0467 - Der Killer schickte rote Rosen
murmelte er schwach.
»Er ist nicht unten!«
»Er ist unten…« flüsterte Hitch noch einmal. Dann sank er in sich zusammen.
Die Frau wich einen Schritt zurück und schaute mit entsetzten Augen auf die leblose Gestalt des Mörders und Erpressers.
»Ist er…?« Sie vollendete die Frage nicht.
Forrester nickte ungerührt. »Gib mir mal die Whiskyflasche!«
»Bist du verrückt?« fragte Mrs. Whitstone. »Du mußt jetzt einen klaren Kopf behalten!«
»Habe ich ja. Her damit!«
Ohne weiteren Widerspruch reichte sie ihm die Flasche.
Er schraubte den Verschluß des noch fast ganz vollen Gefäßes ab und ließ dann den kostbaren Bourbon plätschernd über den zusammengebrochenen Hitch laufen.
»Davon wird er auch nicht mehr lebendig«, bemerkte die Frau trocken.
»Soll er auch nicht. Er soll nur nach Whisky riechen, damit die Leute eine Erklärung haben, warum wir ihn zum Auto schleppen müssen!«
»Zu welchem?«
»Zu meinem«, antwortete Forrester.
Ein paar Minuten später bewältigten sie den Transport. Im Haus begegnete ihnen niemand, und auch auf der Straße drehten sich nur ein paar Passanten zu dem merkwürdigen Gespann um. Forrester und die Whitstone hatten den leblosen Hitch in ihre Mitte genommen. Die Whiskywolke wallte so stark, daß für die Passanten kein Zweifel an dem Geschehen bestehen konnte.
Forrester hatte seinen Wagen etwa 50 Yard von der Haustür entfernt abgestellt. Die Entfernung kam dem Verbrecherpaar endlos vor. Doch sie schafften es, ohne besonderes Aufsehen zu erregen.
»In meiner linken Manteltasche sind die Schlüssel. Ich halte den Kerl so lange — schließ du den Wagen auf«, ordnete Forrester an.
Sekunden später lag Hitch auf dem Rücksitz des Forrester-Autos. Forrester ließ den Motor anspringen.
»Und jetzt?« fragte die Frau, die auf dem Beifahrersitz saß.
»Hitch-Drama, letzter Akt.«
***
Ich saß hinter dem Steuer meines Jaguar. Phil saß neben mir. Im Notury-Apartment im Grant House hatten wir die Kollegen von der City Police zurückgelassen.
Uns ging es jetzt nur darum, den Reporter einzuholen, der uns so geleimt hatte wie kaum jemand zuvor.
Im dichten Abendverkehr mußten wir unbedingt mitten durch die City — von Manhattan-Nord zur Downtown, zum Zeitungsviertel. Es ging nicht anders als mit Rotlicht und Sirene. Selbst damit war es noch schwer.
»Glaubst du«, fragte Phil, »daß er der Mörder ist?«
»Ich weiß es wirklich nicht. Die Art des Mordes spricht eigentlich dagegen. Vielleicht hat er mitgeholfen. Vielleicht war er auch nur der Auftraggeber. Auf jeden Fall hat er etwas zu verbergen.«
»Wilkinson. Ausgerechnet Wilkinson vom ,Herald‘. Immerhin doch ein Starreporter«, sinnierte Phil.
»Cherchez la femme«, knurrte ich.
Wir schossen sirenenheulend und rotlichtblinkend die Amsterdam Avenue zur City und rasten jetzt auf die Kreuzung mit der westlichen 59. Straße zu. Ich wollte weiter bis zur 42. und dann erst nach links zum Times Square einbiegen, um dem allerstärksten Verkehr aus dem Wege zu gehen.
Aber es gelang mir nicht mehr.
Die Ampel in der Amsterdam Avenue zeigte rotes Licht. Ich ging mit dem Gas etwas zurück und schob mich an der Reihe der haltenden Fahrzeuge vorbei. Gellend heulte unsere Sirene durch die Straßenschlucht, und geisterhaft wurde die Umgebung vom roten Blinklicht angeleuchtet.
Jetzt fuhr ich wieder an. Die Reifen sträubten sich Bruchteile von Sekunden lang, dann preschte der Jaguar wieder davon.
Tausend Augen schauten neugierig zu uns herüber. Plötzlich hatte ich ein ganz merkwürdiges Gefühl in der Brust.
»Achtung!« brüllte da auch schon Phil.
Ich sah es in derselben Sekunde. Von rechts, aus der 59., vom Hudson River herüber, kam ein großer Schatten auf uns zugeflogen.
Wie ein Automat reagierte mein rechter Fuß. Blitzschnell wechselte er vom Gas- auf das Bremspedal. Ein Ruck ging durch den Jaguar. Meine rechte Hand reagierte ebenso automatenhaft. Mit derselben Bewegung wischte sie den Gang heraus und glitt zur Handbremse, um den Bremsfuß noch zu unterstützen. Mit der Linken zog ich ihn hart herum. Er schleuderte einen Moment, aber ich konnte ihn in meiner Gewalt behalten.
Phil hatte sich blitzschnell vom Sitz gleiten lassen und kauerte nun im Fußraum. Ich bemerkte es mit Erleichterung, denn er war ursprünglich auf dem Beifahrersitz am meisten gefährdet gewesen.
Mit rasender Geschwindigkeit kam der Schatten näher. Zuerst war er schräg rechts vor uns gewesen — jetzt befand er sich seitlich
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