0467 - Der Killer schickte rote Rosen
Blechschaden. Außerdem habe ich es eilig. Ich habe nämlich die erste Spur von unserem Mörder!«
»Von welchem?«
Jetzt war Phil wieder am Staunen.
»Was heißt von welchem? Suchen wir denn zur Zeit mehrere?«
»Ja«, sagte ich, »an sich zwei. Jetzt allerdings nur noch einen.«
Er mißverstand mich gründlich. »Ich habe ihn ja noch nicht, nur eine Spur.«
»Aber ich habe einen. Tot.«
»Jerry, ich glaube, wir sollten uns gegenseitig mal darüber auf klären, was wir meinen.«
Ich gab ihm recht. Mit dem Lift fuhren wir nach oben und gingen in unser Büro. Phil nahm das Telefon und bestellte in der Kantine eine große Kanne heißen Kaffee und ein paar Steak-Sandwiches. Das Tablett wurde gleich gebracht und war ziemlich schnell leer. Wir steckten uns die wohlverdienten Zigaretten an und bliesen den Qualm gegen die Decke.
»Ich glaube, du fängst am besten an«, schlug ich'ihm vor.
»Gut. Heute vormittag, du warst kaum aus dem Haus und unterwegs zu deinem Verkehrsunfall auf dem Henry Hudson Parkway, tauchte hier die halbe Stadtpolizei auf.«
»Die halbe?« fragte ich vorsichtshalber.
»Na, ja — der Captain vom Central-Park-Revier und einer seiner Beamten, ein Corporal, Palater heißt er. Er hatte gestern abend Fußstreifendienst auf der Fifth Avenue. Dabei fiel ihm ein alter grüner Oldsmobile auf, der am Parkstreifen abgestellt war. Aus dessen Motor lief eine ganze Menge Öl auf die Straße. Vorher hatte er mal kurz ‘reingeschaut, weil er nach Papieren suchte. Heute früh las Palater die Zeitung mit dem Bericht über den Notury-Fall. Darin stand ja die Sache mit den abgeknickten Streichhölzern. Sofort erinnerte er sich, derartige Hölzer in dem alten Auto gesehen zu haben. Er meldete das seinem Captain, worauf der sofort mit seinem tüchtigen Corporal in die Center Street fuhr. Dort überzeugten sie sich noch einmal und kamen hierher. Ich fuhr mit ihnen hin und…«
»Und?« fragte ich interessiert.
»Die Streichhölzer sind identisch. Kein Zweifel. Der grüne Oldsmobile gehört dem Mann, der die Notury umgebracht hat. Vermutlich auch die Nittle. Jetzt müssen wir nur diesen Mann finden.«
»Dieser Mann liegt bei Dr. Hersh im Kühlfach. Er ist offenbar ermordet worden.«
Phil machte auf diese Eröffnung hin ein furchtbar enttäuschtes Gesicht. Doch es hellte sich sofort wieder auf.
»Deine Entdeckung ist aber ebenso wichtig wie mein Ermittlungsergebnis. Ich weiß nämlich bis jetzt noch nicht, wer dieser Mann ist. Außerdem bestätigt mir das, was du herausgefunden hast, noch weitere Aussagen.«
In kurzen Zügen schilderte ich ihm, was ich von Dr. Spyler erfahren hatte.
»1198, Fifth Avenue?« fragte Phil noch mal und ging zu dem großen Plan von Manhattan. Sein Finger glitt die Fünfte entlang und blieb dann plötzlich stehen.
»Stimmt!« sagte er. »In der unmittelbaren Nähe dieser Hausnummer wurde der Wagen sichergestellt und abgeschleppt. In jenem Haus müssen wir also eine Lösung finden.«
»Richtig. Whitstone oder Forrester. Vielleicht auch beide. Aber das klingt mir so einfach. Nach dieser Theorie brauchen wir ja nur hinzugehen und zu klingeln. Glaubst du etwa daran?«
»Lassen wir uns überraschen!« sagte Phil.
Wir zogen unsere Mäntel an, nahmen unsere Hüte und gingen. Ein paar Minuten später fuhr ich unseren Dienstwagen unmittelbar vor das Haus 1198 in der Fifth Avenue. Wir stiegen aus und schlenderten auf den Eingang zu. Die Tür war offen, und kein Portier hielt uns auf. Aber Namensschilder gab es hier überhaupt nicht, nur Zahlen und Buchstaben.
Entschlossen ging ich auf das Apartment 1 A zu und legte den Finger auf den Klingelknopf. Irgendwo ertönte ein leises Summen. Das war aber auch alles, was sich rührte.
Phil klingelte bei 1 B. Dort schlug ein melodisches Glockenspiel an.
Eine Frau, trotz der späten Mittagsstunde in einem seidenen Morgenmantel öffnete.
»Gents?« fragte sie. Sie machte den Eindruck, als erwarte sie ständig einen lieben Onkel aus der Provinz.
»Madam«, sagte ich, »ich suche den Hausmeister!«
Sie musterte mich mit einem empörten Blick.
»Sehe ich aus wie ein Hausmeister?« fragte sie spitz.
»Verzeihung, Madam«, ich legte allen verfügbaren Charme in meine Stimme, »ich äußerte nicht den Verdacht, daß Sie der Hausmeister sein könnten — ich suche ihn lediglich und bitte Sie, mir dabei zu helfen.«
Das wirkte. Sie lächelte wieder.
»Einen Hausmeister haben wir nicht. Dies hier sind alles Eigentumswohnungen. Wir brauchen
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