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0467 - Der Kristall der Macht

0467 - Der Kristall der Macht

Titel: 0467 - Der Kristall der Macht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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wie Ted Ewigk sich gegen den übermittelten Befehl wehren wollte. Selbst nachträglich war die Loyalität seinen Freunden gegenüber stärker gewesen als der eigene Überlebensdrang. Das hatte Stygia etwas verblüfft, zumal Ted Ewigk sich in der letzten Zeit den Freunden gegenüber ziemlich entfremdet hatte.
    Eigentlich war das gar nicht so sehr in ihrem Sinne, jedoch unvermeidbar gewesen. Es hätte leicht zur Entdeckung führen können. Doch das Mißtrauen Zamorras war in eine ganz andere Richtung gegangen. Stygia nahm sich vor, für die Zukunft daran zu denken, falls sie das Experiment wiederholen würde. Auch nur scheinbar unwichtige Kleinigkeiten wie diese mußten bedacht werden.
    Stygia hinderte Ted Ewigk daran, sich zu opfern und damit Zamorra das Leben zu retten.
    Es war nicht einmal schwer, weil ihr Befehl Teds Überlebenswillen traf und von ihm verstärkt wurde. Die Gewissens-Schwelle konnte zwar nicht gänzlich ausgeschaltet, aber immerhin unterdrückt werden. Teds Gehirn rettete sich aus dem unlösbaren Dilemma zwischen Loyalität, Überlebensdrang und Befehl, indem es in Bewußtlosigkeit versank.
    Keine schlechte Lösung , dachte Stygia.
    Die Todesfalle war perfekt. Nun blieb nur zu hoffen, daß Zamorra auch in sie hineintappte. Aber selbst, wenn er es nicht tat - der nächste, der die von dieser Steuerzentrale aus überwachten Sternen-Straßen benutzte, würde das Inferno auslösen und diesen Teil des Transmitternetzes zerstören.
    Ein erheblicher Rückschlag für die Zamorra-Crew, selbst wenn Zamorra überlebte.
    Und für Stygia ein doppelter Triumph: der bislang geheime Brückenkopf der Ewigen in der Hölle wurde zerstört , bevor die Ewigen sich daran erinnerten und zuschlugen .
    Diesen Sieg konnte ihr niemand streitig machen. Was auch immer geschah - sie hatte ihn auf jeden Fall jetzt schon errungen.
    Sie zog sich wieder aus dem dunklen Raum zurück. Wenn Zamorra zurückkehrte, brauchte er ihre Anwesenheit nicht zu spüren. Stygia war nicht auf eine persönliche Auseinandersetzung aus, bei der sie möglicherweise erneut den kürzeren zog. Sie hatte ihre Erfahrungen mit Zamorra gemacht und war froh, daß sie noch lebte. Sie wollte ihm nur ungern noch einmal selbst gegenübertreten - selbst hier in der Hölle nicht, die ihre Domäne war, ihre Heimat.
    Ihr Verhalten war typisch.
    Andere nannten es feige . Stygia, und viele andere Dämonen, nannten es vorsichtig .
    ***
    Yared Salem zuckte zusammen.
    Sein Dhyarra-Kristall strahlte einen kurzen Impuls aus.
    Im ersten Moment wußte der Mann in der Ritterrüstung diesen Impuls nicht zu deuten. Es war fast wie die Meldung, daß in der Nähe ein anderer Kristall benutzt worden war, und doch wieder ganz anders. Salem konnte nicht ahnen, daß dieser verfälschte Impuls nur dadurch entstanden war, daß der Schatten Leonardo deMontagnes den Machtkristall lediglich berührt hatte.
    Magie traf Magie.
    Immerhin wußte Salem, daß der Impuls von einem anderen Dhyarra-Kristall ausgegangen war. Und seines Wissens nach gab es außer seinem eigenen derzeit nur einen einzigen anderen in der Hölle: den Machtkristall.
    Ob benutzt oder nicht, jemand war Salem zuvorgekommen.
    Erschüttert blieb der Ewige stehen. Er war zu spät gekommen. Was er hatte verhindern wollen, war eingetreten. Ein anderer hatte den Machtkristall an sich gebracht.
    So viel Zeit war vergangen. Währenddessen war der Kristall höchstwahrscheinlich unbeachtet geblieben. Möglicherweise hatte ihn jemand berührt und hierhin oder dorthin gelegt, ihn begutachtet, darüber gerätselt - wie auch immer. Vermutlich aber immer sicher geschützt. Es war einfach, einen verschlüsselten Dhyarra-Kristall in ein Tuch einzuschlagen und damit jegliche direkte Berührung zu vermeiden. Nur der Kontakt von Haut und Kristall löste eine Reaktion aus.
    Aber jetzt mußte genau das geschehen sein. Der Impuls deutete darauf hin. Salem war sicher, daß nicht nur er ihn wahrgenommen hatte. Auch andere, außerhalb der Hölle, mußten ihn gespürt haben. Es war nicht stark gewesen, dafür aber außerordentlich eindringlich. So, wie ein Mensch einen Ultraschallton nicht mit den Ohren hören, aber mit dem ganzen Körper fühlen kann.
    »Was jetzt?« flüsterte Salem.
    Jemand hatte den ungeschützten Kristall berührt.
    Wer das konnte, konnte ihn auch anwenden. Das hieß, daß Salems Mission gescheitert war. Er konnte aufgeben. Jemandem, der den Kristall benutzen konnte, würde er ihn niemals abnehmen können. Das war völlig

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