0467 - Der Kristall der Macht
Monaten«, echote Zamorra. Er drehte den Kopf und sah den Reporter fragend an. »Bist du absolut sicher?«
Ted wies auf die Instrumente. »Soviel kenne ich mittlerweile auch davon, und griechische Schrift und Zahlensymbole kannst ja wohl auch du lesen, oder hast du an deinem Gymnasium damals keine humanistische Ausbildung genossen?«
Zamorra winkte ab. »Natürlich hatte ich das zweifelhafte Vergnügen, Altgriechisch und Latein pauken zu dürfen. Das war damals Grundvoraussetzung, um später an der Hochschule mein Lieblingsfach studieren zu dürfen…«
»Ich habe die alten Sprachen damals abgewählt, sobald ich konnte«, sagte Ted, »und dann, als kein Zensurendruck mehr dahinter stand, machten sie mir plötzlich tierischen Spaß und ich habe nebenher freiwillig weiter gelernt…«
Zamorra schmunzelte. Schulerinnerungen wollten in ihm aufkommen, aber er drängte sie zurück. Er hatte seinerzeit nichts abwählen müssen, weil er von Natur aus extrem sprachbegabt war. Er brauchte bloß ein paar Dutzend Sätze zu hören, um schon die ersten Strukturen einer fremden Sprache erfassen zu können. Vielleicht hing es mit seiner latenten telepathischen Begabung zusammen. Bisher hatte er sich jedenfalls fast überall auf der Welt immer verständlich machen können. Ausnahmen, mit denen er sich schwer tat, waren slawische und baltische Idiome, chinesisch und rätoromanisch.
Er betrachtete die Anzeigen der Instrumente und nickte. Er konnte die Schrift und die Zahlen fließend lesen. Damals, als die Ewigen zum ersten Mal die Erde berührten, war ihr Hauptstützpunkt der Olympos in Griechenland gewesen. Die Hellenen hatten die Schriftsprache der Ewigen übernommen und bis heute, wenn auch stellenweise verändert und modernisiert, beibehalten. Bei den ersten Kontakten mit der Dynastie hatte Zamorra sich noch darüber gewundert, weshalb die Ewigen die griechische Schrift verwendeten. Dabei hätte es ihm schon damals zu denken geben müssen, daß Ted Ewigk eine Weile unter dem Schutz eines gewissen Apollon gestanden hatte, der sich hin und wieder gezeigt und auch mal eingegriffen hatte, wenn Ted in Bedrängnis war. Seit Ted seine Bestimmung als Nachfolger des ERHABENEN Zeus erkannt hatte, hatte Apollon sich nicht wieder gezeigt.
Lange lag das alles zurück…
»Glaubst du, die Brüder hätten sich zwischendurch mal hier gezeigt?« überlegte Ted Ewigk. »Kann ich mir eigentlich nur schwer vorstellen, denn dann hätten sie mit Sicherheit versucht, mich umzubringen… und überhaupt dieses Arsenal in ihren Besitz zu bringen. Damals, nach der Entdeckung, haben wir ja gerade noch so eben alle Spuren und Hinweise unbrauchbar machen können, die hierher führten…«
Zamorra zuckte mit den Schultern. Er stimmte Ted zu. Aber ein Rest von Unsicherheit blieb. Hinzu kam die Gefahr, daß gerade jetzt Ewige auf diesen Sektor der Sternenstraßen aufmerksam werden konnten…
»Kannst du die Schaltungen wieder blockieren?« fragte Zamorra.
Ted schüttelte den Kopf. »Warte mal…« Seine Finger berührten bedächtig einige der Sensortasten und Steuerschalter, die unter dem leichten Druck in andere Positionen glitten. Aber nichts geschah. Ted zuckte mit den Schultern. »Fehlanzeige«, gestand er. »So hätte es funktionieren müssen. Salem hat es mir einmal gezeigt, aber ich habe damals nicht ein einziges Wort verstanden. Meiner Erinnerung nach war es genau diese Schaltkombination, um alles zu blockieren, aber er muß noch irgendeine andere Taste bedient haben, die ich nicht gesehen habe. Und alles nacheinander auszuprobieren - schau es dir an. Das dauert Stunden…«
»Tage!« behauptete Zamorra. »Mindestens! Bei der Vielzahl möglicher Kombinationen… und bei vielen der möglichen Schalter wissen wir nicht einmal, was sie sonst bewirken. Wenn wir Pech haben, geht es uns so wie einem meiner Bekannten, der sich einen Personal Computer zulegte, meinte, er käme damit zurecht, ohne die Bedienungsanleitungen zu lesen, weil die Tastatur doch wie bei einer Schreibmaschine aussah… und schon beim ersten Versuch formatierte er sein Programm.«
»Hä?« machte Ted. »Wie geht denn so was?«
Zamorra grinste. »Keine Ahnung - da mußt du meinen Bekannten fragen. Jedenfalls mußte er sich ein neues Programm kaufen. Und ich habe das dumpfe Gefühl, daß wir hier als blinde Knopfdruck-Touristen eine Menge Schaden anrichten können, der sich später nicht mehr beheben läßt. Vermutlich wäre es sicherer, ein paar Handgranaten an strategisch
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