, aus einem anderen Teil Leffas.
Sie wurden hier montiert, zusammengeschweißt und imprägniert.
Außerdem schienen sie hier zu warten, bis sie abgeholt wurden - aber diese Überlegung konnte er nicht mehr nachprüfen. Es wurde Zeit für ihn, zu verschwinden. Er konzentrierte sich wieder auf den Park am Seeufer, den er zuerst betreten hatte und erschien dort, während das Morgenlicht sich in der Feme abzuzeichnen begann. Von hier aus hatte er einen ausgezeichneten Blick auf das Schiff und die Insel.
Er wartete ruhig, an den Stamm eines Baumes gelehnt.
Die Insel mit den Geröllbergen der Bohrung war wie eine unregelmäßig geformte konvexe Linse, die auf dem geraden Wasserspiegel lag. Fast in der Mitte dieses leichten Bogens, in der Höhe eines Gebirgsriesen, dunkelgrau und als scharfe Silhouette gegen den hellgrauen Streifen am Horizont, die MARCO POLO.
Ein prächtiges Bild.
Und zugleich eine nackte Drohung für die Takerer hier auf Leffa. Ras begann zu ahnen, daß die Geduld der Takerer bald erschöpft sein würde. Ihm ging es nicht anders, wäre er Bewohner dieses Planeten.
Die MARCO POLO war eine schweigende, von Schutzschirmen umgebene Drohung.
Ras drückte auf ein Gerät an seinem Arm. Ein ultrakurzer Impuls strahlte aus, wurde von der Funksonde aufgefangen und reflektiert, zeichnete gleichzeitig mit einem Signal in den Lautsprechern auch einen bestimmten Ausschlag auf einem Oszillographen auf.
Vier Sekunden später öffnete sich an einer bestimmten Stelle des Schiffes der Schirm; Strukturrisse entstanden.
Der Teleporter kam ohne Aufenthalt ins Schiff hinein. Hinter ihm schlossen sich der HÜ-Schirm und der Paratron-schirm der MARCO POLO.
Der Beschuß durch die takerischen Bodenforts hatte schon seit Stunden aufgehört.
Ras Tschubai traf als einzigen der verantwortlichen Männer des Schiffes Roi Danton an. Roi saß in der abgerundeten Hauptzentrale, ließ seinen Blick zwischen den Schirmen der Panoramagalerie und dem Lesewürfel hin und hergehen, den er in seinen Händen hielt. Aus einem Bandrecorder ertönte leise Musik. Außer Roi saßen nur noch wenige Männer in der Zentrale und kontrollierten die Anzeigen ihrer Pulte. Einer von ihnen war der diensthabende Emotionaut, der halb schlafend vor seinem Pult lag. Als er die Schritte des Teleporters hörte, drehte Roi den Kopf.
„Willkommen an Bord!" sagte er leise.
Ras setzte sich ihm gegenüber; seine Einsatzlandung war ziemlich schmutzig, und er war müde.
„Danke. Haben Sie hier irgendwo Ovaron gesehen?" fragte er.
Roi
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