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0468 - Der Mordgötze

0468 - Der Mordgötze

Titel: 0468 - Der Mordgötze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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diesen vertrackten Fall zur Bearbeitung zugeteilt bekommen hätte. Aber die Möglichkeit, zu erkranken, blieb ihm ja immer noch. Dann mußte sein Stellvertreter sich damit herumplagen. Bianchi lobte sich ›ehrliche‹ Morde, die aus erklärlichen Gründen mit bekannten Waffen, Möglichkeiten und Techniken verübt wurden. Da machte es fast Spaß, das Puzzle zusammenzusetzen. Aber in diesem Fall gab es nicht den geringsten Ansatz einer brauchbaren Spur. Gestern abend waren die Tote und zwei ihrer Fotomodelle noch zusammengewesen, hatten sich dann getrennt, und am Morgen war die Fotografin tot in ihrem Bett gefunden worden. Das war alles. Kein Hinweis auf Feinde, auf Drohungen. Nichts. Nicht einmal eine Schutzgelderpressung der Mafia. Auch keine Drogen im Körper. Aber auch kein Herz…
    Lediglich die Holzfigur, von der diese Felicitas Aquila gesprochen hatte, gab es. Im Haus des Opfers war sie nicht mehr zu finden gewesen, dafür aber ein Kaufbeleg eines Antiquitätenhändlers in der Innenstadt, und als Bianchi bei Yasmin Bond, wie das andere Fotomodell hieß, anklingelte, um nachzufragen, ob die Negerin vielleicht mit zusätzlichen Fakten aufwarten konnte, hatte Bianchi eine abstoßend häßliche Holzfigur dort gesehen. Auf Befragen hatte Yasmin Bond angegeben, die Figur sei ihr von der Toten geschenkt worden. Eine Behauptung, die Felicitas Aquila bestätigte. Also kein Mordmotiv, zudem die Negerin garantiert keine Möglichkeit hatte, der Fotografin das Herz aus dem Körper zu reißen, ohne diesen Körper zu öffnen. Und einer so abscheulichen Holzfigur wegen jemanden zu töten, war wesentlich absurder, als einen Rentner für ein paar tausend Lire zu erschlagen. Letzteres kam schon einmal vor, aber diese Figur rangierte nicht einmal unter dem Begriff Kunst. Sonst wäre sie, laut Kaufbeleg, nicht so spottbillig gewesen.
    Kommissar Bianchi machte einen großen Haken unter die Sache mit der Holzfigur. Erledigt, unwichtig. Ablage V - wie Vergessen .
    Aber damit war bisher nur geklärt, wer als Täter ausschied. Der Kreis der Verdächtigen war nach wie vor leer - weil es eben keine Möglichkeit gab, auf diese bizarre Weise zu töten.
    Und von Magie als möglicher Erklärung hatte Vittorio Bianchi noch nie viel gehalten.
    ***
    Vorsichtig mußte er werden. Das so schnelle Auftauchen von Staatsdienern, die sich als mordaufklärende Polizisten bezeichneten, hatte Xotopetl erschreckt. Mit dem Mißtrauen der Büttel hatte er zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht gerechnet. Aber sie waren da gewesen, und natürlich hatten sie der neuen Lebensspenderin Fragen nach der alten Lebensspenderin gestellt. Der Weitgereiste begriff, daß sich in der langen Zeit viel geändert hatte. Damals, als der Bann ihn traf, hatte niemand sich Gedanken darum gemacht, wenn eine Frau - oder notfalls auch ein Mann - starb. Die Menschen dieser Zeit mußten verrückt sein, um einen der ihren einen solchen Aufwand zu betreiben.
    Das gefiel Xotopetl gar nicht. So sehr er sich auf sein neues Leben freute - er würde eine Menge ändern müssen - die Menschen hatten gefälligst nicht so neugierig zu sein. Jemand starb, und das reichte. Büttel auszusenden, die Todesursache oder den Täter herauszufinden, das war etwas, das Xotopetl gar nicht mochte. Er hielt es für völlig unsinnig. Die Menschen sollten froh sein, ihm Lebenskraft schenken zu können. Er hatte zwar mit Schwierigkeiten gerechnet, weil es auch zu seiner Zeit schon einige Menschen gegeben hatte, die gegen ihn waren und die auch über eine gewisse Macht verfügten - ihnen ›verdankte‹ er es zum Beispiel, daß er in das Holz gebannt worden war - aber damals war alles noch ganz anders gewesen.
    In dieser Zeit dachten die Menschen falsch. Wenigstens in einem Punkt hatte sich nichts geändert: Ihre Lebenskraft war nach wie vor verwertbar. Das war aber auch schon alles, wofür Kreaturen wie Xotopetl die Menschen gebrauchen konnte…
    Felicitas war erschüttert. Die Frau, mit der sie so lange und so eng zusammengearbeitet hatte, war tot. Patrizia Delorno war weniger ihre Fotografin und ›Chefin‹ gewesen, sondern eher so etwas wie eine Freundin. Daß es sie plötzlich nicht mehr gab, machte Felicitas zu schaffen.
    Aber die seltsame Todesart aktivierte ihre Hirnzellen. So etwas war doch nicht normal! Wer starb denn, weil jemand ihm das Herz aus dem Körper holte, ohne diesen Körper dabei zu verletzen? Alles war wie ein furchtbarer Alptraum. Mit normalen Mitteln war dieser Alptraum nicht zu

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