0467 - Der Kristall der Macht
Eroberungskriege, weil ihre Herrscher es so wollten. Bei den Ewigen steckte der Drang nach Eroberung und Macht aber in jedem einzelnen. Jeder Ewige für sich war ein kleiner Weltenherrscher, und nur der Zwang, innerhalb ihrer Art zusammenhalten und -arbeiten zu müssen, hatte sie in ihre Rangfolge vom Omega zum Alpha gepreßt. Aber selbst der rangniedrigste Ewige setzte stets alles daran, Macht zu erlangen.
Sie waren zum Herrschen geboren.
Zumindest gingen sie selbst von dieser Prämisse aus. Was jene darüber dachten, die von ihnen beherrscht werden sollten, interessierte sie nicht.
»Mir scheint, Eure tausendäugige allessehende und allweise Erhabenheit, Eurer Siegel besaß nicht die Macht, den Frevler abzuschrecken«, sagte Zamorra mit mildem Spott, um Ted ein wenig aus der Reserve zu locken. Er wollte wissen, wieweit Ted sich noch mit den Ewigen identifizierte und ob vielleicht dieses Zugehörigkeitsgefühl verantwortlich für sein zeitweiliges ungewohntes Verhalten war.
»Kannst du auch mal wieder normal reden?« fragte Ted trocken. Er öffnete die Tür und trat in den dahinter liegenden Lagerraum. Zamorra folgte ihm langsam. Er sah keinen Grund zu besonderer Vorsicht. Der das Siegel zerstört hatte, war längst fort.
Ted schlenderte zwischen den Regalen und Nischen entlang. Nach einer Weile kam er zurück. »Er muß sich bedient haben, aber ich kann beim besten Willen nicht sagen, was fehlt«, sagte er.
»Es gibt doch sicher Inventarlisten«, sagte Zamorra. »Ich kann mir nicht vorstellen, daß ein Volk, das die überlichtschnelle Weltraumfahrt beherrscht und in der Lage ist, eine ganze Galaxis unter ihre Kontrolle zu bringen, darauf verzichtet. Es muß irgendwo einen Computer geben, der sowohl das eingelagerte Material speichert als auch Entnahmen registriert.«
Ted grinste.
»Du bist genial«, sagte er. »Dann zeig mir diesen Computer mal.«
»Ich dachte, du bist hier der Herr im Haus«, erwiderte der Parapsychologe.
»Ich hatte anderes zu tun, als hier im Staub der Jahrhunderte herumzuwühlen«, sagte Ted. »Ich glaube auch, daß es eine solche Registratur gibt. Aber ich weiß nicht, wo ich danach suchen soll. Es gibt keinen Anhaltspunkt. Ich müßte so denken wie ein Ewiger, um es herauszufinden. Aber diese entscheidende Veranlagung fehlt mir. Vergiß nicht, daß ich kein Ewiger bin, sondern daß in mir nur das Blut eines meiner Vorfahren fließt, von den alten Griechen Zeus genannt und der einzige ERHABENE, der freiwillig abdankte.«
Zamorra seufzte. »Gibt es irgendwo Staubspuren? Wo etwas weggenommen wurde, muß die Staubschicht doch dünner sein.«
Ted grinste.
»Du bist wirklich genial«, sagte er. »Schau dich um.«
Zamorra biß auf seine Unterlippe. Er schalt sich einen Narren, daß es ihm nicht sofort aufgefallen war. Im Arsenal gab es keinen Staub. Wie auch immer das möglich war - die Ewigen hatten schon vor über tausend Jahren eine Methode entwickelt, Lagerräume völlig staubfrei zu halten.
»Wir wissen also nicht, was er mitgenommen hat. Gibt es irgendwo Lücken?«
»Bin ich ein Auskunftsbüro?« murrte Ted. »Wenn du mehr wissen willst als ich, dann schau dich gefälligst selbst um! Mir reicht es, daß jemand das Siegel geknackt hat, und ich kann nur hoffen, daß dieser Jemand Omikron Yared Salem war und nicht ein Ewiger oder ein Mann in Schwarz , der ihm möglicherweise gefolgt ist!«
Er verließ das Arsenal und ging hinüber zur Tür, die den Kuppelraum mit den Regenbogenblumen von der Transmitter-Schaltzentrale trennte.
Deren Tür war natürlich nicht versiegelt. Da die Schaltzentrale blockiert war, gab es keinen Grund, den Raum an sich zu verschließen, weil ja kein Unbefugter hereinkommen konnte…
Zamorra folgte dem Reporter.
Der Raum wirkte auf den ersten Blick unverändert.
Es gab das Schaltpaneel, und es gab die große dreidimensionale Projektion, auf der die Verbindungen der einzelnen Transmitter-Stationen untereinander bildlich dargestellt werden konnten. Und es gab die große Konkavschale, die als Materiesender und -empfänger diente.
Ted Ewigk trat an das Schaltpult.
Zamorra blieb etwas zurück. Er kannte sich mit den Schaltungen nicht aus. So etwas überließ er lieber Leuten, die Ahnung davon hatten. Aber Ted winkte ihn herbei.
»Schau dir das an«, sagte der Reporter entgeistert. Zamorra registrierte, daß die Stimme des Freundes leicht zitterte. Der Reporter deutete auf eine Reihe von Instrumenten. Farbfelder und andere bunte Markierungen bildeten
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