0467 - Der Killer schickte rote Rosen
Merkst du immer noch nicht, daß das Band völlig wertlos ist? Zwei Stimmen sind darauf. Eine von einem Mann, den es nicht gibt. Und eine von einer Frau, die tot ist.«
Hitch versuchte, einen letzten Trumpf auszuspielen.
»Sie ist aber nicht tot! Ich habe ihr alles gesagt, und sie ist…«
»Wie ist die Nummer der Notury?« fragte Forrester die Frau.
Sie brauchte nicht nachzusehen, sondern nannte ihm den Anschluß aus dem Gedächtnis.
Forrester griff in die Wählscheibe des Telefons. Viermal kam das Rufzeichen. Dann eine männliche Stimme.
»Hallo, hier bei…«
»Ist dort die Polizei?« fragte Forrester, »Wer spricht dort?« klang es zurück, »Mordkommission?«
»Ja, aber…«
Forresters Hand drückte hastig auf die Gabel und unterbrach die Verbindung.
Hitchs gellender Hilferuf kam um einen Sekundenbruchteil zu spät. Er erstickte unter einem würgenden Griff seines Gegners.
»Hol seinen Wagen vor die Haustür«, sagte Forrester zu der Frau. »Inzwischen widme ich mich dem Mister hier.«
»Leb wohl, du Ratte«, sagte sie, als sie an Hitch vorbei zur Tür ging.
***
»Hallo! So reden Sie doch!« brüllte Detektiv-Sergeant Brooglie in das Telefon.
Er wartete noch einen Moment, dann legte er den Hörer resignierend wieder auf die Gabel, »Aufgelegt!« sagte er. »Eine dunkle Stimme, die fragte, ob hier die Polizei wäre. Dann noch einmal, ob das die Mordkommission wäre.«
»Und sonst?« fragte der Lieutenant, Brooglie schüttelte den Kopf.
»Nur diese zwei Sätze — das heißt, ein Satz und dann nur noch das fragende Wort .Mordkommission?’. Anschließend wurde aufgelegt.«
Brooglies Stimme klang mir von vorher noch im Ohr. Ich hatte alles mitbekommen. Auch seinen angefangenen Satz.
»Sagten Sie nicht ,Ja, aber…«
Er nickte. »War das falsch?«
»Auf welche Frage haben Sie das ,Ja‘ gesagt?«
»Das war meine Antwort, besser: meine Reaktion auf die Frage .Mordkommission?! Natürlich, das war ein Fehler von mir. Ich habe ja wie aus der Pistole geschossen geantwortet.«
Ich beruhigte ihn. Seine Reaktion war sehr verständlich. Selbstredend war die schnelle Antwort falsch, aber immerhin hatte das ganze Gespräch weniger als zehn Sekunden gedauert.
»Bemerkten Sie etwas Besonderes an der Stimme?«
»Nein.« Er dachte nach und zeigte dann mit einem entschiedenen Kopfschütteln, daß er von der Richtigkeit seiner Antwort überzeugt war.
»Klang die Stimme irgendwie unruhig oder gehetzt, war der Anrufer außer Atem — irgend etwas?«
»Nein, Sir«, sagte der Sergeant noch einmal. »Es war eine tiefe, ausgesprochen männliche, nicht verstellt klingende Stimme. Sie war völlig ruhig. Nicht gehetzt. Nicht außer Atem.«
Also nichts. Phil war nach unten gefahren, in die Garage des Hauses, um sich einmal den Cadillac der Notury anzusehen. Wenn sie jede Nacht zwischen Mitternacht und vier Uhr früh ihren motorisierten City-Bummel machte, dann war es immerhin möglich, daß sie ihren Mörder unterwegs getroffen und selbst in ihre Wohnung gebracht hatte.
Zwölf Stunden war sie, nach dem Urteil des Polizeiarztes, tot. Die Tat mußte sich also gegen fünf Uhr früh abgespielt haben, überlegte ich.
»Wir haben ihn!« klang Phils Stimme durch den Raum.
Mein Freund stand atemlos in der Tür. Neben ihm stand ein junger Mann in einem verwaschenen blauen Overall.
»Hey!« fuhr der Reporter Wilkinson herum. »Ist das etwa…«
»Quatsch!« sagte Phil und schaute dann auf die Uhr. Ich begriff sofort den Sinn dieser Geste.
Ralph Wilkinson vom »Herald« hatte uns vermutlich ein Stück weitergeholfen. Aber vorerst konnten wir keine Presse mehr gebrauchen.
So schaute auch ich auf die Uhr.
»Wilkinson«, sagte ich dann, »ich glaube, es wird Zeit für Sie. Ihr Redaktionsschluß ist bedenklich nahegerückt.«
Ei- war schon auf dem Weg zur Tür, als ihm Phil noch nachrief: »Und bleiben Sie bitte in der Stadt — wir brauchen Sie noch als Zeugen!«
Dann waren wir unter uns.
Der junge Mann im Overall war der Garagenwärter vom vergangenen Nachtdienst. Weil ein Kollege plötzlich erkrankt war, machte er jetzt noch eine zweite Schicht. Man sah es ihm an, daß er ziemlich müde war.
»Jimmy Dale heißt er«, erklärte Phil. »Er hat schon kurz angedeutet, was er bemerkt hat. Am besten nehmen wir es gleich ins Stenogramm.«
Die Mordkommission hatte natürlich Ihren Stenografen mit einer Diktiermaschine dabei.
»Fertig!« sagte er, und seine Finger tippten bereits die Anfangsformulierung in die
Weitere Kostenlose Bücher