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0467 - Der Kristall der Macht

0467 - Der Kristall der Macht

Titel: 0467 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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in die Tiefen des Oronthos geschleudert worden, von wo es keine Rückkehr gab.
    Dennoch… allein die Gerüchte, die vom offensichtlich Unmöglichen sprachen, konnten Schaden anrichten. Selbst unter den Dämonen gab es viele, die abergläubisch waren…
    Die Fürstin der Finsternis beschloß, diesen Gerüchten entgegenzuwirken, ehe daraus eine Lawine wurde, die nicht nur sie mit sich in den Abgrund riß…
    ***
    Vorsichtig nahm Ted Ewigk den Becher entgegen. »Der Schierlingsbecher«, spöttelte er. »Was ist da drin? Sieht aus, als würde es unten auf dem Boden des Bechers brodeln und köcheln.«
    Professor Zamorra grinste.
    »Krötenhirn, ein Gänsekopf mit Federn, Froscheingeweide, der fünfte Schwanzwirbel einer zweiköpfigen Ratte, ein Blutstropfen, bei Vollmond an einem Kreuzweg vergossen…«
    Carlotta verzog das Gesicht, als habe sie einen Regenwurm verspeisen müssen. Sie schüttelte sich. Nicole grinste lausbübisch. Ted Ewigk schüttelte den Kopf. »Rede keinen Quatsch. Was ist das wirklich?«
    »Das Rezept bleibt geheim«, erwiderte Zamorra. »Du warst mit einem Zaubertrank einverstanden, der dich kräftigt, und ich habe ihn dir zusammengebraut. Welche Zutaten hineinkommen, ist mein kleines Geheimnis. Hin und wieder helfe ich mir damit selbst auf die Beine, wenn ich unbedingt fit sein muß, aber eigentlich todmüde umfallen möchte. Der Trank weckt in dir Reserven, von denen du selbst nichts weißt. Der Nachteil ist, daß du hinterher, wenn die Wirkung vorübergeht, noch fertiger als fertig sein wirst. Die Natur läßt sich nur teilweise austricksen, aber nicht völlig betrügen.«
    »Das sagtest du vorhin schon«, murmelte Ted. »Also raus mit der Sprache, was ist da drin? Traust du mir nicht?«
    »Es ist eine alte Tradition, solche Rezepturen nur an den jeweiligen Nachfolger weiterzugeben«, sagte Zamorra. »Aber ich habe noch nicht vor, mein Ableben zu planen. Wie auch immer, der Trank macht dich vorübergehend zum Supermann. Miraculix hätte ihn nicht besser hingekriegt.«
    Ted führte den Becher an die Lippen. »Ich hoffe, du hast Erdbeeren hineingetan. Wegen des Geschmacks.«
    »Erdbeeren? Um diese Jahreszeit?« stöhnte Carlotta auf. »Die spinnen wohl, die Geisterjäger…«
    Ted nippte an dem noch heißen Gebräu. »Schmeckt ja scheußlich«, stieß er hervor und schüttelte sich. »Das soll ich wirklich trinken?«
    »Sich damit die Füße waschen hilft nicht«, versicherte Zamorra.
    »Du hättest wirklich Erdbeeren hineintun sollen«, murrte Ted und stürzte den Rest des »Zaubertranks« in einem langen Zug herunter. Er hustete krampfhaft, ließ den Becher fallen und schüttelte sich.
    »Medizin soll man vor Gebrauch schütteln und nicht hinterher, das ist einfacher«, lästerte Nicole.
    »Die nächste Person, der ich einen Kaktus schenke, wirst du sein«, brummte Ted mißmutig. »Schadet es, wenn man den üblen Nachgeschmack mit einem hübschen Jack Daniel's wegschwemmt?«
    »Alkohol und Magie? Du mußt wissen, was du verkraftest«, sagte Zamorra. »Ich würde es nicht tun.«
    »Teufel auch, ich will diesen Nachgeschmack loswerden. Das macht mich verrückt«, stieß der Reporter hervor. Er ging zur Hausbar hinüber und befüllte ein Whiskyglas mit dem goldfarbenen Getränk - vier Fingerbreiten hoch. »Ihr wollt ja nichts«, bemerkte er. »Alkohol und Magie…«
    Er trank vorsichtig. Seine Züge hellten sich ein wenig auf, aber dann schüttelte er sich noch einmal kräftig.
    Er war kein Trinker. Er genoß hin und wieder gern einen guten Tropfen, ohne es aber jemals zu übertreiben, weil er genau wußte, wie lebensgefährlich die vom Alkohol verursachten Bewußtseinstrübungen sein konnten, wenn man von Dämonen bedroht wurde und es mit Magie zu tun hatte. Schon ein winziger Fehler konnte dann zu einer unvorstellbaren Katastrophe führen.
    Aber jetzt hatte er plötzlich das Bedürfnis, einen etwas kräftigeren Schluck zu genießen. Und er wollte ja auch keine Schlacht gegen Dämonen führen, sondern lediglich Sara Moons Machtkristall zu orten versuchen. Dabei konnte nichts schiefgehen.
    »Wir trinken später«, sagte Zamorra. »Auf den Erfolg…«
    Ted lächelte dünnlippig. »Du behauptest also ernsthaft, daß du diesen Zaubertrank selbst benutzt?«
    »Wenn es wirklich sein muß, sonst nicht.«
    »Das müssen aber verzweifelte Notsituationen sein«, brummte der Reporter. »Freiwillig trinke ich das Zeug nicht noch einmal.«
    »Das liegt durchaus im Sinne des Erfinders«, sagte Zamorra ernst.

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