0468 - Der Mordgötze
großen Experten oder um die existentiell bedeutsame Frage nach den telepathischen Fähigkeiten von Zwergkaninchen ging.
Schließlich, am frühen Nachmittag, wußte sie endlich, wo sie den Professor in Rom erreichen konnte. Und Monsieur Bois hatte ihr auch noch versichert, den Professor von sich aus zu informieren, falls er in der Zwischenzeit schon wieder zurückkäme.
Felicitas war erleichtert.
Professor Zamorra eine halbe Stunde später nicht.
***
Xotopetl verstärkte seinen Einfluß auf die neue Lebensspenderin. Er befürchtete, daß man ihm zu rasch auf die Spur kommen werde. Deshalb mußte sie ihm schon so bald wie möglich ihren Tribut zollen. Je stärker der Weitgereiste war, desto besser konnte er für seinen Schutz sorgen. Er bedauerte nur, daß er die andere Frau, die so willensstabil und mißtrauisch war, kaum unter seine Kontrolle bringen konnte. Es war jetzt noch schwieriger als am vorherigen Tag. Denn gerade dieses Mißtrauen in ihr war stärker geworden.
Xotopetl hatte beschlossen, daß seine jetzige Lebensspenderin ihrer Aufgabe noch an diesem Tag gerecht zu werden hatte.
Daß jemand es kaltblütigen Mord nennen könnte, darauf kam der Weitgereiste nicht. Für Xotopetl, den Göttlichen, war es eher eine Art Nahrungsaufnahme.
***
Professor Zamorra hatte sich Ted Ewigks Auto ausgeliehen. An sich war das öffentliche Verkehrsnetz durchaus flächendeckend und ausreichend, aber die Erfahrung zeigte, daß oft genug Spuren verfolgt werden mußten, die in Gegenden führten, die mit Bussen und Bahnen nicht erreichbar waren. Und auf ein Taxi zu warten, das erst mit Verzögerung kam und dann die Fahrgäste an den Rand eines Herzinfarkts brachte, wollte Zamorra nicht riskieren. Von früheren Abenteuern her war er von der Fahrweise römischer Taxifahrer noch vollkommen bedient.
Das Ziel war eine Etagenwohnung im Süden der Stadt. Die Haustür war offen, so daß Zamorra und Nicole sich direkt nach oben begeben konnten. An der Türklingel befand sich ein kleines, handgemaltes Schild. F. Aquila. »Hier sind wir richtig«, stellte Zamorra fest und vergrub den Klingelknopf unter seinem Zeigefinger. Felicitas Aquila, die Anruferin, schien bereits gewartet zu haben, denn nur wenige Sekunden später wurde die Wohnungstür bereits geöffnet.
»Sie?« stieß Zamorra hervor.
»Hoppla!« sagte Nicole. »Das Leben ist voller Überraschungen. Haben wir uns nicht gestern nachmittag schon mal gesehen?«
»Deshalb habe ich mich ja an Sie gewandt«, sagte die Blonde. »Kommen Sie herein. Was darf ich Ihnen anbieten?«
»Erklärungen«, bat Zamorra. »Ihrem Anruf nach ging es um einen Mordfall, der durch Zauberei bewerkstelligt worden sein soll. Wer bearbeitet den Fall? Wo hat der Mord stattgefunden? Wo ist der Leichnam jetzt?«
»Sie fallen wohl immer mit der Tür ins Haus?« fragte die Blonde.
Zamorra lächelte. »Ich möchte nur klarstellen, daß ich lediglich Ihrer schönen Stimme wegen hierhergekommen bin. Und wenn ich beratend tätig werden oder etwas unternehmen soll, dann muß ich zumindest die Einzelheiten kennen. Außerdem wird es sich kaum umgehen lassen, daß ich mit der Polizei zusammenarbeite. Aktionen auf eigene Faust mag man dort nämlich überhaupt nicht. Ich will auch den ermittelnden Beamten nicht ins Handwerk pfuschen und eventuelle Spuren vernichten.«
Felicitas führte sie in eine Wohnlandschaft mit Zimmerpalmen, Orchideen und Sitzkissen und Decken anstelle der Möbel. Entsprechend flach waren auch die kleinen Tischchen mit den Glas- oder Marmorplatten. An den Wänden befanden sich abwechselnd Bücherregale und surrealistische Kunstdruckposter. Zamorra ließ sich im Schneidersitz auf einer der Decken nieder. Nicole wanderte über den weichen Teppich zum Fenster. »Hübsch hier«, stellte sie fest, »bloß die Aussicht könnte schöner sein. Wieso glauben Sie, daß ausgerechnet Professor Zamorra helfen kann? Wie kommen Sie überhaupt darauf, daß der Mord durch Zauberei bewerkstelligt worden sein soll?«
Felicitas erzählte. Von Anfang an. Zamorra und Nicole hörten aufmerksam zu. »Und Sie sind also der Ansicht, daß die Polizei mit diesem Fall überfordert ist, weil man nicht an Zauberei glauben darf?«
»Ich möchte, daß die wahren Hintergründe herausgefunden werden«, sagte die Blonde. »So wie es jetzt aussieht, wird die Polizei die Akte irgendwann als ungelösten Fall schließen und ins Archiv geben. Wer oder was wirklich hinter Patrizias Tod steckt, wird man nicht aufklären. Aber
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