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0468 - Der Mordgötze

0468 - Der Mordgötze

Titel: 0468 - Der Mordgötze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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verwirklichen. Da steckte etwas anderes hinter. Aber was?
    Felicitas erinnerte sich an ein Gesicht.
    Sie hatte den Mann gestern gesehen, als sie nackt über die Via Veneto spazierte. Er hatte sich in der Menge der unbeteiligten Zuschauer befunden, die sich bei solchen öffentlichen Foto-Aktionen selten umgehen ließen. Felicitas wußte, daß sie dieses Gesicht schon mehrmals gesehen hatte. Im ersten Moment hatte sie es nicht glauben können, aber dann, als er sich mit den anderen Zuschauern in die Boutique treiben ließ, in der Yasmin als ›Verkäuferin‹ bereits ungeduldig auf das Erscheinen der nackten ›Kundin‹ wartete, war sie ihrer Sache sicher.
    Professor Zamorra!
    Sie griff in ihr Bücherregal. Da standen einige seiner Werke über Parapsychologie, Okkultismus und magische Erscheinungen. Felicitas hatte diese Bücher nicht nur gelesen, sondern förmlich ›gefressen‹. Sie interessierte sich für genau das, worüber dieser Parapsychologe - Professor aus Frankreich schrieb. In dreien der Bücher war sein Foto mit einem sehr kurzen biografischen Text abgedruckt. Daher wußte sie, wie er aussah, nur hätte sie es nie für möglich gehalten, daß ausgerechnet sie ausgerechnet ihm ausgerechnet hier in Rom begegnete. Und leider war in jenem Augenblick absolut keine Zeit gewesen, ihn anzusprechen.
    Sie war sein Fan; sie war von seinen Büchern begeistert. Wer in ihrem Umfeld verstand das schon? Die sich ihre Freundinnen nannten, kannten nichts außer Gesellschaftsklatsch und Gespräche über Mode und Skandale, andere wiederum waren der Ansicht, daß ein Fotomodell, das sich vorzugsweise für Akt- und Sexfotos hergab, doch keinen Tiefgang haben konnte und deshalb solche wissenschaftlich-philosophischen Bücher sicher niemals las.
    Aber genau das war ihr Interesse.
    Deshalb war sie auch überzeugt davon, daß Patrizias Tod weniger ein Fall für die vor einem Rätsel stehende Polizei war, sondern eher für einen Spezialisten, wie dieser Professor Zamorra aus Frankreich es war. Wenn es jemanden gab, der herausfinden konnte, auf welche seltsame Weise Patrizia gestorben war, dann war er es. Und Felicitas war auch sicher, daß es irgendwie mit dieser häßlichen Holzfigur zusammenhing, die Yasmin als ›indianisch‹ bezeichnet hatte. Mittlerweile erkannte Felicitas durchaus den süd- oder mittelamerikanischen Einschlag, und hatten die Maya nicht ihrem Sonnengott die Herzen ihrer Gefangenen geopfert? Die Parallele war für Felicitas unübersehbar, aber der Polizei hatte sie damit nicht kommen dürfen. Das war doch verrückt. Die Maya-Kultur war längst vernichtet, und selbst in ihrem Ursprungsgebiet gab es diese Menschenopfer schon längst nicht mehr. Dazu kam, daß Patrizias Körper an sich unverletzt war. Sie hatte nur tot auf ihrem Bett in einer Blutlache gelegen, und daneben ebenfalls im bereits getrockneten Blut jenes Herz.
    Daher war Felicitas sicher, daß nur ein Mann wie Zamorra das Rätsel lösen konnte. Und Zamorra war in Rom!
    Aber wie sollte sie ihn erreichen? Alle Hotels abtelefonieren? Das war ein aussichtsloses Unterfangen, bei dem sie alt und grau werden konnte, zumal die meisten Hotels ihr keine Auskunft über ihre Gäste geben durften.
    Aber Felicitas fand einen anderen Weg.
    In den Büchern waren ja die Verlagsadressen angegeben. Schon der erste Verlag gab ihr zwar nicht die Telefonnummer, aber die Anschrift preis. Und mit der konnte sie dann via Auslandsgespräch den Telefonanschluß herausbekommen.
    Ein Professor, der in einem Loire-Schloß wohnte! Unglaublich und traumhaft, aber als Felicitas dann daran dachte, wie viele Touristen aus aller Herren Länder jedes Jahr die Loire heimsuchten, fand sie es plötzlich gar nicht mehr so schön.
    Sie rief im Château Montagne an, nachdem sie innerhalb von drei Stunden die Telefonnummer herausbekommen hatte. Natürlich konnte der Parapsychologe nicht daheim sein, aber Felicitas rechnete damit, daß er entweder per Anrufbeantworter seine derzeitige Erreichbarkeit mitteilte oder Personal hatte, das so etwas für ihn erledigte. In ihrer Branche war das nicht viel anders…
    Ein der Stimme nach schon recht alter Mann, der sich als Raffael Bois vorstellte, teilte ihr mit, daß sein Chef sich derzeit in Rom befand, gab den genauen Aufenthaltsort aber erst preis, als Felicitas unter Zusammenkratzen all ihrer französischen Sprachkenntnisse ihm verdeutlicht hatte, worum es eigentlich ging und daß sie alles andere als ein Fan war, dem's nur um ein Autogramm des

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