0467 - Der Killer schickte rote Rosen
Notury! Du mußt es doch wissen, du weißt doch so viel von mir und von anderen Dingen. Vielleicht bin ich auch Rosy Nittle. Oder ich bin…«
»Wer? Wer sind Sie?«
Noch einmal lachte sie perlend und unbeschwert. Das Lachen war so hell und so laut, daß Ralph Wilkinson das leise Geräusch nicht hören konnte.
Die Frau stand im .Dunkel der Diele, und so hatte Wilkinson auch die Pistole mit dem aufgesetzten Schalldämpfer nicht gesehen, obwohl sie sich auf nur rund zehn Schritte Entfernung gegenübergestanden hatten.
Wilkinson spürte einen harten Schlag gegen die BAist. Im gleichen Moment brach das Lachen der Frau ab. So konnte Wilkinson das zweite leise Geräusch sehr deutlich hören. Brennend heiß fuhr das Projektil an seiner Schläfe entlang.
Das dritte leise Abschußgeräusch hörte Wilkinson nicht mehr. Das Geschoß traf ihn in die Stirn, noch ehe der zischende Knall sein Ohr erreicht hatte.
Als der Mann zusammengesunken auf den Steinplatten lag, löste sich die schwarzgekleidete Frau aus dem Dunkel der Diele und trat näher.
Im gleichen Moment huschte ein letzter Strahl der untergehenden Sonne über die Szene. Im blutroten Schein stand ein graziles schwarzhaariges Mädchen . in einem hochgeschlossenen schwarzen Kleid. Es war eng anliegend und betonte eine makellose Figur. Nur eine weiße Schürze trug die Frau in diesem Moment nicht.
***
»Sie heißt Vanstraaten oder van Straaten. Vielleicht nennt sie sich auch nur so. Sie hat die größte Wohnung im ganzen Haus, aber sie ist selten dort. Oft sind Freundinnen von ihr drin. Und auch Männer«, erzählte Mrs. Mappers, die Bewohnerin des Apartments 1 B.
»Warum nicht?« fragte Phil.
»Sie ist, wenn man ihren Erzählungen glauben darf, Krankenschwester. Nein — medizinisch-technische Assistentin nennt sie sich wohl. Aber das ist ja nichts anderes als eine Krankenschwester.«
Ich klärte Mrs. Mappers auf, um sie von Trugschlüssen freizuhalten. »Eine medizinisch-technische Assistentin, Madam, ist eine hochqualifizierte Fachkraft. Diese besonders ausgebildeten Arzthelferinnen können sehr hohe Einkommen erreichen. Besonders dann, wenn sie in der Privatpraxis eines teuren Arztes tätig sind.«
»So?« fragte sie spitz.
»Wissen Sie denn, wo sie arbeitet?«
Mrs. Mappers schüttelte den Kopf.
»Wie kommen Sie darauf, daß dieser Mann mit dem grünen Auto ausgerechnet bei dieser van Straaten gewesen sein soll?«
»Soll?« empörte sie sich. »Er war bei ihr. Wissen Sie, das war nämlich so. Ich habe ihn ins Haus kommen sehen, kurz; nach sieben. Er stellte sein Auto draußen hin, ging auf das Haus zu, drehte sich noch einmal um, schaute unter den Wagen und kam dann endgültig zum Haus.«
»Und Sie haben gehört, wohin er gegangen ist?«
»Wo denken Sie hin? Ich lausche doch nicht!«
»Natürlich nicht«, sagte Phil. »Ganz durch Zufall haben Sie herausgefunden, daß dieser Mann bei der van Straaten war!«
»Jawohl«, nickte sie, »ganz durch Zufall, Bevor ich meine Fensterläden — ich wohne ja schließlich im Erdgeschoß, oben war es mir zu teuer — geschlossen habe, wollte ich noch einmal lüften. Ich öffnete also das Fenster und schaute hinaus auf die Straße. In diesem Moment kam die van Straaten aus dem Haus und lief ganz schnell in die Richtung, wo vorher der grüne Wagen stand. Der war ja inzwischen von der Polizei weggeholt worden.«
»Durch Zufall haben Sie das gesehen?« fragte Phil wieder.
Diesmal merkte sie im Eifer ihrer Rede nicht die Spitze in Phils Frage.
»Jawohl. Die van Straaten aber lief dort hin. Plötzlich blieb sie stehen, schaute suchend über die parkenden Autos, machte einen ganz langen Hals und kam dann aufgeregt zum Haus zurück.«
»Und dann?«
»Dann schloß ich meine Fensterläden. Vom Central Park kam Nebel herüber. Ich muß dann nachts immer so husten, wenn…«
»Wo ist die Wohnung der Vanstraaten oder van Straaten?« fragte ich.
»Apartment 3«, antwortete sie sofort.
»Wer hat den Notschlüssel zu diesem Apartment?«
»Hier gibt es keine Notschlüssel — es gibt ja auch keinen Hausmeister.«
»Darf ich mal telefonieren?« fragte Phil sofort.
Sie nickte gnädig.
Phil machte keine langen Umwege. Er ließ sich gleich mit dem Chef verbinden.
»Hallo, Mr. High — Phil. Ich bin mit Jerry hier in Nummer 1198, Fifth Avenue. Wir haben auf Grund einer sehr interessanten Aussage einer außergewöhnlich intelligenten Hausbewohnerin eine sehr wichtige Spur gefunden. Um ihr nachgehen zu können, benötigen
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